Arbeit ist nicht alles im Leben. Viele Uni-Absolventen lassen es deshalb ruhig angehen mit dem ersten richtigen Job. Hier ein wenig in der Bar aushelfen, da ein Teilzeit-Schnupper-Praktikum starten. Die neue Freiheit wird ausgekostet. Nicht selten wird erst einmal die Welt bereist. Im Grunde spricht da auch nichts gegen. Alles, was man im Leben unternimmt, bringt einem Menschen auch etwas – und seien es nur ein paar Erfahrungen mehr. Dennoch sei so ein alternativer Kaltstart für die Karriere häufig eher von Nachteil, so US-Forscher.
Berufliche Spätzünder klettern Karriereleiter nur noch selten rauf
Einer Untersuchung des Strada Institute for the Future of Work in Zusammenarbeit mit der Arbeitsmarkt-Analyse-Softwarefirma Burning Glass Technologies zufolge kann sich so ein Berufsbeginn – nüchtern betrachtet – noch zehn Jahre später negativ auf die berufliche Laufbahn und die Höhe des Gehalts auswirken. Der erste Job entscheidet maßgeblich, wie sich die Karriere fortan entwickelt, so die Studienführer. Wer zu Beginn ein paar Jahre aussetzt oder zu tief einsteigt, brauche lange, um den Rückstand wieder aufzuholen.
Ein paar Zahlen dazu: Von den US-amerikanischen Uni-Absolventen, deren erste Stelle ihrer Qualifikation entsprach, waren 87 Prozent auch noch fünf Jahre später angemessen beschäftigt. Für neun von zehn dieser Personen galt das sogar noch zehn Jahre nach dem Abschluss. Bei Spätzündern sieht das anders aus: Vier von zehn Uni-Absolventen waren anfangs überqualifiziert. Bei zwei Dritteln habe sich auch fünf Jahre später nichts an dem Status geändert. Bei 75 Prozent sah das sogar zehn Jahre später noch nicht anders aus.
„Überqualifizierung ist keinesfalls ein vorübergehendes Problem.“
Die US-Forscher haben auch ausgerechnet, was ein späterer Einstieg ins Berufsleben für das Gehalt bedeutet. Der Preis für den Karriere-Spätstart würde laut Strada und Burning Glass bei durchschnittlich 10.000 US-Dollar weniger Einnahmen pro Jahr liegen. Gegenüber dem Time Magazine fasst Michelle Weise vom Strada Institute die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Überqualifizierung ist keinesfalls ein vorübergehendes Problem.“ Die Personengruppe, die am häufigsten betroffen sei, sind übrigens Frauen.
Laut der Studie müssten sie sich besonders vor dieser Karrierefalle fürchten. Der Untersuchung nach sind 47 Prozent der Uni-Absolventinnen im ersten Job überqualifiziert. Das seien immerhin zehn Prozent mehr als bei den Männern. Zudem kommen im Arbeitsleben einer Frau noch weitere strukturelle Nachteile hinzu – etwa Ausfallzeiten durch die Mutterschaft sowie generell häufig niedrigeren Gehältern. Für die Erhebung wurden mehr als 800 Millionen Jobanzeigen und über 80 Millionen Lebensläufe ausgewertet.
Ich habs ja immer gesagt!
Ähm, hier ist von einer US-Studie die Rede die sich sicherlich ausschließlich mit US-Arbeitnehmern beschäftigt. Es ist also nicht gesagt, ob sich die hier getätigten Aussagen 1:1 auf deutsche Verhältnisse übertragen lassen. Immerhin ticken die Europäer oder auch Japan deutlich anders als US-Amerikaner…
Allzu unkommentiert, wie hier geschrieben, kann man in meinen Augen die Ergebnisse der Studie nicht stehen lassen.
Die These kann ich jetzt nicht bestätigen. Ich habe jetzt auch nicht den Überblick, wie die Studie designt wurde und ob und wie die unterschiedlichen Muster des Aufstiegs kompensiert wurden.
Seinen Aufstieg fördert man ja durch regelmäßigen Wechsel und permanentes Zeigen seiner Ambition. Ich halte die vorausgesetzten Eigenschaften dafür aber für komplett orthogonal zum Einstiegsalter.
Aus eigener Erfahrung (Studium, abseits des Lehrberufs) kann ich sagen, dass man es recht weit (6-stellig, Führungsverantwortung, Budgetautonomie) schaffen kann, auch wenn man im ersten richtigen job schon die 3 vorne hat.