Mars-Forschung: Ist hier einst Schlamm aus dem Boden gesprudelt?
Es sei „die erste umfassende Analyse […], die sich speziell auf einen mutmaßlichen Schlammsee konzentriert“, so Planetenforscher Alexis Rodriguez gegenüber dem Newsportal space.com.
Rodriguez und sein Team haben für ihre Arbeit eine auffällige Fläche im Hydroates-Chaos untersucht, einem der sogenannten chaotischen Gebiete auf dem Mars. Die chaotischen Gebiete sind normalerweise von Tafelbergen und unterschiedlich großen, isolierten Gesteinsblöcken geprägt. Im Hydroates-Chaos gibt es allerdings einen runden Bereich, dessen verhältnismäßig flacher Boden von Kegeln und Kuppeln übersäht ist. Die wiederum sehen nicht so aus, als wären sie Überreste einer Sturzflut oder ähnliches, sondern als ob sie aus dem Planeteninneren heraus entstanden sind.
Die These, die die Forschenden am Planetary Science Institute mithilfe von Simulationen aufgestellt haben: Unterhalb der auffälligen Fläche könnte einst Wasser in Eisform eingelagert gewesen sein. Das könnte irgendwann geschmolzen und vor rund 1,1 Milliarden Jahren an die Oberfläche gesprudelt sein, wodurch ein Schlammsee entstanden wäre. Der wiederum verflüchtigte sich im Lauf der Zeit – und zurück blieben die Kegel und Kuppeln, die heute zu sehen sind.
Leben auf dem Mars? Mutmaßlicher Schlammsee könnte Hinweise geben
Ein besonders spannender Aspekt am mutmaßlichen Schlammsee: die Zeit, zu der er entstanden sein dürfte. Denn mit einer Entstehungszeit vor rund 1,1 Milliarden Jahren ist er verhältnismäßig jung – Forschende gehen davon aus, dass der Mars zu dieser Zeit schon länger unbewohnbar und das Grundwasser zu größten Teilen verschwunden war.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen haben Alexis Rodriguez und sein Team im Fach-Journal Nature Scientific Reports veröffentlicht. In zukünftigen Projekten wollen sie analysieren, was unter der Oberfläche des Sees gelegen hat – und möglicherweise forscht bald auch die Nasa am mutmaßlichen Schlammsee mit.
Die Raumfahrtbehörde entwickelt derzeit nämlich ein Gerät namens EXCALIBR (Extractor for Chemical Analysis of Lipid Biomarkers in Regolith), das Planetengestein auf bestimmte Biomarker untersuchen soll. Mögliche Einsatzgebiete wären beispielsweise der Mond oder der Mars. Und auf letzterem könnte ein ganz bestimmtes chaotisches Gebiet von Interesse sein: „Hydraotes-Chaos wird als möglicher Landeplatz für EXCALIBR in Betracht gezogen“, sagt Alexis Rodriguez gegenüber space.com.