Professor Homei Miyashita hat den – zugegebenermaßen riesigen – Prototyp eines Bildschirms vorgestellt, der einen Schritt auf dem Weg zu einem multisensorischen Fernseherlebnis darstellen soll. Das Gerät mit dem Namen „Taste the TV“ (TTTV) sitzt auf einem Karussell mit 10 Aromabehältern. Die sollen in Kombination den Geschmack verschiedener Lebensmittel erzeugen können. Einmal zusammengemixt, wird die Geschmacksprobe auf eine Folie gesprüht, die auf dem Screen ausgerollt und von dort buchstäblich abgeschleckt werden kann.
„Das Ziel ist es, den Menschen die Erfahrung zu ermöglichen, in einem Restaurant auf der anderen Seite der Welt zu essen, auch wenn sie zu Hause bleiben“, sagt Miyashita. Gerade während der Coronapandemie könne das ein Stück Freiheit bedeuten.
Miyashita fokussiert sein ganzes Schaffen auf den Geschmack
TTTV ist nicht das erste „schmackhafte“ Produkt, das Miyashita und sein Team von etwa 30 Studierenden entwickelt haben. So stellten sie etwa eine Gabel vor, die den Geschmack von Speisen verstärken kann. Für das TTTV hält er eine kommerzielle Variante möglich, die unter 1.000 US-Dollar für den Endkunden kosten würde. Wie hoch die Folgekosten wären, vor allem jene der stetig auszuwechselnden Aromabehälter, nebst der Frage, wo man die herbekommen würde, lässt er unbeantwortet.
Mögliche Anwendungsfelder sieht der Professor einer der prestigeträchtigsten Universitäten Japans etwa im Fernunterricht für Sommeliers und Köche oder bei Verkostungs- und Quizspielen. Zudem führt Miyashita Gespräche mit Herstellern über den Einsatz seiner Sprühtechnologie. In einem Fall gehe es um ein Gerät, das den Geschmack von Pizza oder Schokolade auf eine Scheibe getoastetes Brot sprühen kann.
Zudem arbeitet er an der Idee, eine Plattform zu schaffen, auf der Geschmacksrichtungen aus der ganzen Welt heruntergeladen und von den Benutzern getestet werden können – eine Art Geschmacks-Streaming-Dienst, ganz ähnlich jenen, die es heute für Musik gibt.
Prototyp kann jedenfalls Schokoladengeschmack erzeugen
Beim Tokio-Besuch eines Reuters-Teams demonstrierte eine Meiji-Studentin das TTTV. Sie erteilte dem Bildschirm per Sprachbefehl die Anweisung, ihr süße Schokolade zuzubereiten.
Nach einigen Versuchen wiederholte eine automatische Stimme die Bestellung. Danach sprühten Aromadüsen eine Probe auf eine Plastikfolie. „Es ist eine Art Milchschokolade“, freute sich die Studentin. „Sie ist süß wie eine Schokoladensoße.“