
Ein Login-Schlüssel für viele Websites – das versprechen inzwischen mehrere Dienste in Deutschland. (Bild: Maksim Kabakou / Shutterstock)
Noch vor zwei Jahren diskutierte man intensiv darüber, wer denn nun die Vormachtstellung im Kampf der Login-Allianzen erzielen würde: Verimi oder Net-ID? Und warum es überhaupt zwei verschiedene Allianzen gegen die US-amerikanischen Platzhirsche von Google bis Facebook braucht. Jetzt wird mit Hilfe des passwortlosen Login-Dienstes Mobile Connect, den die drei großen Mobilfunkbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica unterstützen, deutlich, dass sich die beiden Allianzen immer mehr in unterschiedliche Richtungen entwickeln.
Login-Allianzen: Die Welt ist groß genug
Während Verimi erfolgreich mit Allianz, Deutscher Bank, (und schon bisher) Telekom zusammenarbeitet und zudem auch bei diversen Banking- und Geldanlage-affinen Unternehmen wie Weltsparen, der Degussa-Bank oder der Norisbank zu finden ist, fährt Net-ID mit Account-Partnern wie ProSiebenSat1-Gruppe, RTL-Gruppe und der ganzen United-Internet-Familie (vor allem Web.de und GMX) eine etwas andere Strategie – und hat als Partner vor allem Medien wie die Süddeutsche Zeitung, die Merkur-Gruppe und vor allem aber auch zahlreiche E-Commerce-Anbieter im Boot. Dass Axel Springer (Bild und Welt) bei Verimi zu finden ist, hat eher historische Gründe. Ansonsten teilen aber, gewollt oder ungewollt durch das Vorhandensein von erfolgreichen Cases, die beiden Login-Allianzen die Online-Welt derzeit recht erfolgreich untereinander auf.
Ein Trumpf für die Net-ID-Unternehmen war bisher der niederschwellige Einstieg über ein paar Klicks. Denn die Millionen von Web.de- und GMX-Konten hatten quasi nebenbei bereits alles, was man brauchte, um Teil der Login-Allianz zu werden. Verimi wiederum hat jetzt mit der neuen Mobile-Connect-Lösung nicht nur die großen Mobilfunker an Bord, sondern hier eben auch einen einfachen Zugang geschaffen.
Und einen weiteren Nachteil hat Verimi jetzt mit der Mobile-Connect-Allianz, zu der man ja auch gehört, allerdings wett gemacht: die einfache Authentifizierung via Smartphone oder Mobiltelefon – ob man das jetzt unbedingt mit einer SMS realisieren sollte, steht zwar auf einem anderen Blatt, aber die Einfachheit überzeugt. Auch die Net-ID wird dahingehend liefern müssen, gerade im Hinblick auf die anstehende Strong Customer Authentication, die ja zwei Faktoren aus drei Gruppen an Merkmalen einschließt und in den nächsten Monaten noch so manchem E-Commerce-Unternehmen Kopfzerbrechen und höhere Abbruchquoten bescheren wird.. Ob und wann die Net-ID-Foundation entsprechende Verbesserungen bringt, bleibt abzuwarten – aber gerade diese marketinggetriebene Allianz könnte im September zur Dmexco nochmal mit ein paar Neuerungen aufwarten.
Deutscher Sonderweg: Langsam müssen sie liefern
Dass die Mobilfunkprovider hier in ungewohnter Gemeinsamkeit zusammen mit Verimi an einem Strang ziehen ist einerseits bemerkenswert. Allerdings kann man sehen, wie lange das gedauert hat, bis man soweit war. Denn ursprünglich hatte man die Mobile Connect-Lösung bereits im vergangenen Jahr realisieren wollen (und schon Anfang 2018 angekündigt). Einigkeit gegen Google, Facebook und Co. erfordert halt, dass alle Beteiligten über ihren Schatten springen und bei der technischen Realisierung kooperieren.
Doch egal ob Verimi oder Net-ID – der Weg, bis eine ausreichende Akzeptanz der Dienste erreicht wird, ist lang und steinig. Noch immer dürfte kaum jemand außerhalb der Internet-Filterblase mit den beiden Login-Allianzen und schon gar nicht mit dem neuen Login-Dienst der Telkos viel anfangen können, während Google- und Facebook-Logins millionenfach weltweit genutzt werden. Langsam müssen die Projektbeteiligten mal liefern und einen Usecase zeigen, der wirklich umfangreich genutzt wird. Denn gerade angesichts der Idee, dass man Mobile Connect in Zukunft möglicherweise auch für digitale Behördengänge nutzen könnte, bleibt zu hoffen, dass man hier nicht ähnlich versagt wie bei E-Post-Brief und DE-Mail.
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