Lovelace, Blackwell, Rubin: Was steckt hinter den Grafikkarten-Namen von Nvidia?

Schon jetzt hat Nvidia große Neuigkeiten für das nächste Jahr angekündigt. 2026 soll eine neue Mikroarchitektur für Grafikchips auf den Markt kommen, die den Namen Vera Rubin trägt. Schon in der Vergangenheit hat Nvidia besondere Codenamen für die GPUs – darunter Blackwell, Lovelace oder auch Hopper. Im ersten Moment scheint die Namensgebung dabei keinem Schema zu folgen. Wenn wir allerdings Namen wie Turing, Tesla und Curie hinzufügen, ergibt sich ein besseres Gesamtbild.
Denn Nvidia benennt seine Grafikchips jedes Jahr aufs neue nach berühmten Wissenschaftler:innen. Diese Tradition reicht dabei bis ins Jahr 1998 zurück – lediglich fünf Jahre, nachdem Nvidia gegründet wurde. Wir zeigen euch die einzelnen Codenamen für Nvidias GPUs in chronologischer Reihenfolge und wer in den einzelnen Generationen als Pat:in fungiert hat.
1998: Fahrenheit
Nvidia hat die Fahrenheit-Grafikprozessoren im März 1998 auf den Markt gebracht. Die Chips wurden im 350-nm-Fertigungsprozess hergestellt. Die Mikroarchitektur kam unter anderem bei der Grafikkarte Nvidia Riva TNT zum Einsatz. Sie hatte eine GPU-Taktfrequenz von 90 Megahertz und einen Speicher von 16 Megabyte.
Der Codename basiert auf den in Danzig geborenen Physiker und Erfinder Daniel Gabriel Fahrenheit (1686 bis 1736). Heute ist Fahrenheit vorwiegend für die Erfindung von Thermometern mit der Fahrenheit-Skala bekannt, die er 1714 entwickelte. Das System zur Temperaturbestimmung wird heute unter anderem noch in den USA genutzt.
1999: Celsius
Die Celsius-Mikroarchitektur wurde im Oktober 1999 von Nvidia vorgestellt. Der Chip wurde zunächst in einem 220-nm-Fertigungsprozess hergestellt; später gab es auch 180-nm-Grafikkartenchips. Zu den ersten Grafikkarten mit Celsius-Architektur gehörte die Nvidia Geforce 256 SDR mit einer Taktfrequenz von 120 Megahertz und 32 Megabyte Speicher.
Nvidia hat diese Generation nach Anders Celsius benannt, der von 1701 bis 1744 lebte. Der schwedische Physiker und Astronom hat 1742 ein weiteres Thermometersystem eingeführt. Ursprünglich legte Celsius den Gefrierpunkt des Wassers bei 100 Grad Celsius fest und den Siedepunkt bei 0 Grad. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné tauschte die Fixpunkte nach Celsius Tod aus. Die so entstandene Skala ist heute immer noch in vielen Teilen der Welt gebräuchlich.
2001: Kelvin
Von 2001 bis 2003 arbeitete Nvidia mit der Kelvin-Mikroarchitektur. Diese wurde im 150-nm-Fertigungsprozess hergestellt. Eine der Grafikkarten, die auf der Kelvin-Architektur basierte, die Nvidia Geforce 3 NV2a, kam unter anderem in der ersten Xbox zum Einsatz. Die Taktraten lagen bei den ersten Modellen bei 200 Megahertz. Spätere Modelle, wie die Nvidia Geforce 4 Ti 4800 erreichten sogar 300 Megahertz.
Als Pate für diese Architektur stand William Thomson, 1. Baron Kelvin. Er lebte von 1824 bis 1907 und war britischer Mathematiker und Physiker. Mit nur 24 Jahren entwickelte er die nach ihm benannte absolute Temperaturskala. Heute ist Kelvin eine SI-Basiseinheit der thermodynamischen Temperatur, die vorwiegend in wissenschaftlichen Arbeiten genutzt wird, um Temperaturdifferenzen anzugeben.
2003: Rankine
Die Rankine-Generation startete bei Nvidia mit der Geforce FX 5100 im März 2003. Wie schon der Vorgänger wurde der Chip dieser Grafikkarte im 150-nm-Fertigungsprozess hergestellt, wobei Nvidia für spätere GPU-Chips auf einen 130-nm-Fertigungsprozess wechselte. Zu den potentesten Modellen der Reihe zählt etwa die Geforce FX 5800 Ultra mit einer Taktrate von 500 Megahertz und 128 Megabyte Speicher.
Diese Generation wurde von Nvidia nach dem schottischen Mathematiker und Physiker William John Macquorn Rankine (1820 bis 1872) benannt. Wie schon seine Nvidia-Namensgeber zuvor hat er eine Skala entwickelt. Die Rankineskala ist ebenfalls eine absolute Skala, wie die Kelvinskala. Allerdings orientiert sie sich an dem Skalenabstand der Fahrenheit-Skala.
2004: Curie
Die Curie-Mikroarchitektur kam ab 2004 bei Nvidia zum Einsatz. Im Laufe dieser Generationen wurden Chips mit einem 80-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt. Zu den ersten Grafikkarten, bei denen diese Mikroarchitektur angewandt wurde, zählte die Nvidia Geforce 6800, bei der das Ultra-Modell auf einen GPU-Takt von 400 Megahertz kam. Zudem hatte die Karte 256 Megabyte Speicher.
Nvidia widmete die Mikroarchitektur der polnischen Physiker und Chemikerin Maria Salomea Skłodowska-Curie (1867 bis 1934). 1903 erhielt sie den Nobelpreis für Physik, 1911 den Nobelpreis für Chemie. Heute noch ist sie die einzige Frau, die mehrere Nobelpreise erhalten hat. Sie entdeckte die chemischen Elemente Radium und Polonium und prägte den Begriff der Radioaktivität.
2006: Tesla
Im November 2006 führte Nvidia die Tesla-Mikroarchitektur ein. Der Herstellungsprozess verfeinerte sich im Laufe der Jahre von einem Chip, der im 90-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt wurde, zu einem 40-Nanometer-Fertigungsprozess. Eine der bekanntesten Grafikkarten dieser Generation war die Nvidia Geforce 8800 GTX mit 768 Megabyte Grafikspeicher und einer Taktrate von 576 Megahertz.
Benannt wurde diese Generation nach dem im heutigen Kroatien geborenen Forscher und Erfinder Nikola Tesla (1869 bis 1943). Er hielt im Laufe seines Lebens über 300 Patente in 26 Ländern. Zu seinen bekanntesten Erfindungen gehört der Wechselstrom-Induktionsmotor, Drehstrommotoren und die nach ihm benannte Teslaspule.
2010: Fermi
Die Fermi-Architektur wurde 2010 von Nvidia auf den Markt gebracht. Bei späteren Grafikkarten konnte Nvidia dabei einen 28-Nanometer-Fertigungsprozess zur Herstellung der Grafikchips anwenden. Die Chips kamen dabei hauptsächlich in der 400er- und 500er-Reihe von Nvidia zum Einsatz. Ein Modell, die Nvidia Geforce GTX 440, hatte einen GPU-Takt von 810 Megahertz und einen verfügbaren Speicher von 1,536 Gigabyte.
Der Namenspate ist der italienische Kernphysiker Enrico Fermi (1901 bis 1954). 1938 erhielt er den Nobelpreis für Physik. 1942 baute er den ersten Kernreaktor namens Chicago Pile-1. Nach ihm wurde zudem das Fermi-Problem benannt. Dabei handelt es sich um eine Methode, um eine Einschätzung zu einem Problem zu liefern, für das keine Daten vorliegen. Beim Trinity-Atombombentest des Manhattan-Projekts, an dem Fermi mitwirkte, warf er Papierstücke in die Luft. Dadurch konnte er sehen, wie weit sie von der Druckwelle getragen werden, und eine erste Einschätzung dazu treffen, wie enorm die Sprengkraft der Bombe war.
2012: Kepler
Wie schon bei Fermi zuvor wurden die Grafikchips der Kepler-Mikroarchitektur im 28-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt. Zu den bekanntesten Grafikkarten gehört die Geforce GTX 770. Diese wurde mit einem Speicher von zwei Gigabyte ausgeliefert und konnte GPU-Takte von bis zu 1.085 Megahertz erreichen.
Benannt wurde die Generation nach dem deutschen Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler, der von 1571 bis 1630 gelebt hat. Nach ihm wurden die Keplerschen Gesetze benannt, die die Gesetzmäßigkeit der Bewegung von Planeten um die Sonne definieren. Damit widersprach er dem lang geltenden geozentrischen Weltbild, nach dem die Erde im Zentrum des Universums stand.
2014: Maxwell
Die Maxwell-Architektur wurde im Februar 2014 auf den Markt gebracht. Im Laufe dieser Generation konnte Nvidia einen 16-Nanometer-Fertigungsprozess für die Grafikchips anwenden. Die zweite Generation der Chips brachte unter anderem die Geforce GTX 970 hervor. Die Grafikkarte konnte Taktraten von bis zu 1.178 Megahertz erreichen und auf einen vier Gigabyte großen Speicher zurückgreifen.
Der Name dieser Chipgeneration stammt vom schottischen Physiker und Mathematiker James Clerk Maxwell (1831 bis 1879). Er entwickelte einen Satz von Gleichungen, die heute als Maxwell-Gleichungen bekannt sind. Die Gleichungen beschreiben, wie elektrische und magnetische Felder miteinander und mit Elektrizität in Verbindung stehen. Die Gleichungen bilden eine Grundlage für Arbeiten in der Elektrotechnik und der Optik.
2016: Pascal
Die Pascal-Mikroarchitektur wurde im 14-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt. Nvidia hat die Chips in der Geforce-10-Serie eingesetzt. Zu den bekanntesten Modellen gehört die Nvidia Geforce GTX 1080 Ti mit einer maximalen Taktrate von 1.582 Megahertz und einem Speicher von elf Gigabyte. Aufgrund ihrer Specs lässt sich die Grafikkarte auch heute noch für weniger aufwendige Games in Full-HD-Auflösung nutzen.
Nvidia hat diese Generation nach Blaise Pascal, einem französischen Mathematiker und Philosophen, benannt. Er lebte von 1623 bis 1662. In jungen Jahren entwickelte er eine mechanische Rechenmaschine, die die Grundlage für moderne Taschenrechner lieferte. Zu seinen weiteren Erfindungen zählen die Spritze, die hydraulische Presse und das Barometer. Nach ihm wurde zudem die SI-Einheit Pascal benannt, die Maßeinheit des Drucks und der mechanischen Spannung.
2017: Volta
Die Volta-Mikroarchitektur kam vorwiegend in Rechenzentren zum Einsatz. Sie war nicht für Endkonsumenten gedacht. Die Herstellung der Chips fand in einem Zwölf-Nanometer-Fertigungsprozess statt. Eine Grafikkarte, die mit dieser Mikroarchitektur entwickelt wurde, war die Tesla V100. Spitzenmodelle konnten Taktraten von knapp 1.600 Megahertz erreichen und hatten 16 Gigabyte Speicher.
Der Name dieser Nvidia-Mikroarchitektur basiert auf dem italienischen Physiker Alessandro Volta (1745 bis 1827). Mit der Voltaschen-Säule erfand er die erste elektrische Batterie. Durch sein Werk hat er grundlegende Arbeiten für die Elektrizitätslehre geleistet. Nach Volta wurde die SI-Einheit für die elektrische Spannung benannt.
2018: Turing
Die Turing-Generation richtete sich wieder an Verbraucher. Sie wurde ebenfalls im Zwölf-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt und brachte unter anderem die RTX-20-Serie hervor. Die leistungsstärkste Grafikkarte dieser Generation war aber die Nvidia Titan RTX. Sie hatte eine maximale Taktrate von 1.770 Megahertz und 24 Gigabyte Speicher. Der Preis lag zum Launch bei knapp 2.500 US-Dollar.
Namenspate für diese Nvidia-Generation ist Alan Turing, britischer Mathematiker und Informatiker. Er lebte von 1912 bis 1954. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete er daran, die Funksprüche der deutschen Armee zu entschlüsseln, die mit der Rotor-Chiffriermaschine Enigma verschlüsselt wurden. Seine Arbeit während und nach dem Krieg bildet heute die Grundlage für Computertechnologie.
2020: Ampere
Die Ampere-Mikroarchitektur wurde im Sieben-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt. Auf diesen Chips basiert die Geforce-30-Serie. Im Januar 2022 brachte Nvidia die Geforce RTX 3090 Ti auf den Markt, eine der stärksten Grafikkarten dieser Generation. Sie kann auch heute noch für aktuelle Games mit hoher Auflösung genutzt werden. Sie hat eine maximale Taktrate von 1.860 Megahertz und 24 Gigabyte Speicher. Zum Launch verlangte Nvidia 2.000 Dollar für die High-End-GPU.
Der Name für die Reihe basiert auf dem französischen Physiker und Mathematiker André-Marie Ampère. Er lebte von 1775 bis 1836 und erfand unter anderem den elektrischen Telegrafen. Zudem prägte er den Begriff des Elektromagnetismus. Nach ihm wurde die SI-Einheit für elektrische Stromstärke benannt. Die Einheit Ampere wird aber auch zur Messung magnetischer Spannung genutzt.
2022: Hopper und Lovelace
Im Jahr 2022 brachte Nvidia gleich zwei Mikroarchitekturen auf den Markt. Hopper wurde genutzt, um Chips für Server zu erstellen, während Lovelace Grafikkarten für Endkund:innen hervorgebracht hat. So etwa die Geforce RTX 4090 mit 24 Gigabyte Speicher und einer maximalen Taktrate von 2.520 Megahertz. Sie kann auch heute noch mit vielen Grafikkarten der folgenden Generation mithalten.
Die Hopper-Mikroarchitektur wurde zu Ehren von Grace Hopper so benannt. Sie war eine amerikanische Informatikerin, die von 1906 bis 1992 gelebt hat. Sie entwarf die Programmiersprache Flow-Matic. Diese Vorarbeit mündete später in der Programmiersprache Cobol, die an natürliche Sprache angelehnt wurde. Cobol kommt auch heute noch in einigen amerikanischen Finanzunternehmen und Behörden zum Einsatz. Hopper war zudem in der US-Marinereserve, bei der sie den Rang einer Konteradmiralin erreichte.
Die Inspiration für den Namen der Lovelace-Architektur hat sich Nvidia bei Ada Lovelace geholt. Die britische Mathematikerin lebte von 1815 bis 1852 und erfand den ersten Computeralgorithmus, als sie an einer mechanischen Rechenmaschine des Mathematikers Charles Babbage arbeitete. In ihren Notizen hielt sie fest, dass die Maschine nicht nur für Berechnungen von Zahlen, sondern auch von Zeichen genutzt werden könnte, wenn man sie richtig programmiert.
2024: Blackwell
Die Blackwell-Technologie wurde schon 2024 von Nvidia mit ersten Chips für Server gestartet und anschließend Consumer-Grafikkarten auf den Markt gebracht. Auch diese Generation wird im Fünf-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt, hat aber etwas mehr Power als die direkten Vorgänger. So wartet die Nvidia Geforce RTX 5090 mit einer maximalen Taktrate von 2.407 Megahertz und einem Speicher von 32 Gigabyte auf.
Der Name der Mikroarchitektur basiert auf dem amerikanischen Mathematiker David Harold Blackwell, der von 1919 bis 2010 gelebt hat. Er war der erste Afroamerikaner, der eine feste Anstellung als Professor bekam und in die National Academy of Sciences aufgenommen wurde. 2012 wurde ihm posthum die National Medal of Science vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama verliehen.
2026: Rubin
Schon im März 2025 hat Nvidia die nächste Generation der Mikroarchitekturen angekündigt. Rubin soll in einem Drei-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt werden und soll Anfang 2026 erste fertige Produkte hervorbringen. Der Name der kommenden Generation basiert auf der amerikanischen Astronomin Vera Rubin, die von 1928 bis 2016 gelebt hat.
Sie untersuchte mit ihrem Kollegen Kent Ford mehr als 60 Galaxien. Dabei stellten sie fest, dass die äußeren Sterne ebenso schnelle Umlaufgeschwindigkeiten hatten wie die im Inneren der Galaxie. Ohne eine Masse, die die Geschwindigkeiten ausgleicht, müssten sich die äußeren Sterne sich aber langsamer bewegen. Mit ihrer Arbeit lieferte sie überzeugende Beweise für dunkle Materie, die mehr als 85 Prozent des Universums ausmachen soll.