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Analyse

LTE-Vergleich: Wie desolat der Zustand der deutschen Mobilfunknetze wirklich ist

In Deutschland diskutiert man über den Ausbau der 5G-Netze und Gerätehersteller zeigen erste Modelle, die den schnellen Standard unterstützen. Dabei hat selbst das LTE-Netz noch erschreckend viele Lücken.

Von Tobias Weidemann
2 Min.
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Mobilfunkmast der Telefónica Deutschland. (Foto: Telefónica Deutschland)

Deutschland belegt Platz 70 weltweit bei der Qualität des LTE-Netzes – mit einer Flächenabdeckung von 65,5 Prozent. Das ist allenfalls Mittelfeld – und nicht nur Länder wie Japan und Südkorea, die auf den vordersten Plätzen rangieren, sondern auch die USA, Skandinavien, die Benelux-Staaten, einige osteuropäische Länder haben uns diesbezüglich abgehängt. Die kommen nämlich alle über 80 Prozent, was insbesondere in großflächigen Ländern wie Skandinavien und den USA beachtlich ist.

(Grafik: Etrality / Speedcheck)

Die neue Studie des App-Anbieters Etrality (Speedcheck) kommt sogar zu dem Schluss, dass in den letzten Jahren der Zuwachs in der Netzabdeckung im LTE-Netz deutlich geringer als in anderen Ländern ist – Deutschland ist also noch nicht auf Aufholjagd. Hinzu kommt, dass die durchschnittlich erzielbare Geschwindigkeit unterm Strich in vielen Gegenden sogar gesunken ist, was damit zusammenhängen könnte, dass immer mehr Nutzer auf mobiles Internet via LTE zugreifen. 65,5 Prozent Netzabdeckung im deutschen LTE-Netz, wie kann das sein – und wie können sich die Zahlen so stark vom Ergebnis des deutschen Breitbandatlas unterscheiden (entgegen seinem Namen) auch die LTE-Werte für die jeweiligen Bundesländer ausweist?

LTE-Statistik: Auf die Messmethode kommt es an

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Laut dem jüngsten Jahresbericht der Bundesregierung liegt die LTE-Abdeckung in den Bundesländen nämlich zwischen 95 und 100 Prozent. Was bei den festen Breitbandanschlüssen gerade noch tolerierbar ist – gerechnet wird in Verfügbarkeit in Haushalten am jeweiligen Standort – ist spätestens bei LTE- und Mobilfunkzugängen eine echte Milchmädchenrechnung. Denn zum einen sagt eine Verfügbarkeit im Haushalt wenig aus über die Qualität eines Mobilfunknetzes und zum anderen bringt es bekanntermaßen ohne Inlands-Roaming gar nichts, wenn die Telekom eine Abdeckung von 98 Prozent der Haushalte, Vodafone 93 Prozent und Telefónica 88 Prozent erreichen. Es ist schließlich wenig hilfreich, wenn ich als Vodafone-Kunde weiß, dass ich hier theoretisch das Telekom-Netz nutzen könnte, wenn ich doch nur einen solchen Mobilfunkvertrag hätte. Die hier vorgelegten Zahlen von Speedcheck dürften also ein deutlich korrekteres Bild der tatsächlichen Lage zeichnen.

 

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Kommentare (7)

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Thomas

So kommt es, wenn man versucht mit Planwirtschaft (durch Vorschriften) eine gute Netzabdeckung zu erreichen. Eine gute Netzabdeckung muss sich für die Anbieter rechnen, sonst wird das nichts. Und hier müssen die Rahmenbedingungen, mit den entsprechenden Anreizen, richtig gesetzt werden. Da ist die Politik gefragt.

Titus von Unhold

Blödsinn, eine gute Netzabdeckung rechnet sich nie. Ein Zelle kostet im Schnitt 350.000 Euro bei der Errichtung und verursacht laufende Kosten von fast 50.000 Euro pro Jahr. Es gibt regionen in Deutschland in der innerhalb einer LTE-Zelle (rund 4 Kilometer Druchmesser) niemand leben würde und nur zwei Kreisstrassen durchführen. Natürlich baut dort niemand. Also muss das per Gesetz erzwungen werden.

Infrakstruktur darf einfach nicht in private Hand sondern ist Staatsaufgabe. Mit Planwirtschaft hat das wenig zu tun.

Torsten

Japp, weil Freiwilligkeit so gut funktioniert. Hat es ja schon immer. #thingsthatneverhappened.

Selbst in den „Vorzeigeländern“ lief nichts freiwillig, sondern immer mit einer Mischung aus freien Vorgaben und Zwängen, siehe exemplarisch Südkorea.

mike

Das sehe ich anders. Der Ausbau der Infrastruktur muss nicht staatlich geregelt werden. Spanien ist da das beste Beispiel. Das Land hat Deutschland bereits vor Jahren abgehaengt in Sachen Breitbandausbau und Mobilfunk. Warum? Weil die spanische Regierung 2011 ein Gesetz in die Wege geleitet hat, wonach jeder am Breitband interessierte Freiberufler, jedes kleine und grosse Unternehmen in den Markt einsteigen und seinen Kundenstamm aufbauen kann und ganz beilaeufig sich am Breitbandausbau beteiligt. Damit gibt es eine grosse Konkurrenz unter den Firmen, die Breitband-Internet anbieten. gleichzeitig versucht jedes unternehmen besser zu sein, als der mitbewerber. dafuer investieren die unternehmen und entwickeln das breitbandnetz permanent. Der staat macht da seit 2011 nicht mehr viel. koennte er auch nicht, da die politik in spanien anders laeuft als in deutschland. das heisst, dass die parteien grundsaetzlich gegen entscheidungen der oppossitionsparteien sind. also zb. PSOE immer gegen PP und umgekehrt. da wuerde kaum was vorwaerts kommen. aber wie gesagt: politik braucht es nicht. nur einige anreize und eine marktoeffnung fuer jeden am breitbandausbau interessierten unternehmen. aber in dtl wurden die LTE-lizenzen unter 4 oder 5 grossen konzernen verlost – eine handvoll konzerne kontrollieren doch das gesamte breitband-netz in deutschland. Und das eher rueckstaendig. Im uebrigen finde ich es recht peinlich von der deutschen politik, zu behaupten, dass in deutschland alles besser ist als irgendwo anders. zuletzt mit den elektrofahrzeugen im Vergleich mit Norwegen. jetzt mit LTE-abdeckung. die basis fuer LTE ist ein ordentlich funktionierendes glasfasernetz. Noch nicht einmal das existiert flaechendeckend – uebrigens dank der politik. haette dobrindt damals nicht auf lobbyist gemacht, sondern seinen job als digitalminister wahrgenommen und sich gegen vectoring und fuer glasfaserausbau entschieden, waere deutschland heute viel weiter. Und wie will man ohne die basis (flaechendeckendes glasfasernetz) dann LTE in deutschland abdecken? meine meinung ist sogar: die politik sollte sich unbedingt aus soetwas heraushalten. denn ihr hat deutschland doch ueberhaupt den ganzen schlamassel zu verdanken. die poltik sollte lediglich anreize fuer unternehmen schaffen. aber zur zeit geht der trend in dtl. dahin, dass alles tot-reglementiert und verboten, als geoffnet und zugaenglich gemacht wird

Torsten

Da geschieht dem armen Dobrindt aber viel Unrecht, auch wenn er es mit seiner Inkompetenz nicht besser macht(e): Dass wir kein vernünftiges Glasfasernetz haben ist in erster Linie Herrn Kohl und seiner Kamarilla anzulasten, die alle sauber ausgearbeiteten Planungen dazu – die seit den 80ern inkl. Finanzierung – vom Tisch zugunsten ihrer Lobby/isten fegten…

Bruno

Ihr Idioten solltet lieber mal über die schädliche Strahlung des Mobilfunknetzes nachdenken als solche Schwachsinns Artikel zu verfassen

Reinhard

Ich möchte die Zahlen von speedcheck mal prinzipiell hinterfragen. Im Original-Paper steht, dass sich der Erhebungszeitraum auf die Jahre 2013 bis 2019 erstreckte. In 6 Jahren passiert viel. Dann wäre da noch die Frage der Verzerrung seitens der „Teilnehmer“ (App-Benutzer): Wenn das Netz gut ist, dann messe ich nicht. Wenn es schlecht ist, messe ich ggf. öfter…
Auch wenn die Situation definitiv ausbaufähig ist, ist sie nicht so gravierend wie in der „Studie“ beschrieben. Die Kosten von 350.000 pro Zelle (im Regelfall 3 Zellen = Antennen pro Station) + 50.000 pro Jahr ist sportlich, wäre dann aber inklusive aller Kosten für den kompletten Lifecycle, vom Funknetzplaner über Akquise, Bauzeichner, Statiker, Baufirma, QM etc.

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