Luxus-Paket-Abholstationen: Das Startup Qool hat eine Lösung für das Paketchaos
Die Zustellung von Paketen an die Haustür könnte bald nicht mehr selbstverständlich sein. Die Paketdienste denken offen über Zustellgebühren nach, DHL experimentiert mit einer Zustellflatrate für Pakete aller Paketdienste, Amazon experimentiert mit allerlei Abholsystemen. Alle suchen händeringend nach einer Lösung für die berüchtigte „letzte Meile“, den letzten Abschnitt der Paketzustellung an die Haustüre des Kunden. Manche brauchen diese Lösung dringender als andere: Der Lebensmittelhandel ist online auch deshalb noch immer in den Kinderschuhen, weil die Zustellung aufwendig und kostenintensiv ist. Gerade erst hat Kaufland bekanntgegeben, sein ambitioniertes Berliner E-Commerce-Großprojekt ersatzlos einzustellen. Ein Münchner Startup namens Qool Collect könnte sich als eines der zukunftsweisenden Konzepte erweisen. In für heutige Verhältnisse luxuriöse Abholstationen können Kunden von Montag bis Samstag zwischen sieben und 23 Uhr ihre Pakete abholen, Retouren packen und abgeben sowie Kleider anprobieren.
Qool Collect: Luxus-Abholstation für Pakete
Kleine Filialen mit Lagerflächen für Pakete, Kühleinrichtungen sowie Packtischen mit kostenfreiem Verpackungsmaterial für die Kunden, das ist eine Qool Abholstation. In attraktiven Innenstadt-Lagen in München können Kunden bei langen Öffnungszeiten Pakete abholen und freigemachte Retouren verpacken und abgeben. Zum Einpacken steht Verpackungsmaterial, Klebeband und Scheren zur Verfügung, Retourenetiketten des jeweiligen Onlineshops können Kunden vor Ort an einem Drucker ausdrucken. Das Startup gibt die Retouren dann am nächsten Werktag bei der Post ab.
Die Kosten für den Dienst sind moderat mit einer Tagesflatrate von 1,99 Euro und einer Monatsflatrate von 4,99 Euro, für die im gebuchten Zeitraum so viele Pakete abgewickelt werden können, wie der Kunde möchte. Händler können aber auch Partnerhändler von Qool werden und ihren Kunden eine Gratisabholung ermöglichen.
Die freundlich und hell gestalteten Filialen werden von Mitarbeitern betreut und sind nicht nur eine Abholstation: Zusätzlich betreibt das Startup nämlich selbst Logistik für regionale Händlerpartner.
Qool integriert City-Logistik und Abholstationen
Partnerhändler können ihre Onlinebestellungen von Qool abholen und an die passende Abholstation ausliefern lassen. Das Unternehmen bietet drei Kältezonen zur Lagerung an, Raumtemperatur sowie 4° und -18°, und kann so die Kühlkette von Lebensmitteln wirkungsvoll aufrechterhalten.
Wie Qool genutzt werden kann
Im Moment gibt es Qool Collect nur in München, das Startup sucht aber nach eigenen Angaben schon Flächen in anderen Städten und will auch in München expandieren. Einen Kundenaccount können Nutzer online oder in der Cool-App anlegen, die Tagesflatrate wird bei Nutzung einfach in der Abhol-Filiale bezahlt, die Monatsflatrate kann nur über die Smartphone-App bestellt werden.
Lieferungen werden drei Tage aufbewahrt, wenn die Bestellung bei einem Lebensmittel-Partner erfolgte, alle anderen Bestellungen (auch Lebensmittelbestellungen) werden acht Tage aufbewahrt und dann ausgelagert oder unfrei zurückgesandt. Sperrgut, Möbel oder Küchengroßgeräte kann Qool nicht annehmen. Die theoretische Obergrenze liegt bei einem Gewicht von 30 KG und Abmessungen von 120x60x60 cm, das Startup verspricht aber nicht mit dem Maßband nachzumessen.
Wer seine Lieferungen nicht selbst abholen kann, darf einem Freund eine Vollmacht in der Qool-App eintragen und per Mail einen ABholschein mit QR-Code versenden. Gegen Vorlage des QR-Codes auf dem Smartphone und einem gültigen Ausweis kann dann der Bevollmächtigte die Sendung abholen.
Das Konzept von Qool könnte eine Lösung für das Paketchaos sein
Da die Paketdienste zwar gemeinsame Initiativen bei Paketkästen gezeigt haben, aber immer wieder von DHL ausgebremst werden, weil der Konzern nur eigene Lösungen akzeptiert, wird sich der Zustellermarkt schwer tun gute Abholstationen zu errichten. Wenn ein Startup mit ausreichender Kapitalsierung ein großes Filialnetz zuerst in Ballungsgebieten aufbaut, und das wie im Falle von Qool gleich noch mit einer City-Logistik verbindet – zeigt das in die richtige Richtung. Die Innenstädte sind sowieso schon mit Zustellern verstopft, wenn jetzt ein Startup eine City-Logistik-Infrastruktur aufbaut, die von allen Paketdiensten genutzt werden könnte, ist das ein zukunftsfähiges Konzept. Qool ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, wollen wir hoffen, dass Investoren das Potential dieses Konzeptes erkennen.
Das Konzept von freien Paketstationen – wenn auch mit weniger Luxus – gibt es schon seit 15 Jahren: http://www.pickpoint.de Bei diesem Dienst gibt es bundesweit in Tankstellen und anderen Geschäften so genannte Pickpoints, wo man die Pakete einliefern lassen kann. Nachdem das Unternehmen einige Jahre mehrere tausend solcher Pickpoints für Privatleute betrieben hat, ist man schon vor etlichen Jahren ins B2B Business geschwenkt, weil das Unternehmen damals im B2C kein Geld verdienen konnte. Vielleicht waren sie einfach 10 Jahre zu früh auf dem Markt…