Geschlechtsspezifische Roboter: Warum niedlich manchmal besser ankommt

Der Roboter Pepper wirkt auf Menschen niedlich. (Foto: Aldebaran Robotics)
Unternehmen, die soziale Roboter für die Dienstleistungsbranche entwickeln, verfolgen das Ziel, ihr Endprodukt möglichst menschlich roboter-fuer-die-pflege-von-demenzkranken-bringen-koennten-1625196/">oder sogar tierisch wirken zu lassen. Doch Forschenden der Pennsylvania State School of Hospitality Management in den USA kam dabei die Frage zu kurz, welchen Einfluss das dargestellte Geschlecht des Roboters auf die mit ihm interagierenden Menschen hat. Daher untersuchte das Team dies in einer Restaurant-Situation mit Servicerobotern als Kellnern. Die im Journal of Hospitality and Tourism Management veröffentlichten Studienergebnisse zeigen jetzt, dass das stereotypisiert dargestellte Geschlecht von Servicerobotern die Entscheidungen von Restaurantgästen beeinflussen kann. Dieser Entscheidungsprozess werde laut Studie nicht nur durch das Geschlecht der Gäste und des Roboters, sondern auch durch das empfundene Machtgefühl in der Bestellsituation beeinflusst.
(K)ein Avocado-Brot, bitte
Innerhalb der Studie wurden zwei Erhebungen mit zwei verschiedenen Stichproben durchgeführt. Zunächst untersuchten die Forschenden das Zusammenspiel zwischen dem inszenierten Geschlecht des Roboters und dem Geschlecht der Kund:innen. Um die Geschlechtsmerkmale des Roboters abzubilden, nutzte das Forschungsteam zwei optisch verschiedene Serviceroboter – einen mit pinken Hervorhebungen auf dem Gehäuse für einen „weiblichen“ Roboter und graue Hervorhebungen für einen „männlichen“ Roboter.
Eine zusätzlich berücksichtigte Variable ist das Machtgefühl, das die Kund:innen bei der Bestellsituation empfinden. Wer Macht besitzt – verstanden als ungleiche Kontrolle über wichtige Ressourcen und Einfluss auf andere – lässt sich weniger leicht von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen beeinflussen. Das Forschungsteam prüft diese Macht-Variable über die Akzeptanz eines Bestellvorschlags – also, ob eine ausgesprochene Roboter-Empfehlung von den Kund:innen angenommen wird oder nicht.
Die Ergebnisse überraschen wenig: Frauen mit einem geringen Machtgefühl würden dazu neigen, die Empfehlungen eines männlich dargestellten Roboters anzunehmen – bei Männern würde sich diese Tendenz nicht zeigen. Wer sich in einer Bestellsituation im Restaurant selbstbewusst oder gar mächtig fühlt, so die erste Erkenntnis der Studie, würde etwa das empfohlene Avocado-Brot ablehnen und selbst etwas von der Karte aussuchen. Das Selbstbewusstsein würde sie dazu verleiten, Entscheidungen auf Grundlage ihres eigenen Urteilsvermögens zu treffen.
„Roboter können so konstruiert werden, dass sie menschenähnliche Merkmale wie Namen, Stimmen und Körperformen aufweisen, die ein Geschlecht vermitteln“, so Anna S. Mattila, Professorin für Hotelmanagement der Pennsylvania State University, die an der Studie mitarbeitete. Die Forschenden empfehlen, dass Restaurants ihre Serviceroboter gezielt einsetzen könnten – etwa indem sie Roboter mit stereotyp „männlichen“ Eigenschaften neue oder besonders teure Gerichte anpreisen lassen.
Geschlechtsspezifische Serviceroboter gezielt einsetzen
Die zweite Erhebung untersuchte, anknüpfend an die Erkenntnisse der ersten Erhebung der Studie, welche Rolle ein „niedliches“ Design eines Roboters bei der Abschwächung von Geschlechterstereotypen spielt. Für dieses Experiment setzten die Forschenden ebenfalls auf pinke und blaue statt graue Merkmale des Roboters – zusätzlich wurden die Roboter mit vermeintlich niedlichen Eigenschaften versehen: ein rundes Gesicht, große Augen und ein kleiner Mund. Auch in diesem Fall wurde den Teilnehmenden eine Speise von den Robotern empfohlen.
Ein Roboter muss niedlich sein, um Vorurteilen entgegenzuwirken
Die Niedlichkeit eines Roboters könnte eine Randbedingung für den Geschlechtseffekt von Robotern sein: Die Ergebnisse zeigen, dass männliche als auch weibliche Kund:innen dazu neigen, die Empfehlungen von männlichen und weiblichen gleichermaßen zu akzeptieren. Die Verniedlichung eines Roboters könnte in der Praxis dazu beitragen, geschlechtsspezifische Vorurteile zu verringern, so das Forschungsteam. Dass ein weiblich dargestellter Roboter durch seine Kommunikation ebenfalls Überzeugungskraft hat, konnte die Robotikerin Katie Winkle vom KTH in Stockholm bereits 2021 in einem Experiment zeigen. Darin ging es um den Einfluss auf die Ansicht von männlichen Studienteilnehmern, ob Mädchen ein Informatikstudium bewältigen können.
Da Serviceroboter in bestimmten Bereichen des Alltags – wenn auch langsam – einziehen, bleibt noch weitere Forschung offen, ob sich die Ergebnisse des Restaurant-Experiments auch auf andere Services, etwa im Hotel, übertragen lassen.