Magento wird von Adobe gekauft: Das erwartet Händler und Entwickler in Zukunft
Der Kauf von Magento komplettiert Adobes Bandbreite an Lösungen, denn eine reine E-Commerce-Anwendung findet sich bisher noch nicht im Portfolio des Anbieters – das unter anderem Content-Management und diverse CRM- und Marketinglösungen umfasst. Für die Zukunft von Magento könnte dieser Deal vor allem mehr Bewegung in die Roadmap bringen und voraussichtlich zu einer stärkeren Fokussierung auf das Cloud-Geschäft führen. Die Integration in den Adobe-Experience-Manager wird eine große Rolle spielen und letztlich wohl zu einer Art „Adobe-Commerce-Cloud“ führen.
Adobe und Magento werden im Experience-Manager zusammengeführt
Magento und Adobe kooperieren konzentriert schon seit 2016: Um den Adobe-Experience-Manager und Magento zu kombinieren, wurde extra ein Integrations-Framework entwickelt. Dieses kombiniert die Content-Management-Lösung Experience Manager mit Magento und den weiteren Adobe-Produkten Analytics und der Personalisierungsengine Adobe Target. Deshalb ist davon auszugehen, dass Adobe die beiden Lösungen tiefer integrieren wird. So wird der Experience-Manager vermutlich die Schnittstelle zur Adobe-Welt werden.
Magento wird stärker zur Cloud-Plattform ausgebaut werden
Mit der Magento Enterprise Cloud Edition hatte Magento bereits eine Plattform-as-a-Service-Struktur errichtet und in die AWS-Cloud von Amazon verlagert. Sowohl Mark Lavelles Betonung der Cloud-Technologien von Adobe in der offiziellen Ankündigung der Übernahme, als auch ein Blick auf Adobes-Cloud-Fokus lassen die Vermutung, dass Magento stärker in den Plattform-Gedanken eintauchen wird, als sehr wahrscheinlich erscheinen. Der Weg wird immer mehr in die Cloud führen.
Magento, Adobe und die Open-Source-Gemeinde
Die noch schwer einzuschätzende Variable in dieser Gleichung ist die Open-Source-Ausrichtung von Magento. Adobe steht Open-Source gegenüber grundsätzlich offen, betreibt selbst 270 Repositorys mit fast 40 Gigabyte Code als Inhalt. Andererseits ist Adobe mit proprietären Technologien und Anwendungen in der Vergangenheit erfolgreich gewesen.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Magento hier einen anderen Kurs einschlagen wird als bisher. Die Community ist einer der größten Aktivposten von Magento. Den wird Adobe nicht beschädigen wollen. Vermutlich wird im Enterprise-Bereich und in der Cloud die tiefere Integration in die Adobe-Welt vorangetrieben werden und in der Community-Edition bleibt vieles beim Alten. Eventuell wird Adobe auch dort weiter für Integrationen oder Tools für kleine bis mittlere Händler sorgen, um den Einstiegsmarkt zu bedienen. Das könnte den Einstieg in die Adobe-Welt für Magento-Nutzer attraktiver machen.
Wie Magento zukünftig nach der Übernahme mit seinen Partnern im Detail zusammenarbeiten will, ist bisher unklar. Adobe will nach erfolgreichem Abschluss der Übernahme auf die Magento-Partner zugehen. Da Adobe den Abschluss des Deals zum Ende des dritten Geschäftsquartals erwartet, wird vermutlich spätesten im September mehr dazu bekannt werden.
Fazit: Übernahme mit Potenzial
Die Übernahme von Magento durch Adobe birgt Potenzial. Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Magento hier einen endgültigen Hafen angesteuert hat. Denn Adobe ist auf eine E-Commerce-Lösung angewiesen, um zu Konkurrenten wie Salesforce aufzuschließen. Der CRM-Gigant hatte sich die Enterprise-Cloud-Lösung Demandware gesichert und bietet seitdem ein digitales Rundum-Portfolio.
Allein aus dieser Notwendigkeit heraus werden sich viele Innovationen und ein schnellerer Innovationszyklus für Magento ergeben. Ein Software-Unternehmen, das darauf angewiesen ist, das Magento sich zukunftssicher weiterentwickelt, um selbst wettbewerbsfähig zu bleiben, ist wirklich nicht der schlechteste Partner für Magento.