Anzeige
Anzeige
News
Verpasse keine News mehr!

Selbstzerstörung per Update: Diese Cyber-Waffe macht Botnetze unschädlich

Stell dir vor, Schadsoftware bekämpft sich selbst. Klingt nach Science-Fiction? Eine neue Methode macht genau das möglich und könnte die Cybersicherheit revolutionieren. Das funktioniert so.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Forschende haben einen digitalen „Impfstoff“ zur Malware-Bekämpfung entwickelt. (Bild: Midjourney / t3n)

Forscher:innen des Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia haben ein neues Werkzeug namens ECHO entwickelt. Wie das Georgia Tech selbst berichtet, nutzt dieses Tool die eingebauten Update-Mechanismen von Malware, um quasi einen digitalen Impfstoff einzuschleusen und so ganze Botnetze von innen heraus unschädlich zu machen.

Anzeige
Anzeige

Die Forschungsergebnisse wurden im Februar 2025 auf dem renommierten Network and Distributed System Security (NDSS) Symposium vorgestellt, einer Konferenz für Netzwerksicherheit, die zu den Top-Veranstaltungen im Bereich Computersicherheit und Kryptografie zählt.

Malware zerstört sich selbst: Das ist das ECHO-Prinzip 

Die Funktionsweise von ECHO (Enhancing Botnet Remediation With Remote Code Deployment Reuse) ist ebenso clever wie effektiv. Zuerst analysiert das Tool, wie eine bestimmte Malware ihren schädlichen Code und vor allem ihre Updates verteilt. Anschließend identifiziert ECHO die Fähigkeiten dieses Update-Mechanismus und findet Wege, diese für die Bekämpfung der Malware selbst umzufunktionieren. Schließlich wird ein spezieller Code – der „Impfstoff“ – erstellt, der über genau diese gekaperten Update-Wege an alle infizierten Geräte im Botnetz verteilt wird, um die Schadsoftware zu deaktivieren, wie das Georgia Tech erläutert.

Anzeige
Anzeige

Botnetze, also Netzwerke aus gekaperten Computern und anderen internetfähigen Geräten, stellen eine massive und wachsende Bedrohung dar. Sie werden für eine Vielzahl krimineller Aktivitäten genutzt, von der Versendung von Spam über Distributed-Denial-of-Service (DDoS)-Angriffe hin zum Diebstahl sensibler Daten, wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn regelmäßig warnt.

Die traditionelle Bekämpfung solcher Botnetze ist oft ein langwieriger Prozess, der Monate dauern kann und häufig infizierte Geräte zurücklässt, die von den Betreiber:innen reaktiviert werden können, wie die Forscher:innen im Abstract ihrer Studie ausführen. ECHO verspricht hier eine deutliche Beschleunigung: Laut den Forscher:innen des Georgia Tech könne die Malware-Entfernung von Tagen oder Wochen auf wenige Minuten reduziert werden.

Anzeige
Anzeige

Vielversprechende Ergebnisse und Open-Source-Ansatz

In ersten Tests mit 702 Android-Malware-Samples konnte ECHO die Schadsoftware in 523 Fällen erfolgreich stoppen. Das entspricht einer Erfolgsquote von rund 75 Prozent, wie es im Forschungspapier heißt. Der Fokus auf Android-Malware ist dabei besonders relevant, da laut dem BSI-Lagebericht 2024 sechs der zehn aktivsten Botnetze in Deutschland gezielt auf Android-Geräte abzielten. Um Transparenz und eine breite Anwendung zu fördern, haben die Entwickler:innen den Quellcode von ECHO auf der Plattform Github unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht.

Hinter dem Projekt steht ein Team um Doktorand Runze Zhang von der School of Cybersecurity and Privacy (SCP) des Georgia Tech, sowie Brendan Saltaformaggio, außerordentlicher Professor an der SCP. Saltaformaggio erläutert, dass frühere Ansätze zur Malware-Impfung zwar gut, aber extrem arbeitsintensiv gewesen seien. „Wir haben es geschafft, dies zu einer wissenschaftlichen, systematischen, reproduzierbaren Technik zu machen, anstatt einer einmaligen, von Menschen betriebenen, mühsamen Anstrengung“, so Saltaformaggio.

Anzeige
Anzeige

Die Messlatte für Angreifer:innen höher legen

Das Ziel der Forscher:innen ist es, die digitale Verteidigung so zu stärken, dass sich der Aufwand für Cyberkriminelle nicht mehr lohnt. „Eine Art, wie wir Probleme in unserem Labor angehen, ist, den Kompromiss zwischen dem Aufwand der Angreifer und unserem Aufwand zu ihrer Bekämpfung zu finden“, beschreibt Saltaformaggio die Vorgehensweise. „Wir können nie eine perfekte Lösung erreichen, aber wir können die Messlatte für einen Angreifer so hoch legen, dass es sich für ihn nicht lohnen würde, Malware auf diese Weise einzusetzen“.

Die Entwicklung von ECHO erfolgte laut dem Forschungspapier in Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsunternehmen Netskope aus Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien und Jeman Park von der Kyung Hee University in Seoul, Südkorea. Die Kyung Hee University zählt zu den angesehenen Hochschulen Südkoreas und rangierte beispielsweise 2024 auf Platz 6 der JoongAng Ilbo University Rankings.

Obwohl die Technologie vielversprechend ist, betonen die Autor:innen im Abstract ihrer Forschungsarbeit, dass ihr Ansatz darauf abzielt, den „notwendigen, aber herausfordernden Schritt der Bereinigung nach Erhalt einer rechtlichen Genehmigung“ zu ermöglichen. Dahinter steht ein juristisches Dilemma: Auch gut gemeinte Eingriffe in infizierte Systeme können ohne ausdrückliche Erlaubnis gegen geltendes Recht verstoßen. ECHO soll Behörden und autorisierten Organisationen ein Werkzeug an die Hand geben, das im Rahmen legaler Maßnahmen eine schnelle und koordinierte Säuberung von Botnetzen erlaubt – vorausgesetzt, die rechtlichen Rahmenbedingungen sind geklärt.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige