Anzeige
Anzeige
Fundstück

Microsoft-Entwickler enthüllt: So entstand das Windows 95-Setup-Design

Windows 95 gibt der Community noch immer viele Rätsel auf. Eines davon: Warum sieht der Setup-Prozess eigentlich sollt altbacken aus? Ein Microsoft-Entwickler erklärt die Hintergründe.

Von Noëlle Bölling
2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Windows 95 gibt der Community noch immer viele Rätsel auf. (Foto: Gorodenkoff/Shutterstock)

Raymond Chen, der seit mehr als 30 Jahren bei Microsoft arbeitet, teilt in seinem Blog The Old New Thing gerne tiefgründige technische Anekdoten rund um die Entwicklung von Windows. Eines der am häufigsten diskutierten Themen ist die Frage, warum das Windows-95-Setup auf mehrere Betriebssysteme setzte, anstatt sich einfach auf MS-DOS zu verlassen. Hätte man das Installationsprogramm nicht auch in einer grafischen Umgebung innerhalb von MS-DOS realisieren können? Chens Antwort: Nein! In einem aktuellen Blog-Beitrag erklärt er ausführlich, warum das eine schlechte Idee gewesen wäre.

Anzeige
Anzeige

MS-DOS konnte zwar Grafik – aber nicht wirklich gut

Erstmal vorab: Ja, MS-DOS konnte Grafikmodi verwenden. Das heißt aber nicht, dass es für ein grafisches Installationsprogramm geeignet gewesen wäre. Das Betriebssystem selbst bot keine fortgeschrittenen Grafikfunktionen. Die einzige systemeigene Möglichkeit, Grafiken darzustellen, war eine BIOS-Funktion zum Setzen einzelner Pixel – was eine extrem langwierige Lösung gewesen wäre.

Wer mehr Leistung wollte, musste direkt auf den Grafikspeicher zugreifen und eine eigene Grafikbibliothek schreiben. Immerhin setzte Windows 95 mindestens eine VGA-Grafikkarte voraus, sodass man sich wenigstens nicht mit den älteren CGA- oder EGA-Modi herumschlagen musste. Aber auch mit VGA hätte man eine komplette Zeichenbibliothek, Fensterverwaltung und Eingabemethoden neu entwickeln müssen.

Anzeige
Anzeige

Ein neues Betriebssystem nur für die Installation?

Neben der Grafik musste das Setup-Programm auch Dialogboxen unterstützen – mit Schaltflächen, Eingabefeldern und Tastatursteuerung. Die Entwicklung eines eigenen UI-Frameworks für all diese Funktionen hätte jedoch enorme Ressourcen verschlungen. Außerdem musste das Setup-Programm mit nicht-alphabetischen Zeichensätzen wie zum Beispiel im Japanischen umgehen können. Die Windows-Entwickler:innen hätten also mit den Teams in Tokio zusammenarbeiten müssen, was aufgrund der Zeitverschiebung zusätzliche Herausforderungen mit sich gebracht hätte.

Anzeige
Anzeige

Doch damit nicht genug: Das Setup benötigte einen Timer für Animationen, eine Speicherverwaltung für größere Datenmengen, die weit über die 640 KB von MS-DOS hinausgingen. Und auch eine geschützte Speicherverwaltung wäre nötig gewesen – also im Grunde ein sogenannter MS-DOS-Extender. Kurz gesagt: Um ein grafisches Setup-Programm unter MS-DOS zu entwickeln, hätte Microsoft praktisch ein Mini-Betriebssystem entwickeln müssen, das nichts anderes tut, als Windows 95 zu installieren.

Die bessere Lösung: Windows 3.1 Runtime

Aber warum das Rad neu erfinden? Wie Chen erklärt, hatte Microsoft schon ein vollwertiges Betriebssystem mit allen notwendigen Funktionen – nämlich Windows 3.1. Es verfügte über Grafiktreiber, eine stabile GUI-Umgebung, Eingabemethoden für internationale Sprachen, Speicherverwaltung und ein Event-System. Die Entscheidung, auf Windows 3.1 Runtime zu setzen, war also eine logische und effiziente Lösung, die sicherstellte, dass das Setup-Programm stabil und leistungsstark lief.

Anzeige
Anzeige

Interessanterweise verfolgt Windows auch heute noch eine ähnliche Strategie: Aktuelle Windows-Versionen setzen bei der Installation auf das sogenannte Windows Preinstallation Environment (Windows PE). Dabei handelt es sich um eine abgespeckte Version des eigentlichen Betriebssystems, die speziell für den Installationsvorgang entwickelt wurde. Das Grundprinzip bleibt dabei erhalten: Anstatt ein eigenes Mini-Betriebssystem für die Installation zu entwickeln, greift Microsoft auf eine erprobte und optimierte Lösung zurück. Wie Raymond Chen verdeutlicht, beruhen viele Designentscheidungen in der Softwareentwicklung auf Effizienz, Stabilität und pragmatischen Überlegungen – selbst, wenn sie zunächst ungewöhnlich erscheinen.

5 praktische Tipps und Tricks für die Arbeit mit Excel

5 praktische Tipps für die Arbeit mit Excel Quelle: Pavlovich Viktor / Shutterstock.com

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige