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Miese Bedingungen, viele Leiharbeiter: Apple bestreitet Vorwürfe gegen größte iPhone-Fabrik der Welt

Apple weist einen Bericht der Nichtregierungsorganisation China Labor Watch zurück, wonach es beim Auftragsfertiger Foxconn zu systematischen Rechtsverletzungen komme.

3 Min.
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Apple und Foxconn erneut wegen mieser Arbeitsbedingungen unter Beschuss. (Foto: dpa)

Die Nichtregierungsorganisation (NGO) China Labor Watch mit Sitz in New York wirft Apple und seinem Auftragsfertiger Foxconn vor, in seinem größten iPhone-Werk in Zhengzhou, der sogenannten iPhone-City, gegen geltendes Recht und selbstauferlegte Verpflichtungen zu verstoßen.

Keine Absicherung, schlechte Bezahlung, erzwungene Überstunden: Die Liste der Verfehlungen ist lang

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So seien etwa teils über 50 Prozent der Arbeiterschaft Zeitarbeiter, Praktikanten oder studentische Hilfskräfte, während das chinesische Arbeitsrecht nur einen Anteil von maximal zehn Prozent solcher Leiharbeiter erlaube.

Zudem würden Arbeiter gezwungen, Überstunden zu machen, die teils nicht einmal ordnungsgemäß vergütet würden. Auch zugesagte Boni sollen zum Teil nicht gezahlt worden sein. Im Übrigen käme es häufiger zu verbaler Gewalt und sogar zu sexuellen Übergriffen. Diese Vorwürfe veröffentlichte China Labor Watch (CLW) vergangenen Sonntag in einem offiziellen Bericht.

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Apple weist die „meisten“ Vorwürfe als „falsch“ zurück

Apple und Foxconn reagierten schnell und erklärten Unisono, dass die Zahl der eingesetzten Leiharbeiter tatsächlich zu hoch sei. Im Übrigen aber käme man zu anderen Ergebnissen. So wies Apple die „meisten“ der übrigen Vorwürfe gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg als falsch zurück. Welche Vorwürfe Apple dabei genau meint, bleibt teils der Interpretation überlassen.

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Jedenfalls will der amerikanische Hersteller umfangreiche Untersuchungen angestellt haben. Dabei sollen sich keinerlei Hinweise auf „Zwangsarbeit“ oder unangemessene Entlohnung ergeben haben. Ebenso seien Überstunden stets „freiwillig geleistet“ worden.

Auch Foxconn erklärt, dass es zwar einige „workforce compliance issues“, also Probleme bei der Einhaltung von Arbeitsrechtsvorschriften oder Selbstverpflichtungen gebe, diese seien aber direkt proaktiv adressiert worden, um sicherzustellen, dass künftig in Übereinstimmung mit geltenden Regelungen produziert werden würde.

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Vorwürfe kehren im Jahresturnus zurück

Die Problematik ist indes nicht neu. Immer wieder gerät Foxconn wegen arbeitsrechtlicher Verfehlungen in die Schlagzeilen. Zuletzt waren dem Guardian Dokumente zugespielt worden, die belegten, dass Foxconn Schüler einsetzte, um Echo-Geräte für Amazon zusammenzubauen. Die Einsätze sollen auch nachts erfolgt sein.

Foxconn verteidigte den Einsatz von Schülern und Studenten in der Fertigungskette dabei sogar. Immerhin könnten sie so praktische Berufserfahrungen sammeln.

China Labor Watch sieht weniger gute Gründe hinter der Vorgehensweise. So behauptet die NGO in ihrem Bericht, dass Apple die Kosten des Handelsstreits mit China nun über die Ausbeutung chinesischer Arbeiter wirtschaftlich abfedern wolle.

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Diese Begründung darf indes als nicht allein tragfähig gelten, denn die Problematik ist nicht neu und letztlich Teil des Produktionsprozesses. Gerade bei der Fertigung von iPhones gibt es Spitzenzeiten, zu denen weit mehr Geräte produziert werden müssen als im restlichen Jahr. Diese Spitzenzeiten liegen stets vor der Einführung einer neuen iPhone-Generation.

So verstärkt sich Foxconn ganz traditionell personell über den Sommer mit Leiharbeitern, die bei der Rückkehr zum Grundlast-Produktionsumfang wieder abgebaut werden. Ebenso sind Überstunden nicht allein eine Mehrbelastung, sondern werden von vielen Arbeitnehmern aktiv und freiwillig geleistet, um den Zahlbetrag auf dem monatlichen Gehaltsscheck zu erhöhen. Dass dabei selbstverständlich geltende Regelungen eingehalten werden müssen, kann nicht Gegenstand einer Diskussion sein.

So appelliert CLW an Apple, ihre Marktmacht zu nutzen, um nachhaltige Verbesserungen für die chinesischen Arbeitnehmer in der iPhone-City zu erreichen.

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Das ist die iPhone-City

Das iPhone-City genannte Werk Zhengzhou liegt in einer der ärmsten Provinzen Chinas und beschäftigt bis zu 350.000 Mitarbeiter. Hier wird etwa die Hälfte aller weltweit verkauften iPhones hergestellt. Dabei kommt die Fabrik in Spitzenzeiten auf einen Ausstoß von bis zu 350 iPhones pro Minute.

Rund um die Fabrik hat sich eine Infrastruktur mit Wohngebäuden, aber auch Ladenlokalen und Straßenhändlern gebildet, die der iPhone-City ihren städtischen Charakter vermittelt.

In der Fabrik wird der Mindestlohn von rund 295 US-Dollar im Monat gezahlt. Mit Überstunden und sonstigen Lohnanteilen kommt der durchschnittliche Foxconn-Arbeitnehmer laut Bloomberg auf rund 560 Dollar brutto im Monat. Das ist selbst für chinesische Verhältnisse wenig.

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Laut Statista lag das durchschnittliche Jahreseinkommen in China schon im Jahr 2017 bei rund 10.500 Dollar, also rund 875 Dollar im Monat. Auffällig dabei ist, dass sich das durchschnittliche Einkommen in China von 2007 bis 2017 verdreifacht hat.

Das ist China Labor Watch

CLW ist eine Nichtregierungsorganisation, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Rechte chinesischer Arbeitnehmer unter dem Eindruck einer globalen Wirtschaft zu sichern. Dazu betreibt die Organisation ein Büro in New York und eines im chinesischen Shenzhen.

Sie entsendet Undercover-Beobachter in chinesische Fabriken, bietet aber zugleich Beratung zu rechtlichen Fragen, auch im Rahmen einer kostenfreien Hotline. CLW deckt dabei alle relevanten Branchen ab. Die Elektronikindustrie ist nur eine Facette des Gesamtspektrums, zu dem auch Spielwaren- oder Bekleidungshersteller und viele andere gehören.

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Passend dazu:Hunderte chinesische Schüler fertigen für Amazon Alexa-Geräte – auch nachts

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