Accenture blamiert sich mit Redesign einer Website – und kassiert Millionenklage
Die Anforderungen klangen nicht allzu herausfordernd: Ein neuer Online-Auftritt sollte es sein, dazu eine passende App fürs Smartphone. So hatte es der Automobilvermieter Hertz im August 2016 bei der renommierten Beraterfirma Accenture in Auftrag gegeben. Deadline: Dezember 2017 – spätestens dann sollte alles fertig sein.
Doch bis heute wurde offenbar keines der beiden Projekte an den Kunden ausgeliefert. Stattdessen stehen sich die Vertragspartner nun vor einem New Yorker Gericht gegenüber, wie das britische Portal The Register berichtet. Hertz hat Accenture auf Rückzahlung von 32 Millionen US-Dollar verklagt, die das Unternehmen vorab für das Redesign und die Entwicklung der App gezahlt hatte. In der Klageschrift fordert das Unternehmen zudem eine Entschädigungszahlung für die Kosten, die entstanden seien, um die vielen Fehler des Projekts zu beheben. Was war passiert?
Accenture liefert geforderte Features nicht
Zunächst einmal soll Accenture die vereinbarten Deadlines deutlich überschritten haben. Obwohl für Dezember 2017 terminiert, sollen beide Produkte im Januar 2018 noch immer nicht fertig gewesen und schließlich auf April 2018 verschoben worden sein. „Zu diesem Zeitpunkt hatte Hertz kein Vertrauen mehr, dass Accenture in der Lage ist, das Projekt abzuschließen“, heißt es in der 16-seitigen Klageschrift. Schuld am Vertrauensverlust sind demnach vor allem diverse technische Pannen.
So soll Accenture die neue Website mit weniger als der Hälfte der gewünschten Features ausgeliefert haben. Zum Beispiel ohne ein responsives Design, das heute in der Webentwicklung üblich ist. Dabei passen sich Elemente und Grafiken einer Website automatisch an die Bildschirmgrößen von Tablets Smartphones und Desktop-PCs an. Accenture hingegen habe lediglich eine Version für Smartphones und Desktops entwickelt, erklärt Automobilvermieter Hertz. Als man auf Nachbesserung pochte, soll die Beraterfirma weitere Hunderttausend Dollar verlangt haben.
Neue Website fällt im Sicherheitscheck durch
Doch damit nicht genug: Probleme gab es offenbar auch mit der technischen Infrastruktur. Hertz hatte sich demnach universelle Programmbibliotheken gewünscht, die das Grundgerüst moderner Websites bilden und sicherstellen, dass sie auf globale Standorte übertragen werden können. „Accenture hat das ohne unser Wissen oder unsere Zustimmung absichtlich ignoriert“, sagt Hertz. Darüber hinaus habe das Unternehmen Lizenzen für eine Software namens Rapid erwerben müssen, das die Implementierung des Content-Management-Systems vereinfachen sollte. Doch die Entwickler bei Accenture waren mit der Software angeblich überfordert – und die Einbindung des CMS dauerte letztlich länger als ohne die Rapid-Software.
Zu allem Überfluss fiel die unfertige Website dann auch noch im Sicherheitscheck durch, sodass der Code im Frontend verworfen werden musste. Mehr noch: Accenture habe die gelieferte Website vorher nicht einmal auf Fehler überprüft. Die Kosten, die Hertz aufwenden musste, um die Fehler zu heben, beziffert das Unternehmen auf weitere zehn Milllionen Dollar. Umsatzeinbußen nicht eingerechnet.
Auf Anfrage von The Register wies Accenture die Klage als „haltlos“ zurück. Wegen des laufenden Verfahrens wollte sich das Unternehmen zu den Vorwürfen nicht weiter äußern. Solange bleibt unklar, ob nicht auch Hertz womöglich Fehler begangen hat. Vor allem bei der Anbahnung von großen Webdesign-Projekten kann es zu Missverständnissen kommen, etwa beim Formulieren von Featurewünschen und Deadlines. Wer am Ende recht hat, müssen jetzt die Richter klären.
Zum Weiterlesen: Website-Relaunch: So sieht ein sinnvoller Ablauf aus
Hat sich die Website mal einer von euch angesehen?
Das wäre für 1.000.000 € eventuell auch machbar gewesen.
Habt ihr euch bei den Zahlen sicher nicht verschrieben?
Nope, sie haben sie nicht verschrieben. Relaunches sind echt nicht trivial. Dabei sind die redirects wahrscheinlich noch nicht mal eingeplant…
Das wäre bei der Webcellent nicht passiert . 10 Berater und 1 Umsetzer geht einfach nie gut.
32 plus 10 Millionen für ein Redesign und eine App? Absurd!
Welcher Komiker hat bei Hertz die Preise verhandelt?
Wie kam dieses Geschäft zustande? Gibt es bei Herz selbst keine eigenen Entwickler? Was sagt die IT-Abteilung von Herz dazu?
Warum sollte man Consultingfirma wie Accenture für Redesign bestellen? Sind sie ein Webstudio? Und die Programmierung von CMS… Wäre es nicht leichter ein paar etablierte IT-Firmen in der Ukraine oder Indien zu finden, die sich mit der technischen Umsetzung auseinandersetzen können?
Oder wollte Herz nur mit einem rennomirten Unternehmen arbeiten? Dafür wäre man bereit auch in die Millionen Preise zu gehen… am Ende sind beide schuld
Der Fehler liegt aber eindeutig bei Hertz, wer wählt denn Accidenture für sowas aus???
Ich halte auch nicht viel von Accenture. Aber man sieht wieder wie viele keine Ahnung haben von (gross) Firmen geschäft und Architektur. Vermutlich waren im Preis auch middle ware Komponenten eingeplant die alt mit neu Verbinden sollten. Z.b. eine ur alte Oracle DB oder ein uraltes Host system das kein REST spricht….
Du setzt da aber vieles voraus! Laut Text soll die Anklageschrift sich auf das Redesign und eine App beziehen.
Womit du mit „Firmen“ generell recht hast: das Management kann nicht mit dem Personal reden und umgekehrt, genau deswegen vertraut man dann eher externen Dienstleistern und es kommt zu solchen Desastern.
Klassiker. Hab das auch mal bei einem großen Unternehmen erlebt: 3 Agenturen im Pitch – A hat toll präsentiert, B war ok, C war ein wenig hemdsärmlig, aber hatte das beste Konzept. Wer wurde wohl genommen. (B und C waren es nicht)
Hallo zusammen,
Alle stürzen sich auf Accenture und den verpatzten Website-Relaunch. Ich sehe aber im Kern ein größeres Problem, das fast alle Konzerne betrifft. Meine Analyse: https://www.konversionskraft.de/website-relaunch/hertz-verklagt-accenture-relaunch-desaster.html