Mit diesem Herz-Simulator können Ärzte Operationen üben

Die Herz-OP-Simulatoren von Simulands wollen Operationen effizienter und sicherer machen. (Bild: Simulands)
Herz-Kreislauferkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Mit rund 340.619 Toten im Jahr 2021 waren diese – insbesondere ischämische Herzkrankheiten (74.485) und Herzinfarkte (45.181) – für mehr als ein Drittel der 1,02 Millionen Gestorbenen in diesem Jahr verantwortlich.
Operationen am Herz gehören also für Kardiolog:innen zum Alltag dazu. Bislang waren jedoch die Möglichkeiten, die Eingriffe zu üben, – erschreckenderweise – begrenzt. Das Startup Simulands aus Zürich will das mit seinen Herz-OP-Simulatoren ändern.
Das 2019 gegründete Unternehmen entwickelt „human-grade“ Simulatoren, mit denen kardiovaskuläre Interventionen am Herz quasi im Trockenen geübt werden können. Wie auch beim Fliegen, wo angehende Pilot:innen Teststunden in Flugsimulatoren sammeln müssen, sollen Ärzt:innen durch das Training in den Simulatoren effizienter und sicherer werden.
Acht verschiedene Variationen aus den Produktserien „Dry“, „Slice“ und „Pulse“ stehen dabei zur Auswahl. Für den richtigen Umgang mit dem Simulator bietet Simulands zusätzlich Schulungsprogramme an, die sich an ein breites Spektrum von Erfahrungs- und Wissensstufen richten.

Der portable Herz-OP-Simulator Dry Mitral. (Screenshot: Simulands)
Zu den Kunden von Simulands gehören bislang insbesondere Med-Tech-Firmen wie Abbott Vascular Laboratories, Edwards Lifesciences oder Boston Scientific. Künftig sollen die Trainingsmaschinen vermehrt auch Universitäten und Krankenhäusern zur Verfügung gestellt werden.
Um das zu erreichen, hat das Unternehmen am heutigen 2. März eine Finanzierungsrunde über zehn Millionen Euro bekannt gegeben. Investiert ist das Tübinger Gesundheitsinvestitionsunternehmem SHS.
Erster Simulator für ein schlagendes menschliches Herz
Andrea Guidotti, CEO von Simulands, sagt: „Die global führenden Med-Tech-Unternehmen stehen vor dem Dilemma, dass sie jedes Jahr neue Technologien entwickeln und zur Zulassung bringen, die aber teilweise derart innovativ sind, dass Ärzt:innen, selbst wenn sie bereits seit Jahren erfolgreich operieren, für den Umgang mit diesen neuen Produkten weitergebildet werden müssen – aufgrund neuartiger Produkteigenschaften. Dafür gab es bis dato nur zwei Möglichkeiten: entweder mithilfe von Tierversuchen oder während der eigentlichen Behandlung am lebendigen Patienten.“ Letzteres unter Aufsicht von erfahrenen Kardiolog:innen, versteht sich.
Beides sei ihm zufolge wenig praktikabel – und vor allem auch gefährlich und ethisch bedenklich. Simulands Ziel war es deshalb, ein Tool zu entwickeln, das das Training an Tieren und Menschen ersetzt. „So hat Simulands den ersten Simulator für ein schlagendes menschliches Herz entwickelt, der in der Lage ist, Ärzt:innen bestimmte Eingriffe unter realitätsnahen Bedingungen zu ermöglichen“, sagt Guidotti.
Vierte industrielle Medizinrevolution
„Wir erleben auch in der medizinischen Praxis gerade eine vierte industrielle Revolution“, sagt Cornelius Maas, Partner bei SHS Capital. „Der technologische und wissenschaftliche Fortschritt lässt die Grenzen zwischen physischen, digitalen und biologischen Bereichen auch dort immer mehr verschwimmen und erhöht damit auch die Anforderungen an Ärzt:innen. Zukünftig müssen diese sich mit neuen Therapien, künstlicher Intelligenz und Robotik, sprich einem Ökosystem, in dem Menschen und Maschinen zusammenarbeiten, vertraut machen. Dafür gilt es, auch die medizinische Weiterbildung neu zu denken.“