Bewerben per Smartphone? Dieses Startup macht’s möglich

Foto: Talentcube, via Facebook.
Mobile Recruiting: Für den Bewerber noch viel zu umständlich
Mobile ist ein heißer Trend im Recruiting. Kein Wunder: Unternehmen sind hungrig auf junge Talente – und die treiben sich eben im Mobile Web herum. Doch während Unternehmen potenzielle Bewerber immer besser über mobile Kanäle erreichen, kann man für den umgekehrten Weg längst nicht dasselbe behaupten. Die mobile Kommunikation zwischen einem Bewerber und dem von ihm favorisierten Unternehmen ist schwierig, und eine „vollständige“ Bewerbung per Smartphone einzureichen für die meisten noch unvorstellbar.

Bewerben per Smartphone ist noch zu umständlich: Ergebnisse einer Umfrage aus 2014. (Grafik: Generation Mobile, Absolventa-Jobnet-Studie in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München)
Das zeigt zum Beispiel eine Umfrage von Absolventa Jobnet und der LMU München zum Thema Mobile Recruiting aus 2014. 55 Prozent der Befragten dort gaben an, schon einmal per Mobile Recruiting auf ein Stellenangebot aufmerksam geworden zu sein. Nur knapp 13 Prozent haben sich dann aber wirklich beworben. Als Hinderungsgründe nannten sie unter anderem die Unübersichtlichkeit des Verfahrens auf einem kleinen Bildschirm und dass es zu kompliziert sei, die eigenen Bewerbungsunterlagen per Handy hochzuladen, zu verschicken oder gar zunächst noch zu erstellen. Auch Datenschutzbedenken und die Sorge, nicht als seriöser Bewerber wahrgenommen zu werden, spielten für viele der Teilnehmer eine Rolle. Das Fazit der Studie:
„Wären die technischen Möglichkeiten durchdachter und komfortabler, würden 53 Prozent auch Mobile-Recruiting-Prozesse nutzen.“
Talentcube: Mobil bewerben mit einfachen Kurzvideos

Recruiting via Video: Talentcube präsentiert sich mit einem Stand beim Bits-and-Pretzels-Gründerfestival in München. (Foto: t3n)
Und genau diese technischen Möglichkeiten hat sich jetzt ein Statup aus Stuttgart vorgeknöpft: Talentcube will den Mobile-Recruiting-Prozess für Bewerber optimieren und dabei auch Unternehmen die Auswahl geeigneter Kandidaten erleichtern. Bei Talentcube steht die Vorstellung des Bewerbers über Kurzvideos im Fokus, die komplett über die App des Startups erstellt und abgeschickt werden können.
Aber der Reihe nach. Nach dem Download der App und dem Login per Xing oder Linkedin können Talentcube-Nutzer sich für zwei verschiedene Bewerbungsformate entscheiden: Bietet das Unternehmen, bei dem sie sich vorstellen möchten, offiziell schon Talentcube-Bewerbungen an, müssen sie den in der Stellenanzeige veröffentlichten Jobcode eingeben und gelangen dann direkt zur individualisierten Eingabemaske. Denn jedes Unternehmen, das Bewerbungen über Talentcube akzeptiert, muss drei Fragen definieren, die die Bewerber per Kurzvideo beantworten sollen: „Warum möchtest du bei uns arbeiten“ beispielsweise, oder „Worauf bist du besonders stolz in deinem Leben?“. Nacheinander nimmt der Bewerber über die App seine Kurzantworten auf. Am Ende bestätigt er nur noch, dass seine Video-Antworten samt seinem Bewerberprofil, das automatisch aus den Daten des angebundenen Karrierenetzwerks erstellt wird, an das Unternehmen übermittelt werden dürfen.„Das Talentcube-Rezept: 3 Fragen, 3 Videos.“
Damit das Video seriös wirkt und überzeugt, hat Talentcube auch schon ein kleines Tutorial für seine Nutzer erstellt:
Auf jede Stellenanzeige per Smartphone-Video bewerben
Der zweite Weg, sich per Talentcube zu bewerben, ist für alle Fälle gedacht, in denen das anvisierte Unternehmen noch keine offizielle Anbindung an die Plattform hat. Die Nutzer geben hier die in der Stellenanzeige genannte E-Mail-Adresse und weitere Stichpunkte zum ausgeschriebenen Job an, um eine spätere Zuordnung ihrer Bewerbung zu ermöglichen. Dann nehmen sie ebenfalls drei Kurzvideos auf und beantworten darin drei Fragen aus einem von Talentcube vorgegebenen Katalog. Ist die Bewerbung aus ihrer Sicht abgeschlossen, vermittelt Talentcube auch hier die drei Videos plus Bewerberprofil an das Unternehmen, in diesem Fall natürlich mit einer entsprechenden Einführung und Vorstellung von Talentcube.
Ein ziemlich schlauer Mechanismus, der automatisch dafür sorgt, dass immer mehr Unternehmen von Talentcube erfahren – und im Anschluss die Möglichkeit zur Talentcube-Bewerbung auch offiziell in ihre Stellenanzeigen aufnehmen. Das spart natürlich Marketingkosten. Allerdings rennt Talentcube bei den Unternehmen ohnehin offene Türen ein, wie die Gründer Hendrik Seiler, Sebastian Niewöhner und Sebastian Hust uns während des „Bits & Pretzels“-Gründerfestivals versichert haben. Zu ihren Pilotkunden gehören Startups aus der Region Stuttgart oder auch die Fitnessstudio-Kette Body Street. Seit sie ihre App vor zwei Wochen live geschaltet haben, sind noch einmal etwa 20 Anfragen von Unternehmen hinzugekommen.„Die Unternehmen haben auf eine Plattform wie Talentcube gewartet.“
„Kurzvideos geben Unternehmen den besseren ersten Eindruck“

Bei Talentcube beantworten Bewerber Fragen per Kurzvideo. (Screenshot: Talentcube)
Für Sebastian Hust ist das kein Wunder. Talentcube biete Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, mehr Bewerber auf ausgeschriebene Stellen zu erhalten, sagt er, sondern sorge auch für einen zuverlässigeren ersten Eindruck als eine typische Bewerbung in Schriftform. So könnten Recruiter ungeeignete Kandidaten, deren Persönlichkeit nicht zur Firma passe, schon vor der Einladung zum Vorstellungsgespräch erkennen und sich einen zusätzlichen aufwändigen Schritt im Bewerbungsverfahren sparen. Das Bewerbermanagement und die Verwaltung der offenen Stellen können Unternehmen direkt über ihr eigenes Talentcube-Dashboard abwickeln.
Abzuwarten bleibt, wie gut die Bewerbung per Smartphone-Video bei den Job-Kandidaten selbst ankommt. Auf der einen Seite wissen sie das flexible und unkomplizierte Verfahren sicherlich zu schätzen. Und gerade in der Anfangsphase des Startups bietet Talentcube ihnen auch die Möglichkeit, sich als digitalaffiner Early-Adopter zu präsentieren. Die Rückmeldung der Testnutzer, so Sebastian Hust, sei in jedem Falle positiv gewesen. Auf der anderen Seite könnte es trotz allem Vorbehalte gegenüber der Video-Bewerbung geben, bei der man eben nicht jedes Wort dreimal umdrehen kann, bevor man die Bewerbung schließlich abschickt, und so im Zweifel auf den „perfekten Eindruck“ verzichten muss. Gerade die zweite Variante der Talentcube-Bewerbung, bei der das angeschriebene Unternehmen das Video-Verfahren nicht proaktiv anbietet, könnte vorsichtige Bewerber abschrecken- Hier muss das Startup also Extra-Überzeugungsarbeit leisten.„Der Erfolg von Talentcube hängt von der Akzeptanz bei den Bewerbern ab.“
Denn letztlich kann Talentcube für beide Seiten nur funktionieren, wenn sowohl attraktive Unternehmen als auch High-Potential-Bewerber die Plattform aktiv nutzen – und die kommen nicht alle ganz von allein.
Was haltet ihr von Talentcube – könnt ihr euch eine Bewerbung per Kurzvideo vorstellen?