MS-DOS 4.0: Microsoft veröffentlicht Quellcode von Uralt-Betriebssystem
Vor rund zehn Jahren hatte Microsoft den Quellcode für MS-DOS 1.25 und MS-DOS 2.0 via Github veröffentlicht – ein Stück Computergeschichte, das vor beinahe 45 Jahren noch komplett im 8086-Assemblercode geschrieben worden ist. Jetzt hat der Softwarekonzern dem Repository einen weiteren geschichtsträchtigen Code hinzugefügt.
Quellcode zu MS-DOS 4.0 steht zum Download
In Zusammenarbeit mit Mitentwickler IBM hat Microsoft den Quellcode zu MS-DOS 4.0 unter MIT-Lizenz veröffentlicht, wie das Unternehmen mitteilt. Der Code steht bei Github zum Download bereit. Microsoft lädt Interessierte zum Ausprobieren ein, wer Anpassungen vornehmen will, muss die Software aber forken.
Dafür, dass Microsoft auf die Idee gekommen ist, nach MS-DOS 1.25 und MS-DOS 2.0 jetzt auch MS-DOS 4.0 zu veröffentlichen, sei ein Fund des ehemaligen Technikchefs Ray Ozzie verantwortlich gewesen. Dieser habe nämlich in einer Kramkiste bisher unveröffentlichte Beta-Binärdateien von DOS 4.0 gefunden.
Faszinierendes Stück Betriebssystemgeschichte
Diese Dateien seien jetzt mit MS-DOS 4.0 veröffentlicht worden. Sie seien früher entstanden als die schon öffentlich zur Verfügung stehenden Binärdateien des Betriebssystems – und eben unveröffentlicht gewesen. Microsoft habe sich daher entschieden, „dieses faszinierende Stück Betriebssystemgeschichte“ mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Die von Microsoft jetzt veröffentlichte DOS-4.0-Version lief auch unter dem Namen Multitasking (M/T) MS-DOS. Denn Microsoft wollte damit neue Multitasking-Fähigkeiten einführen. So sollte Software etwa im Hintergrund laufen können.
Kaum verbreitet, schnell eingestellt
Allerdings war diese Betriebssystemversion nicht weit verbreitet. Sie kam nicht als eigenes Produkt auf den Markt und wurde nur von wenigen europäischen PC-Herstellern aufgegriffen. Daher wurde MS-DOS 4.0 auch bald eingestellt.
Interessanterweise verzichtete Microsoft bei den Nachfolgeversionen wieder auf die Multitasking-Funktionen. Erst bei den grafischen Betriebssystemen wie Windows und OS/2 kam der Softwarekonzern wieder darauf zurück.
MS-DOS 4.0 als Basis für OS/2?
Nicht offiziell bestätigten Berichten ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter:innen zufolge soll die Multitasking-Variante von MS-DOS als Grundlage für das später erschienene OS/2 gedient haben.
An OS/2 hatte Microsoft zu Beginn noch gemeinsam mit IBM gearbeitet, das Projekt aber wegen Unstimmigkeiten aufgegeben. Im März 2024 war eine Vorschauversion des nie veröffentlichten Microsoft-Anteils an OS/2 2.0 veröffentlicht worden.