Diese Ultraschall-Apps sollen vor Mückenstichen schützen: Aber funktioniert das wirklich?
Sie sind noch nicht zu sehen, aber schon zu hören: Mücken nerven an lauen Sommerabenden. Wer kein Mückenspray dabei und keine Citronella-Kerze hat, weicht spontan auf kostenlose Mücken-Apps aus. Sie sollen durch Ultraschall-Frequenzen Mücken vertreiben. Ultraschall liegt über dem Hörfrequenzbereich des Menschen und beginnt bei 20 Kilohertz (kHz).
Ich habe vier Apps getestet, die mithilfe dieser für den Menschen nicht hörbaren Frequenzen Mücken vertreiben sollen. Funktion und Design sind vergleichbar: Die Frequenz wird mehr oder minder fein ausgewählt. Teilweise sollen nicht nur Mücken, sondern auch Fliegen verjagt werden.
Ursprung: Fledermaus-Theorie
Dabei klingt die Idee, auf der diese Apps aufbauen, plausibel: Ursprung ist die Fledermaus-Theorie. „Danach jagen Fledermäuse Insekten, indem sie von ihnen per Ultraschall geortet werden“, so Professor Jorge Groß. Er arbeitet an der Leibniz Universität in Hannover im Fachgebiet Didaktik der Biologie. Laut ihm können einige Insektenarten, etwa Motten, diese Laute wahrnehmen. Bei Mücken sei hingegen gar nicht klar, wie verschiedene Arten hören.
„Leider ist das Hörvermögen vieler Insektenarten noch nicht vollständig erforscht. Aber nach Untersuchungen von amerikanischen Wissenschaftlern liegt das Limit zur Wahrnehmung von Mücken bei etwa 2.000 Hertz und damit also weit unterhalb von Ultraschall“, sagt Groß. Die Ultraschallwellen von Fledermäusen lägen zwischen 20.000 und 100.000 Hertz und somit außerhalb des Hörlimits von Moskitos: Die Insekten könnten die Ultraschallwellen der jagenden Fledermäuse gar nicht hören.
Mücken setzen sich auf das Smartphone
Zurück zu den Apps: Antimückenschutz, Anti Mücken, Frequency und Mückenschutz bringen im Test folglich keinen Schutz vor Mücken. Letztere soll auch Fliegen vertreiben, allerdings kommen die Insekten trotzdem. Teilweise setzen sich die Mücken in der Dämmerung sogar auf das Smartphone – Abschreckung sieht anders aus.
Generell ist auch fraglich, ob die Smartphones überhaupt entsprechende Töne mit ihren Lautsprechern erzeugen können. Zeitweise ertönen immer wieder Knackgeräusche, generell ist die Nutzung unangenehm: Die Töne sind teilweise als schrilles Summen hörbar; Ultraschall kann es demzufolge nicht sein – der wäre schließlich nicht hörbar.
Apps sind Werbeplätze und Datensammler
Außerdem ärgerlich für Nutzer:innen: die Werbelast. Die vier getesteten Apps sind kostenlos, die Entwickler:innen verdienen an den geschalteten Anzeigen. Zudem spielt das App-Tracking eine Rolle, mit dem die Macher:innen wertvolle Nutzerdaten bekommen. Insgesamt ist von der Nutzung also abzuraten.
Wer statt kostenlosen Smartphone-Apps auf Ultraschall-Geräte setzt, bekommt das gleiche Ergebnis: Mücken lassen sich dadurch nicht stören. Professor Groß sind auch keine Studien bekannt, die eine Abschreckung durch andere Ultraschall-Geräte zeigen.
Was wirklich vor Mücken schützt
Er verweist auf andere Methoden, um sich gegen Mückenstiche zu schützen: mit Moskito-Gittern Mücken den Weg in die eigenen vier Wände versperren und sich mit einem Moskitonetz über dem Bett in der Nacht schützen. Hilfreich sei auch helle Kleidung, Mücken flögen dunkle Farben bevorzugt an. „Zudem ist die Förderung von natürlichen Feinden der Mücken wie Spinnen und Vögeln ein weiterer Weg, der nicht nur einen Mückenschutz darstellt, sondern auch anderen Lebewesen in der Natur hilft“, fasst er zusammen. Um Mücken an der Vermehrung zu hindern, hilft es außerdem, die Regentonne abzudecken und offenes Wasser in Nähe des Hauses, wenn möglich, regelmäßig auszutauschen – in ruhigen Gewässern leben die Larven der Mücke.
Mückenstiche sind schließlich nicht nur nervig, sondern können auch Krankheiten übertragen. „Durch den Klimawandel steigt auch in Mitteleuropa die Gefahr der Krankheitsübertragungen, wie etwa Malaria oder Dengue-Fieber, an“, so Professor Groß. Mücken können zudem bei einer nächsten Pandemie eine Rolle spielen.
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