
Multitasking ist ein Produktivitätskiller. (Foto: Shutterstock-Peshkova)
Multitasking gilt für manche noch immer als erstrebenswerte Fähigkeit im Berufsleben – dabei sind die negativen Auswirkungen des parallelen Ausführens mehrerer Tätigkeiten längst belegt. Jetzt haben Forscher der US-Universität Stanford untersucht, ob und wie Medien-Multitasking dem Gedächtnis schaden könnte.
Medien-Multitasking versus Gedächtnis
Dass etwa gleichzeitiges Fernsehen und Surfen eine direkte Ursache für eine schlechte Gedächtnisleistung wäre, konnte zwar nicht nachgewiesen werden. Aber: Probanden mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne und intensiverem Medien-Multitasking-Verhalten schnitten auch schlechter in den Gedächtnisübungen ab. Die Ergebnisse sind im renommierten Fachmagazin Nature erschienen, wie die Universität Stanford mitteilt.
Die Forscher haben im Rahmen ihrer Untersuchung verschiedene Gedächtnisübungen mit 80 Probanden im Alter zwischen 18 und 26 Jahren durchgeführt. Dabei zeichneten sie deren Pupillenreaktionen und Hirnwellen in einem Elektroenzephalogramm (EEG) auf, vor allem die sogenannte Alpha-Aktivität. „Eine erhöhte Alpha-Aktivität im hinteren Bereich des Schädels wurde mit Unachtsamkeit, Abschweifen und Ablenkbarkeit in Verbindung gebracht“, erklärte Psychologe und Hauptautor Kevin Madore.
Außerdem, so Madore, hängen Verengungen des Pupillendurchmessers – so viel ist bereits bekannt – „mit Leistungsabfällen wie langsameren Reaktionszeiten und abschweifenden Gedanken zusammen“. Das gilt dem Wissenschaftler zufolge insbesondere vor der Ausführung verschiedener Aufgaben.
Krankheiten wie Alzheimer besser verstehen
Den Verdienst der Studie und der Ergebnisse sehen Forscherkollegen unter anderem darin, dass jetzt gezeigt wurde, wie die Aufmerksamkeit das Abrufen von Informationen beeinflusse. Das sagte Psychologe und Kognitionswissenschaftler Simon Hanslmayr von der Universität von Glasgow, der die Studie unabhängig eingeordnet hat. Die Korrelation von Medien-Multitasking und schlechteren Gedächtnisleistungen sei bislang so noch nicht beschrieben worden. Auch zum besseren Verständnis von Krankheiten wie Alzheimer sollen Studien wie diese beitragen.
Die Stanford-Forscher haben zudem Anregungen gegeben, wie sich das Gedächtnis verbessern ließe – und wiesen dabei darauf hin, dass das Gedächtnis in hohem Maße von zielgerichteter Kognition abhänge. Wir müssten bereit sein, uns zu erinnern, unsere Aufmerksamkeit an- und Ablenkungen auszuschalten sowie ein Gedächtnisziel vor Augen zu haben – Faktoren, die noch vor dem eigentlichen Erinnern wirkten und bestimmten, ob man sein Gedächtnis aktivieren könne.
Gezielte Interventionen über Sensorsignale
Dafür seien gezielte Interventionen denkbar, so die Forscher. Als Beispiel stellen sich die Forscher tragbare Augensensoren vor, die in Echtzeit anhand der Pupillengröße erkennen, ob ihr Träger unachtsam wird und dann ein entsprechendes Signal senden. (Mit Material von dpa)