Dieses DHDL-Startup will den ADAC überflüssig machen

Es sind erstaunliche Zahlen, die Santosh Satschdeva vor laufenden Kameras präsentiert: Zwischen 60 und 120 Euro überweisen die 19 Millionen Mitglieder des ADAC jedes Jahr auf das Konto des Automobilclubs. Wer beispielsweise über einen Zeitraum von 40 Jahre einzahle, so rechnet der Unternehmer bei „Die Höhle der Löwen“ vor, komme bei einem Mitgliedsbeitrag von 70 Euro auf insgesamt 2.800 Euro.
Das allein wäre angesichts der umfangreichen Leistungen des ADAC nicht weiter tragisch, wäre da nicht diese eine Statistik: „Im Durchschnitt hat jeder Autofahrer nur zwei mal im Leben eine Panne“, sagt Satschdeva. Kurzgesagt: Die meisten Autofahrer bezahlen für einen Service, den sie fast nie in Anspruch nehmen. Das wollen Satschdeva und sein Mitgründer, Frank Heck, ändern.
Myschleppapp: Pannenhilfe auf Knopfdruck
Die beiden Startup-Unternehmer aus Köln haben die Myschleppapp entwickelt, eine für iOS und Android verfügbare Anwendung, mit der die Pannenhilfe vergleichsweise einfach und kostengünstig sein soll. Im Pannenfall lokalisiert die App anhand von GPS-Daten den genauen Standort des Autofahrers und weist ihm automatisch den nächstgelegenen Abschleppdienst zu. Die Wartezeit liegt nach Angaben der Unternehmer bei durchschnittlich 35 Minuten.

So sieht die Myschleppapp aus. (Screenshot: Myschleppapp)
Ein beachtlicher Wert, den Mitgründer Satschdeva mit schlanken Kommunikationswegen erklärt: „Wir schalten den Faktor Call-Center komplett aus“, sagt der Unternehmer. „Warteschleifen und die Weiterleitung des Auftrags durch das Call-Center an den Abschleppdienst fallen komplett weg. So erzielen wir eine große Zeitersparnis.“ Darüber hinaus werde das deutsche Verkehrsnetz von der App anders als bei den Automobilclubs nicht in Gebiete eingeteilt, um Abschleppdiensten ein bestimmtes Auftragsvolumen zu garantieren. Stattdessen kann sich jedes Pannenhilfe-Unternehmen unabhängig von seinem Standort in der Myschleppapp listen lassen.
Auf diese Weise gewährleiste die App eine ausreichend hohe Dichte an Pannenhelfern im unmittelbaren Umkreis. „Wir kontaktieren unsere Partner und diese rufen die Kunden sofort zurück – er nennt dann die genaue Ankunftszeit“, sagt Satschdeva . Aktuell arbeitet die Myschleppapp mit 500 Pannenhelfern in ganz Deutschland zusammen und hat angeblich schon mehr als 3.500 Pannen behoben. Die Preise reichen von 120 bis 250 Euro pro Abschleppung.
Die Idee entstand aus der Not heraus
Die Idee zur Myschleppapp entstand – im wahrsten Sinne des Wortes – aus der Not heraus: Vor einigen Jahren blieb Satschdeva mit seinem PKW auf der Autobahn liegen. Der gelernte Fachinformatiker tat das, was wohl die meisten Autofahrer in dieser Situation tun: den ADAC anrufen. „Es stellte sich jedoch heraus, dass der ADAC mehr als drei Stunden brauchen würde, um mich abzuholen“, sagt Satschdeva.
Daraufhin nahm er sein Smartphone in die Hand und stieß über eine Google-Suche auf den Abschlepp-Unternehmer Frank Heck. „Auf der Fahrt in die Werkstatt kamen wir ins Gespräch und unterhielten uns über die Defizite bei der Pannenhilfe. Lange Wartezeiten, nervige Callcenter und intransparente Kosten“, sagt Satschdeva. So ergab sich 2016 die Idee, gemeinsam eine Pannenhilfe-App zu entwickeln.
Die beiden Gründer investierten bis heute rund 60.000 Euro in den Aufbau ihres Unternehmens. Ein Gehalt haben sie sich angeblich noch keines ausgezahlt. „Alles was wir eingenommen haben, haben wir auch wieder investiert“, so Satschdeva weiter. Dies ist auch dringend nötig – denn der Markt ist groß: Neben dem ADAC konkurriert die Myschleppapp noch mit weiteren Automobilclubs wie AVD, ACE oder Jimdrive. Außerdem will Myschleppapp jene Kunden gewinnen, die noch gar keine Mitgliedschaft haben: Davon gebe es in Deutschland etwa sieben Millionen.
Taugt das Geschäftsmodell der Myschleppapp?
Ob aus der Myschleppapp so schnell das erhoffte Millionen-Business erwachsen kann, ist allerdings fraglich. Das Geschäftsmodell erfordert viel Geduld: So wird die App in den Stores kostenlos angeboten, während teilnehmende Pannenhelfer eine monatliche Nutzungspauschale in Höhe von 8,50 Euro entrichten. Deutschlandweit gibt es nach Angaben der Gründer jedoch gerade mal 1.500 gewerbliche Pannenhelfer. Zudem wollen sie an jeder Abschleppung über eine Provision zwischen einen und fünf Euro mitverdienen. Zwar gebe es täglich 20.000 Pannen auf deutschen Straßen. Bislang würden pro Monat jedoch erst 500 davon auch über die App vermittelt.

Das Myschleppapp-Team bei seinem Auftritt in „Die Höhle der Löwen“. (Foto: Vox)
Das spiegelt sich auch in den bisherigen Umsätzen wider: Die Prognose für dieses Jahr gibt Myschleppapp auf Nachfrage mit 50.000 Euro an. 2018 soll dieser dann auf 100.000 Euro, und 2019 auf 250.000 Euro steigen. Trotzdem sind die Gründer von ihrer Idee überzeugt: „Wenn wir zehn Prozent aller Pannen über unsere App abwickeln, dann funktioniert und Modell sehr gut und skaliert auch“, sagt Satschdeva. Auch könnten sie ihre Technologie anderen Unternehmen wie beispielsweise Carsharing-Anbietern, Autovermietungen oder Versicherungen zur Verfügung stellen.
Doch vorher soll die Myschleppapp erst einmal wachsen – auch deswegen treten Santosh Satschdeva und Frank Heck am Dienstagabend bei „Die Höhle der Löwen“ auf. Mit einem möglichen Investment soll die App weiterentwickelt und in anderen europäische Ländern zum angeboten werden. Die beiden Unternehmer sind zuversichtlich: „Wir rechnen mit 30.000 Downloads am Abend der Ausstrahlung.“
Und dann kommt ein wilder Autohändler mit der arabischen Verhandlungstaktik der mir erklärz das er mir noch 100 Euro für mein Auto zahlt oder mich im Regen stehen lässt.
Oder der Onlinepartner erklärt mit per APP das er zwar zuständig wäre, aber so weit in der Nacht nicht mehr fahren will
Mich ist der ADAC oder die anderen da lieber, der beschäftigt und bezahlt Profis
eine Integration für Fahrzeuge mit eigener SIM wäre auch interessant. Ein zusätzlicher Button neben dem sos Button mit Übermittlung der GPS Koordinaten. Oder ins Media System integriert.
Gibt es das schon bei Herstellern die eine Mobilitätsgarantie bieten?
Man kann auch Pannen an gefahrenstellen haben (Autobahn) und da ist eine schnelle unkomplizierte Hilfe angebracht.
Bzgl. Schlechter pannenhelfer gibt’s ja sicher auch Bewertungen zu vergeben. die fliegen halt schnell wieder aus dem System.
Das Argument, wir würden 2.800 € für einen Dienst zahlen, den wir „statistisch“ gesehn nur zwei mal nutzen, überzeugt mal rein gar nicht…
Wir haben diverse Versicherungen, z. B. Hausrat, Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, Unfallversicherung, etc, etc… Da ist es doch das gleiche Prinzip.
Zum einen bietet der ADAC mehr als nur den reinen Abschleppdienst. Ob man das alles braucht ist fraglich, aber ein direkter Vergleich ist unseriös.
Zum anderen gibts inzwischen viele Haftpflichtversicherungen die das mit anbieten. Ich zahle pro Jahr 6 € (!!) zusätzlich für diesen Service.
Ausserdem teile ich auch die Bedenken von lola und Franzl.
Die technikaffinen können auch bei einer Panne googeln und selbst einen Abschlepper finden. Die es nicht können wollen vermutlich den Rundumservice eines Versichereres / KfZ-Clubs etc.
Und zumindest hier im Text wird auch nicht deutlich: Von den 20.000 Pannen pro Tag, wie oft wird da ein professioneller Abschlepper benötigt? Ich kann meinen Wagen ja auch von Freunden abschleppen lassen, und zählt zu den Pannen auch z.B. Reifen die ich selbst wechsle? Gab es hierzu Infos? Die 20.000 Pannen pro Tag können doch wohl kaum von den 1.500 Abschleppern bearbeitet werden, das wären ja 13 Einsätz pro Tag und Abschlepper. Inklusive Wochenende. Und dann holen die ja auch noch zusätzlich Falschparker etc. ab.
Ist es in der Sendung zu einem Deal gekommen?
Quatsch !!!!
Da werden die Investoren wieder mit Zahlen geblendet…
Ich habe bei meiner Kfz Versicherung einen Schutzbrief abgeschlossen für 8€ pro Jahr. Letztens ist mein Auto nicht angesprungen. Bei der Versicherung angerufen, Standort durchgegeben und dann hat sich der Pannendienst mit mir in Verbindung gesetzt und sich angekündigt wann er bei mir ist.
Da braucht man weder ADAC noch irgendwas anderes. Wäre mein Auto nicht angesprungen und es wäre ein größerer Schaden als nur die Batterie gewesen, hätte er mich in eine Werkstatt gebracht.