Der Premier-League-Club Manchester City hatte am 12. November einen Kooperationsvertrag mit dem Krypto-Startup 3Key geschlossen und es als neuen offiziellen regionalen Partner für die „dezentrale Finanzhandelsanalyse“ vorgestellt. Schnell waren in informierten Kreisen Zweifel an der Seriosität des Unternehmens laut geworden
„Führungskräfte“ haben keinen digitalen Fußabdruck
Anfang dieser Woche hatte dann der Journalist Martin Calladine auf Twitter dazu aufgefordert, etwa den in ManCitys Presseerklärung erwähnten Marketingchef Ryan S. Hodder digital ausfindig zu machen. Allerdings gelang es dem Twitter-Schwarm nicht, seinen digitalen Fußabdruck zu entdecken. Allein das Foto eines Mannes mit rotem Bart in einem karierten Anzug, bei dem es sich möglicherweise um den „Chief Growth Strategist“ von 3Key, Jacob Caine, handeln könnte, war aufzutreiben.
Das verwundert, war doch Hodder von ManCity mit den Worten zitiert worden, dass „Praxis, Teamarbeit und Leidenschaft die Grundlagen des Erfolgs sind, und diese Werte sind bei Manchester City in Hülle und Fülle vorhanden.“ Müsste ein erfolgreiches Kryptounternehmen nebst seiner Führungskräfte nicht etwas bekannter sein? Das fragten sich viele.
Nach den ersten Zweifeln fanden sich schnell weitere Sonderbarkeiten. So sollte 3Key ein neuer „regionaler Partner“ sein. Für welche Region blieb ebenso im Unklaren wie der Standort des Unternehmens. Das berichtet der Guardian.
On-Off bei 3Key-Websites
Ebenso dubios: Einen Tag nach dem Beginn der Ermittlungen der Twitter-Community gingen zwei mit 3Key verbundene Websites offline. Einen Tag später ging eine der Websites wieder online. Dort ist zu lesen, dass 3Key seit 2020 in Betrieb ist. Es werden aber weder Mitarbeiter noch erhältliche Produkte erwähnt.
Nach eigenen Angaben beabsichtigt 3Key den Handel mit digitalen Vermögenswerten zu erleichtern. Dazu hat es angeblich das sogenannte CeDeFi-Konzept (Centralized Decentralized Finance) im Köcher, eine Kombination aus „dem Besten von beidem“, dem zentralisierten und dem dezentralisierten Finanzwesen, „um die Teilnahme für jeden einfach zu machen“.
ManCity macht Rückzieher
Die offen aufgeworfenen Fragezeichen haben das Vereins-Management nicht unbeeindruckt gelassen. Nachdem Sponsorship-Manager Stephen Cieplik zunächst seine Freude über die 3Key-Partnerschaft zum Ausdruck gebracht und angekündigt hatte, ManCity-bezogene Krypto-Inhalte mit 3Key entwickeln zu wollen, hat der Verein inzwischen einen Rückzieher gemacht.
Wie die Times erfahren hat, will ManCity nun erst selbst weitere Nachforschungen vornehmen. Bis zu deren Abschluss werde es zu keinen gemeinsamen Aktionen kommen. Das hatte der Verein auch gegenüber der Daily Mail bestätigt, dessen Redakteur Jack Gaughan die Stellungnahme auf Twitter veröffentlicht hatte.
Laut Forbes ist Manchester City mit einem geschätzten Marktwert von vier Milliarden US-Dollar der viertgrößte Fußballverein der Welt. 3Key ist nicht die erste Krypto-Erfahrung für den Club. Schon im März hatte ManCity die Blockchain-Plattform Socios.com gewählt, um mit ihr ein Fan-Token aufzulegen.