Napster hat die gesamte Evolution des Musikvertriebs im Internet mitgemacht: Als illegale Tauschbörse in den späten 1990er Jahren gestartet, wurde daraus Mitte der 2000er unter neuer Führung ein Onlineshop für Musikdateien und am Ende ein Musik-Streaming-Dienst. Jetzt wurde die Firma abermals verkauft und erneut wird sich wohl auch Napster weiterentwickeln. Diesmal geht es offenbar in Richtung virtuelle Realität, denn der neue Besitzer ist die britische Firma Melody-VR, die virtuelle Konzerte auf Smartphones und VR-Brillen bringt.
„Die Übernahme von Napster durch Melody-VR wird zur Entwicklung der allerersten Musikunterhaltungsplattform führen, die immersive visuelle Inhalte und Musik-Streaming kombiniert“, verspricht Melody-VR-Chef Anthony Matchett und fügt hinzu: „Unser Kauf von Napster, einem der ursprünglichen Disruptoren der Musikindustrie, ist aus unserem Wunsch heraus entstanden, das weltweit führende Musikerlebnis zu bieten, das nahtlos über Audio- und visuelle Medien verfügbar ist und wiederum einen echten Musikdienst der nächsten Generation darstellt.“
Melody-VR zahlt 70 Millionen Dollar für Napster
Der aktuelle Besitzer von Napster ist der Streaming-Pionier Real Networks, der dem einen oder anderen noch durch den Real Player ein Begriff sein dürfte. Für den Verkauf von Napster erhält das Unternehmen 15 Millionen US-Dollar in Bar sowie elf Millionen Dollar in Melody-VR-Aktien. Außerdem übernimmt der neue Eigentümer rund 44 Millionen Dollar Schulden. Dabei handelt es sich laut Real Networks vorwiegend um ausstehende Zahlungen an die Musikindustrie. Die Übernahme soll im vierten Quartal 2020 abgeschlossen sein.
Melody-VR wurde 2018 gegründet und hat in der Vergangenheit VR-Konzerte mit Künstlern wie Cypress Hill, Kiss oder Post Malone veranstaltet. Melody-VR schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem Nettoverlust von rund 19 Millionen Dollar ab. Die Marktkapitalisierung des an der Londoner Börse gehandelten Unternehmen beträgt derzeit etwa 97 Millionen Dollar.