Optische Täuschungen und gefährlicher Staub: Was diese Nasa-Astronauten auf dem Mond erwartet
Sicher hat jede*r von uns schon mal Bilder, die von einer Raumstation wie der ISS aufgenommen wurden, gesehen. Der Anblick aus dem Weltraum auf die Erde ist faszinierend und rückt vieles in Perspektive.
Lange Schatten und schwarzer Himmel
Ähnlich wird es den Astronaut:innen wohl gehen, wenn sie im Rahmen der Artemis-III-Mission in der Nähe des Mondsüdpols gelandet sind. Dort erwarten sie beispielsweise dramatische Schatten, die 25 bis 50 Mal länger sind als die Objekte, die sie werfen, wie die Nasa in einer Pressemitteilung erklärt.
Der Hintergrund: Die Sonne trifft dort in einem niedrigen Winkel auf die Oberfläche, hängt nur wenige Grad über dem Horizont. Daher werden Astronaut:innen auch keinen Sonnenauf- oder -untergang sehen. Stattdessen werden sie beobachten, wie die Sonne in der Nähe des Horizonts schwebt, während sie sich horizontal über den Himmel bewegt, wie dieses Video zeigt.
Fast wie eine optische Täuschung könnte für die Astronaut:innen der Blick auf den Horizont wirken: Da der Mond kleiner als die Erde ist, wird sein Horizont kürzer und näher erscheinen. Für jemanden, der auf einer ebenen Erdoberfläche steht, ist der Horizont etwa 4,8 Kilometer (oder drei Meilen) entfernt, aber für Astronauten auf dem Mond wird er nur 2,4 Kilometer entfernt sein, wodurch ihre Umgebung beengt erscheint.
Richten die Artemis-Astronaut:innen ihren Blick vom Mond aus in den Himmel, sehen sie ihren Heimatplaneten zurückleuchten. So wie Erdbewohner im Laufe eines Monats verschiedene Mondphasen sehen, werden die Astronaut:innen einen sich ständig verändernden Planeten sehen. Die Erdphasen treten entgegengesetzt zu den Mondphasen auf: Wenn die Erde Neumond erlebt, ist vom Mond aus eine volle Erde sichtbar.
Da der Mond im Gegensatz zur Erde keine dichte Atmosphäre hat, die blaues Licht streut, ist der Himmel tagsüber tintenschwarz.
Temperaturen, Schwerelosigkeit und elektrisch aufgeladener Mondstaub
Am Südpol des Mondes erwartet die Artemis-Crew zudem überirdische Temperaturen: Da das Sonnenlicht in dieser Region des Mondes die Oberfläche horizontal streift, streift es auch nur die Kraterränder, erreicht aber nicht immer deren Boden. Einige tiefe Krater haben seit Milliarden von Jahren kein Licht mehr gesehen, daher können dort Temperaturen von rund minus 200 Grad Celsius herrschen. Das ist fast dreimal kälter als die niedrigste Temperatur, die in der Antarktis gemessen wurde. Am anderen Ende des Spektrums können Bereiche mit direkter Sonneneinstrahlung, wie etwa Kraterränder, Temperaturen von bis zu 54 Grad Celsius erreichen.
Betreten die Astronaut:innen tatsächlich zum ersten Mal seit 50 Jahren die Oberfläche des Mondes, werden sie dort eine zerklüftete Landschaft vorfinden: Berge, Täler und Schluchten wechseln sich ab, lange Schatten erschweren die Orientierung. Sich dort zu bewegen, erfordert also viel Geschick, entsprechendes Training und eine Spezialausrüstung.
Der Mondstaub, Regolith genannt, der die Oberfläche bedeckt, sieht im Übrigen nur so fein aus: In Wirklichkeit besteht Mondstaub aus winzigen, messerscharfen Gesteinsstücken, die eine echte Gefahr für die Ausrüstung und die Astronaut:innen selbst darstellen. Mondregolith entsteht, wenn Meteoroiden auf die Mondoberfläche treffen und Gestein schmelzen. Da es auf dem Mond weder fließende Gewässer noch Wind gibt, um die Regolithkörner zu glätten, bleiben sie äußerst scharfkantig.
Absolut einzigartig wird mit Sicherheit das Gefühl sein, sich nahezu schwerelos über die Mondoberfläche zu bewegen – oder gar zu hüpfen. Der Mond ist nur ein Viertel so groß wie die Erde und hat eine sechsmal geringere Schwerkraft. Die geringere Schwerkraft hat den Vorteil, dass sich Astronaut:innen nicht so stark von ihren schweren Raumanzügen belastet fühlen wie auf der Erde.