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Analyse

Neue Studie zu Tech in Europa: Viel Geld, viel Wachstum, wenig Frauen

Laut einer neuen Studie des Tech-Investors Atomico wird in Europa mehr investiert als je zuvor. Doch das Geld geht vor allem an männliche Gründer. Frauen und Minderheiten bleiben außen vor. t3n stellt die wichtigsten Punkte des Reports vor.

Von Jan Vollmer
5 Min.
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Laut der Studie wird das Technologie-Investment (blaue Balken) in 2018 23 Milliarden US-Dollar erreichen. Die Anzahl der Geschäfte (gelbe Linie) sinkt dabei: Die Deals werden also größer. (Grafik: Atomico) 

Der Technologie-Investor Atomico hat einen neuen Überblick zur Tech-Szene in Europa veröffentlicht. Die Daten der Studie hat Atomico, ein Unternehmen des Skype- und Kazaa-Gründers Niklas Zennström, mit Partnern wie dem Netzwerk Linkedin, der Programmierer-Plattform Stack Overflow und dem Analysten Dealroom.co zusammengetragen. t3n hat den Report für euch durchgeschaut.

1. Es ist mehr Geld unterwegs als je zuvor

23 Milliarden US-Dollar, so rechnet Atomico vor, sollen bis zum Ende des Jahres 2018 in Technologie in Europa geflossen sein. Die Investment-Milliarden, erklärt Tom Wehmeier, einer der Autoren der Studie im Gespräch mit t3n, seien mittlerweile jedes Jahr ein neuer Rekord. 2016, so die Studie, waren es 14,6 Milliarden Dollar, 2017 sollen es 19,6 Milliarden gewesen sein. Interessant ist, dass die Anzahl an Deals laut der Studie abgenommen hat. Pro Investment wird jetzt also mehr Geld bewegt. Besonders deutlich wird dabei auch, wie sehr sich die Branche verändert hat: Die 23 Milliarden von diesem Jahr sind das 4,3-fache des Tech-Investments von 2013.

Die spannendsten Grafiken aus der Studie
Im Jahr 2013 gab es in Europa nur zehn Investment-Runden, die die 50-Millionen-Dollar-Marke knackten. 2018 waren es laut der Atomico-Studie und der Daten von Dealroom.co schon 70. (Grafik: Atomico/ Daten: Dealroom)

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Neben dem Investment kam aber auch jede Menge Geld an den Börsen dazu: Mit Farftech, Adyen, Elastic und und Spotify wurden gleich drei europäische Unternehmen bei Börsengängen mit über fünf Milliarden Dollar bewertet.

2. Technologie ist (immer noch) eine Männerveranstaltung

Auch wenn sich die Technologie-Szene gerne fortschrittlich und innovativ präsentiert, bleibt sie auch 2018 noch eine reine Männerveranstaltung. Vor allem, wenn es darum geht, wer wie viel Geld bekommt: 93 Prozent des Geldes, das Startups mit Risikokapitalgebern im Hintergrund einsammeln konnten, ging an rein männliche Gründerteams. Laut einer Umfrage, die Atomico in den Report einfließen ließ, gab auch knapp die Hälfte (46 Prozent) der befragten Frauen an, schon einmal Diskriminierung in der Tech-Szene erlebt zu haben.

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Eine der wichtigsten Vorraussetzungen, um als Gründerteam ein Investment zu bekommen, scheint zu sein: Seid ein rein männliches Team. Zumindest zeigt das die Statistik. Nur ein winziger Bruchteil des Investments ging 2018 an ein weibliches Teams (5 Prozent) oder ein gemischtes Team (2 Prozent). (Grafik: Atomico/ Daten: Dealroom.co)

Frauen sind aber nicht nur unter den Gründern eine Seltenheit. Selbst auf Meetups, den beliebten, offenen Treffen der Szene, sind laut der Studie nur 20 Prozent der Teilnehmer Frauen.

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Das vielleicht traurigste Bild geben dabei aber die Chefetagen von erfolgreichen Tech-Startups in Europa ab: Die Macher der Studie analysierten die Führungsteams von 175 europäischen Startups, die in diesem Jahr eine Serie-A- oder Serie-B-Investment-Runde abschlossen. Unter 175 Technik-Chefs (CTO) konnten sie dabei nur eine Frau ausmachen.

Unter den risikokapital-unterstützten Startups, die im Jahr 2018 ein Serie-A- oder Serie-B-Investment in Europa abgeschlossen haben, gab es 175 CTO. Genau ein CTO war davon weiblich. (Grafik: Atomico/Daten: Craft)

Diese Zahlen zur nicht vorhandenen Vielfalt in der Tech-Branche sind auch nicht auf dem Weg der Besserung: Im Vergleich zum letzten Jahr sind die Zahlen laut der Studie entweder stabil geblieben oder haben sich sogar verschlechtert. Zwar ist sich die Szene recht einig, dass es gut wäre, mehr Frauen an Bord zu haben. Aber auch in der Berichterstattung zu Technologie spielt der Begriff „Vielfalt“ („diversity“) laut der Studie fast keine Rolle.

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Schlimmer als Frauen erwischt es in der europäischen Tech-Branche eigentlich nur Menschen, die nicht als „weiß“ identifizieren: 55 Prozent der Menschen, die sich als „schwarz, afrikanisch, karibisch“ beschrieben, gaben in der Studie an, schon einmal Diskriminierung erlebt zu haben.

Nicht nur Frauen scheinen in der Tech-Branche strukturell benachteiligt zu sein. Vor allem Menschen, die sich nicht als „weiß“ sehen, gaben bei einer Umfrage an, schon Diskriminierung erfahren zu haben. (Grafik: Atomico)

3. Tech wächst und wächst und wächst …

Wenig überraschend beobachtet die Studie der Investment-Firma Atomico erhebliches Wachstum in der europäischen Technologie-Branche. In den letzten 15 Jahren (also seit 2002) sei allein der Software-Sektor in Europa um 194 Prozent gewachsen. Das entspräche dem fünffachen Wachstum der ganzen europäischen Wirtschaft in diesem Zeitraum. Gewissermaßen ist dieser Tech-Boom aber auch ein Boom im Wasserglas: Das, was die Macher der Studie als „Tech“ bezeichnen, macht nur circa drei Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung aus.

Noch macht Technologie nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der europäischen Wirtschaft aus. Der Löwenanteil besteht immer noch aus Branchen wie Energie, der klassischen Industrie oder Immobilien. Aber Tech (oberer Graph) wächst: 194 Prozent in den letzten 15 Jahren, um genau zu sein. (Grafik: Atomico/ Daten: Eurostat)

4. Es gibt 5,7 Millionen Entwickler in Europa

Es gibt wenig Zahlen, bei denen die europäische Tech-Branche direkt mit den USA konkurrieren kann; aber die Zahl der Entwickler ist eine davon. Während es in den USA (basierend auf Hochrechnungen mit Daten von Stack Overflow) aktuell 4,4 Millionen Entwickler gibt, sind es in Europa 5,7 Millionen. Und das Beste daran: Während die Zahl der Entwickler in den USA konstant zu bleiben scheint, sind in Europa im vergangenen Jahr 200.000 neue Entwickler hinzugekommen.

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Laut einer Schätzung der Entwicklerplattform Stack Overflow gibt es in Europa mehr Programmierer als in den USA. Die meisten davon in Deutschland. England belegt dabei den zweiten Platz. Im vergangenen Jahr, so die Studie, seien 200.000 neue Entwickler dazugekommen. (Grafik: Atomico/ Daten: Stack Overflow)

Unter den Städten, in denen viele Entwickler leben, gibt es auch ein paar versteckte Helden mit mächtig Potenzial: In Städten wie Köln, Warschau, Frankfurt, München und Wien, so die Studie, leben jede Menge Entwickler. Der Unterschied zu Szenen wie in Berlin sei vor allem, dass sie dort nicht so gut vernetzt seien: In Frankfurt leben zwar laut der Studie etwa 120.000 Entwickler, und damit ein paar mehr als in Berlin (99.000). Dafür gehen Entwickler in Berlin häufiger zu technologiebezogenen Meetups: Während ein Frankfurter Entwickler in den letzten fünf Jahren bei durchschnittlich 0,01 Meetups war, sind Berliner Entwickler durchschnittlich zu 0,13 Tech-Meetups pro Entwickler gegangen.

Es kommt nicht nur auf die reine Zahl der Entwickler an, sondern auch darauf, wie gut sie vernetzt sind. In Berlin, so die Studie, finden durchschnittlich die meisten (0,13) Tech-Meetups pro Entwickler statt. (Grafik: Atomico/ Daten: Meetup, Stack Overflow, Dealroom)

Spannend daran ist: Wenn man die Quote der „Meetups pro Entwickler“ mit der Anzahl der Gründungen abgleicht, zeigt sich: Je besser die Entwickler-Szene einer Stadt vernetzt ist, desto mehr Startups werden dort gegründet.

Netzwerken ist kein Selbstzweck. Laut den Daten von Atomico korrelieren die Zahl der gegründeten Startups und die Zahl der Meetups in einer Stadt.

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