Anzeige
Anzeige
News

Neurograins: Diese Mini-Chips sollen die Gehirn-Computer-Schnittstelle der Zukunft sein

Ein Forschungsteam hat ein Netzwerk aus Sensoren entwickelt, das Hirnsignale aufzeichnen und Hirnareale gezielt stimulieren kann. Das Besondere daran: Es handelt sich nicht um einen Chip, sondern um Hunderte.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Neurograins setzen auf viele Andockpunkte, statt nur einem. (Bild: Zapp2Photo/Shutterstock)

An Hirnimplantaten wird in vielen Richtungen und in vielen Einrichtungen geforscht. Auch Elon Musks Firma Neuralink arbeitet an einem Chip, der ins Hirn implantiert werden kann und es seinem Träger ermöglicht, etwa Dinge per Gedankensteuerung zu bewegen. Zuletzt hatte Neuralink so einen Affen das Videospiel Pong bedienen lassen.

Anzeige
Anzeige

Das sogenannte Neurograins-System eines Forscherteams von der Brown University im kleinsten US-Bundesstaat Rhode Island will im Grunde ebenfalls am Ende zu einem therapeutischen Nutzen gelangen, hängt seine Ziele aber zunächst deutlich niedriger als Musks Neuralink.

Neurograins sollen umfassendes Bild der Hirnaktivität liefern

So wollen die Neurograin-Forscher zunächst einmal eine Situation erschaffen, in der sie möglichst viele Hirnsignale aus möglichst vielen Hirnarealen erhalten und auswerten können. Dazu haben sie die bislang eher monolithische Bauweise entsprechender Elektrodenlösungen aufgebrochen und auf Salzkorngröße reduziert. Statt eines kompakten „Pflasters“ mit bis zu 100 Elektroden, setzen die Brown-Forscher auf mehrere Hundert kleiner Sensoren, die winzig wie ein Salzkorn sind und auf der gesamten Großhirnrinde, also der äußeren Gewebeschicht des Gehirns, verteilt werden können.

Anzeige
Anzeige

Eine der großen Herausforderungen auf dem Gebiet der Gehirn-Computer-Schnittstellen besteht darin, Wege zu finden, so viele Punkte im Gehirn wie möglich zu erfassen. Bis jetzt waren die meisten Gehirn-Computer-Schnittstellen monolithische Geräte, ein bisschen wie kleine Nadelbetten. Die Idee unseres Teams war es, diesen Monolithen in winzige Sensoren aufzubrechen, die über die Großhirnrinde verteilt werden können.

Diese Mikroelektroden sammeln unabhängig voneinander Hirnsignale ein, verstärken sie und senden sie an eine außen am Kopf angebrachte Empfangseinheit, die so groß wie ein Daumenabdruck ist. Die wiederum bündelt die Signale der einzeln per Netzwerkadresse ansprechbaren Chips und leitet sie an einen Computer weiter. Ebenso versorgt sie die kleinen autonomen Neurograins drahtlos mit Energie. Dabei nutzt sie eine transkutane 1-GHz-Verbindung für die Kommunikation und Steuerung.

Anzeige
Anzeige

Tierversuch erfolgreich, System soll weiter miniaturisiert werden

Neurograins auf einer Daumenkuppe. (Foto: Jihun Lee / Brown University)

In einem Tierversuch konnte das Team die Funktionsfähigkeit nachweisen. Sie setzten einer Ratte 48 Neurograins ein und konnten darüber die Hirnsignale des Tiers auslesen. Da die Sensoren eigene Netzwerkadressen haben, können die eingefangenen Signale dem Hirnareal zugeordnet werden, auf dem der Sensor sitzt. Dabei gelang es ihnen ebenso, Hirnareale gezielt mit elektrischen Impulsen zu stimulieren.

In einem größeren Organismus kann das Neurograins-System aktuell mit bis zu 770 Sensoren arbeiten. Durch weitere Miniaturisierung soll das System bald auf mehrere tausend dieser Chips zugreifen können. Damit wäre ein bislang ungekanntes Abbild der Hirnsignale des Neurograins-Verwenders möglich. Das Team um Professor Nurmikko sieht darin den Schlüssel für die Entwicklung moderner Therapieformen, die mit Gedankensteuerung oder umgekehrt über Hirnstimulation arbeiten könnten.

Anzeige
Anzeige

Ziel: Menschen mit „verheerenden Verletzungen“ helfen

„Unsere Hoffnung ist, dass wir letztendlich ein System entwickeln können, das neue wissenschaftliche Erkenntnisse über das Gehirn und neue Therapien ermöglicht, die Menschen mit verheerenden Verletzungen helfen können“, so Studienleiter Nurmikko.

Neben der Brown University waren auch Forscher von der Baylor University im texanischen Waco, der University of California in San Diego und dem Chiphersteller Qualcomm an dem vierjährigen Projekt beteiligt. Die Ergebnisse seiner Arbeit hat das Team im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige