„Es gibt kein New Work ohne New Health“

Ärztin Andrea Gartenbach plant mit ihrem Health-Tech-Startup in Deutschland Ähnliches wie Daniel Ek mit Neko Health. Ihr zufolge muss sich unser Verständnis von Gesundheit radikal verändern. „Dass sich Disruptoren wie Daniel Ek mit Gesundheit aus der Consumer-Perspektive beschäftigen ist das Beste, was dem Gesundheitssystem passieren konnte“, sagt Andrea Gartenbach, Gründerin und Chief Medical Officer von Aera Health, gegenüber t3n. Gartenbach ist Fachärztin für innere Medizin und begeistert sich insbesondere für das Thema der Langlebigkeit. Am aktuellen Gesundheitssystem kritisiert Gartenbach insbesondere die Art und Weise, wie derzeit Gesundheit betrachtet wird. „Wir haben keinen Bezug zu ihr, außer sie verlässt uns und wir sind krank“, sagt sie. Die Lebensspanne der Menschen sei zwar in den letzten Jahrzehnten gestiegen, doch sei die „Gesundheitsspanne“ nicht mitgezogen. „Wir gehen dann zum Arzt, zur Apotheke oder zum Heilpraktiker, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, sagt Gartenbach. „Gesundheit braucht ihren Spotify-Moment“ Ähnlich wie Daniel Ek, der Spotify-Gründer, über dessen neues Health-Tech-Startup Neko Health wir gestern berichtet haben, will Gartenbach mit Aera Health den Erhalt individueller Gesundheit durch Prävention und personalisierte Ansätze stärken. [crosslinks ids="1531955,1529787,1527826"] „Gesundheit braucht ihren Spotify-Moment“, sagt Gartenbach. Nahbar, nutzerfreundlich und lückenlos müsse sie sein. Technologie werde dabei der große Treiber sein, Diagnose und Verortung das Fundament. „Menschen dabei zu helfen, sich zu verorten, ist der erste Schritt in Richtung Umdenken“, sagt sie. Während Daniel Eks Unternehmen zunächst lediglich aus Stockholm heraus operieren wird, haben sich Gartenbach und ihr Team den deutschen Markt vorgenommen. Urban Health Club Aera Health wird zunächst monatliche Abos und einzelne Dienstleistungen anbieten, um mittelfristig zu einer Consumer-Health-Tech-Marke mit Omnichannel-Strategie heranzuwachsen. Eine App soll zur digitalen Schnittstelle werden. Ähnlich wie Neko Health will Aera Health „ein neues Zeitalter der Gesundheit einläuten“, in dem Prävention im Mittelpunkt steht und Krankheiten bekämpft werden können, bevor sie auftreten. Um das zu erreichen, plant Aera Health schrittweise eine physische Infrastruktur in der DACH-Region aufzubauen, die medizinische und nicht-medizinische Produkte sowie Dienstleistungen umfasst. „Dazu gehören Retail-Health-Konzepte in Ladenzeilen und Coworking-Spaces, in denen personalisierte Gesundheitschecks, Vorsorgeuntersuchungen und andere Dienstleistungen wie Stammzellentherapie, intravenöse Therapien oder Vitamin-Shots angeboten werden“, erklärt Gartenbach. Sie nennt ihre Vision „eine Art Urban Health Club“. „Wir wollen eine neue Form der Medizin möglich machen, die bisher nur limitiert zugänglich war – präventiv, personalisiert, prädiktiv, partizipativ“, sagt Gartenbach. One Apple a day … „Wir glauben, dass unser Angebot in seinem Umfang so attraktiv sein wird, dass es jeder will und sich in Zukunft auch leisten kann. Apple hatte zu Beginn auch den Anschein von Exklusivität. Heute nutzt ein Großteil der Bevölkerung die Produkte und Services von Apple“, sagt Gartenbach auf die Frage der Zugänglichkeit der Dienstleistungen. Für den grundlegenden gesundheitlichen Check und die Erstellung eines personalisierten Plans brauche es zudem zunächst keine umfangreichen Therapien, so Gartenbach. Auch B2B-Angebote soll es bei Aera Health geben. „Wir wissen um den Wert von Mitarbeiter:innen für Unternehmer:innen“, sagt Gartenbach. „Wir glauben, dass sich Gesundheit mittelfristig zum Standard-Benefit in den Unternehmen entwickelt und den Stellenwert bekommt, den sie verdient.“ Ihre Vision für die Zukunft: „Gesundheit wird in Zukunft nicht mehr als ein isoliertes System betrachtet werden, sondern als fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Es gibt kein New Work und New Life ohne New Health.“ Sie wünscht sich ein Gesundheitswesen mit Spotify-Customer-Experience. Sprich: Den Konsum von Gesundheit, der schnell verfügbar, benutzerfreundlich und individuell ausgerichtet sein wird. Mit immer mehr smarten Tech-Entrepreneur:innen im Gesundheitssektor scheint diese Vision zunehmend greifbar zu werden.