Wird das Nintendos neue Masche? Limitierter Spieleverkauf im Testlauf
Nintendo agiert häufig nicht wie ein herkömmlicher Spiele- oder Konsolenproduzent. (Foto: Barone Firenze/Shutterstock)
Super Mario hatte Geburtstag – und dazu erschien Mitte September Super Mario 3D All-Stars. So weit, so normal – wäre da nicht eine Kleinigkeit: Die Kollektion der 3D-Titel verkauft Nintendo nur bis zum 31. März 2021, online wie offline. Auch das Online-Spiel Super Mario Bros 35 lässt sich nur bis zum 31. März kostenlos downloaden. Genauso sieht es mit der Jubiläumsausgabe der Fire-Emblem-Reihe aus – und die erscheint erst nächsten Monat.
Was steckt hinter Nintendos Strategie?
Für all diese Switch-Spiele endet der Verkauf am 31. März 2021. Dieses Datum blendet Nintendo unübersehbar auf den eigenen Shop-Seiten ein, erklärt aber nicht, was es weiter damit auf sich hat. Außer dem Ende von Nintendos Geschäftsquartals gibt es keine Hinweise auf die Gründe.
Nintendo versieht Neuerscheinungen nun mit mit einer Art Haltbarkeitsdatum. (Screenshot: Nintendo/ t3n)
Die Erklärung liegt wohl im Testen von Verkaufsstrategien. Eine davon kennt man von Nintendo schon zur Genüge: Das Wiederauflegen von Titeln, die auf vorhergegangenen Konsolen erschienen sind, für Spieler, die die Spiele damals verpasst haben, oder ihren nostalgischen Gefühlen frönen wollen. Eine andere Strategie kennt man schon von Nintendos Mini-Konsolen: künstliche Verknappung. Im Marketing stellt das einen äußerst erfolgreichen Weg dar und greift auf einen Mechanismus namens Reaktanz zurück. Die knappe Verfügbarkeit eines Produktes erleben wir als unangenehme Einschränkung der Wahlfreiheit und deswegen greifen wir nochmal richtig zu. Wenn McDonald’s sagt, sie stellen den Hamburger Royal TS ein, schnellen die Verkäufe in die Höhe. Leute kaufen also ein Produkt, bevor sie das Gefühl bekommen, etwas verpasst zu haben.
Dasselbe könnte für die zeitliche Einschränkung Nintendos gelten: schnell Super Mario 3D All-Stars kaufen, solange es noch erhältlich ist. Schon die Vorstellung, man könnte in Zukunft Lust darauf haben und es sei dann nicht verfügbar, löst Unbehagen aus.
Ein ähnliches Verhalten kennt man von einem anderen Unterhaltungskonzern: Disney. Vor dem Start des eigenen Streamingservices war er bekannt dafür, DVDs vergleichsweise kurz im Markt zu halten. Wer nicht direkt kaufte, schaute in die Röhre. So pushte Disney nicht nur die Wiederauflagen, sondern erzog auch seine Kunden zum schnellen Zugriff. Wenn dem Kind der Kinofilm gefiel, kaufte man die DVD lieber, solange sie noch auf dem Markt war.
Jubiläen sind gute Anlässe zum Testen
Befristete Jubiläumsausgaben bieten sich hervorragend zum Testen solcher Marketingstrategien an. Die Limitierung fällt kaum auf, da es ja um flankierende Maßnahmen einer zeitlich abgegrenzten Aktion geht: das Jubiläum. Zusätzlich kann Nintendo verschiedene Zeiträume testen: Die Starttermine der genannten Produkte unterscheiden sich eklatant, der Verkaufstopp nicht. Erste Verkaufszahlen der „Super Mario 3D Collection“ zeigen bereits: Das Spiel findet reißenden Absatz.
Gleichzeitig erzeugt das Verhalten Medienaufmerksamkeit – wie dieser Artikel beweist. Und zu guter Letzt gibt es Nintendo eine bessere Chance auf Verkaufserfolge, wenn der Konzern die besagten Titel wieder auflegt. Aus dem Kino kennen wir das: Wir wollten den Film unbedingt gucken und haben ihn dann doch im Kino verpasst. Umso wahrscheinlicher greifen wir beim Wiederauftauchen des Streifens zur DVD, Blu-ray oder zur digitalen Version. Und das Neuauflegen gehört seit jeher zu einer intensiv gepflegten Tradition Nintendos. Sollte sich das Vorgehen also nach dem 31. März als besonders erfolgreich herausstellen, werden Nintendo-Kunden wohl häufiger limitierte Verkaufsaktionen erleben.
