HMD Global hat am Donnerstag je zwei Smartphones unterschiedlicher Klassen vorgestellt. Am interessantesten dürften dabei die beiden Vertreter der X-Serie sein, das X20 und das X10.
Starten wird HMD mit dem neuen „Flaggschiff“, dem Nokia X20, das bereits ab Mai weltweit erhältlich sein und im Euro-Raum für 399 Euro über den Ladentisch gehen wird. Das etwas kleinere Modell, das Nokia X10, soll ab Juni folgen und wird mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 319 Euro ausgezeichnet sein.
Während HMD anlässlich der Vorstellung von Spitzenmodellen spricht, zeigt ein Blick in die technischen Daten das, was bereits anhand des Preises zu vermuten war: Die X-Serie ist eher untere Mittelklasse.
Das kann der Snapdragon 480
Schauen wir uns zunächst an, was die beiden X-Smartphones der Finnen gemeinsam haben. Beide setzen auf die niedrigste Klasse der Snapdragon-Mobile-Plattform des US-amerikanischen Herstellers Qualcomm. Zum Einsatz kommt der Snapdragon-SoC (System-on-a-Chip) 480, der zumindest ein integriertes 5G-Modem, nämlich das Snapdragon X51, aufweisen kann. In Anbetracht der geringen Verbreitung des 5G-Funks in Deutschland ist das aber mehr ein Gimmick denn ein echter Vorteil.
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Den Snapdragon 480 hatte Qualcomm erst im Januar 2021 vorgestellt. Es handelt sich um einen wohl von Samsung im Acht-Nanometer-Verfahren gefertigten Chip mit acht ARM-Kernen, darunter zwei Cortex A76 mit maximal zwei Gigahertz und sechs Cortex A55 mit bis zu 1,8 Gigahertz Taktrate. Als Grafikeinheit kommt die Adreno 619 zum Einsatz, womit theoretisch eine Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz geboten ist. Für die Kamera legt der 480 die Latte auf 64 Megapixel maximal. Der Vorgänger 460 hatte bei 48 Megapixel sein Maximum erreicht.
Erstaunlicherweise macht HMD bei seinen X-Phones von den Möglichkeiten, die das SoC bietet, nicht in allen Punkten Gebrauch. So würde der 480 etwa Wi-Fi 6 unterstützen, HMD bleibt aber bei Wi-Fi 5. Auch die Bildwiederholrate scheint nur 60 Hertz zu betragen.
Nokia X10 und X20 nahezu identisch
Das X10 und das X20 sind äußerlich nur durch die verschiedenen Gehäusefarben zu unterscheiden. Beide kommen in einem Gehäuse mit den Maßen 168,94 x 79,7 x 9,1 Millimetern und einem Gewicht von 220 Gramm. Identisch ist auch das verbaute 6,67-Zoll-Display mit einer Auflösung von 1.080 x 2.400 Pixeln (FHD+) sowie ein interner Speicher von 128 Gigabyte, der per Micro-SD-Karte erweitert werden kann.
Die notwendige Energie liefert ein Akku mit einem Inhalt von 4.470 Milliamperestunden. Damit sollen die Geräte laut HMD zwei Tage durchhalten. Geladen wird über den USB-C-Port, kabelloses Laden ist nicht vorgesehen. Ein Ladegerät liefert HMD nicht mit, lediglich ein ein Meter langes USB-C-Kabel findet sich in der Verpackung. Der Snapdragon 480 würde Schnellladen mit zu 28 Watt unterstützen. Ein entsprechend fähiges Netzteil müsst ihr euch separat besorgen.
Bei den Sensoren setzt HMD auf die gängige Standardausstattung. Auffällig ist allerdings, dass NFC in den technischen Daten nicht genannt wird. Sollte sich das bestätigen, wäre ein kontaktloses Bezahlen – etwa per Google-Pay – mit den neuen Nokias nicht möglich. Einen Fingerabdruckscanner verbaut HMD im Rahmen der Geräte.
Der Sim-Slot unterstützt entweder zwei Sim-Karten oder eine Sim-Karte und eine Micro-SD-Karte mit maximal 512 Gigabyte Speicherplatz. Kopfhörer befinden sich zwar nicht im Lieferumfang, aber einen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss bieten die Geräte weiterhin.
Bei den Kameras setzt HMD wie stets auf eine Zusammenarbeit mit den deutschen Spezialisten von Zeiss. Hier unterscheiden sich X20 und X10 dann doch deutlich. Gemein ist ihnen, dass sie jeweils eine Fünf-Megapixel-Ultraweitlinse sowie eine Makrolinse und einen Tiefensensor mit jeweils zwei Megapixeln in ihren Vierkamera-Setups führen.
Als Betriebssystem kommt ein pures Android 11 zum Einsatz. Dafür verspricht HMD drei Jahre lang monatliche Sicherheits-Updates und alle in dieser Zeit erscheinenden OS-Updates. Damit sollte die X-Reihe bis Android 14 nutzbar bleiben.
Um eine besonders klimafreundliche Unternehmensphilosophie greifbar zu kommunizieren, erhalten die Smartphones der X-Serie ab Werk voll kompostierbare Hüllen.
Darin unterscheiden sich X20 und X10
Am etwas günstigeren Nokia X10 spart HMD an zwei Ecken: Zum einen ist das X10 mit lediglich vier Gigabyte Arbeitsspeicher ausgestattet, zum anderen muss es mit einer Acht-Megapixel-Frontkamera und einem 48-Megapixel-Hauptmodul vorliebnehmen.
Das Nokia X10 gibt es in zwei matten Farben, nämlich einem Dunkelgrün (Forest) und einem gräulichen Weiß (Snow).
Das Nokia X20 ist mit acht Gigabyte Arbeitsspeicher weit zeitgemäßer ausgestattet. Zudem verbaut HMD eine vergleichsweise starke 32-Megapixel-Kamera im Punch-Hole des Displays. Auch auf der Rückseite bietet das X20 mit einer 64-Megapixel-Hauptkamera mehr als der kleinere Vertreter der X-Serie.
Das Nokia X20 kommt ebenfalls in zwei matten Farben, nämlich einem Mitternachtsblau (Nordic Blue) und einem dunklen Bronze (Midnight Sun).
Neue Spitzenmodelle auf den ersten Blick mit Schwächen
Abseits eines Hands-ons wirken die neuen Spitzenmodelle auf dem Papier nicht sonderlich attraktiv. Sie sind groß und schwer und reizen dabei nicht einmal die Möglichkeiten der Snapdragon-480-Plattform aus. Für das Gebotene wirken die Preise, obschon relativ niedrig, fast schon sportlich.
Nokia G-Serie zielt auf den Markt unter 200 Euro
Neben der X-Serie hat HMD die neue G-Serie, bestehend aus G20 und G10 vorgestellt. Die von HMD als Mittelklasse bezeichneten Smartphones gehören aber ganz klar in die Einsteigerklasse. Sie werden von dem Mediatek-SoC Helio G35 angetrieben und sollen offensichtlich Smartphones für Menschen sein, die halt erreichbar sein müssen, aber ansonsten keine Anforderungen an ihre mobilen Begleiter stellen. Dazu passen auch die Preise von 169 und 139 Euro.
Mit der noch nicht näher spezifizierten C-Serie geht HMD preislich dann sogar noch weiter nach unten.