Digitale Notizen lassen sich verschlagworten, in Ordner aufteilen, mit anderen teilen oder sogar bequem im Team bearbeiten. Außerdem sind sie überall verfügbar, lassen sich schnell in Aufgaben oder Termine umwandeln und sie können Links oder Bilder enthalten. Auf den ersten Blick spricht also nur wenig für das altgediente Notizbuch. Die vermeintliche Überlegenheit von Notiz-Apps zeigt sich in der Praxis aber leider nicht immer.
Einer der Vorteile von Notiz-Apps liegt darin, dass ihr Speicher nahezu unbegrenzt ist. Genau das kann sich am Alltag aber auch als Nachteil erweisen. Nichts zwingt euch, noch einmal einen Blick auf gemachte Notizen zu werfen. Bei einem klassischen Notizbuch werdet ihr hingegen bei jedem Aufschlagen noch mal mit vorherigen Einträgen konfrontiert.
Dieser Nachteil lässt sich im Zweifel natürlich leicht umgehen, wenn ihr die notwendige Disziplin mitbringt oder wichtige Notizen als Erinnerung einplant. Aber es gibt noch ein weiteres Problem mit der Notiz-App: unser Gehirn.
Handschriftliche Notizen merken wir uns besser
Unter dem Titel „der Stift ist mächtiger als das Keyboard“ wurde bereits 2014 eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass wir uns handschriftliche Notizen einfach besser merken können. Seitdem wurde eine Reihe weiterer Studien veröffentlicht, die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind.
In einer norwegischen Studie aus dem Jahr 2020 heißt es beispielsweise: „Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass die feinen und präzise kontrollierten Bewegungen beim Schreiben von Hand zu den Aktivierungsmustern des Gehirns im Zusammenhang mit dem Lernen beitragen.“ Bei Nutzung der Tastatur konnte hingegen kein solcher Zusammenhang nachgewiesen werden.
Eine weitere Studie aus Japan kam darüber hinaus im letzten Jahr zu dem Ergebnis, dass auch die Texteingabe über einen Stylus oder eine Smartphone-Tastatur nachteilig im Vergleich zu Papiernotizen ist. Zumindest dann, wenn es darum geht, den Inhalt der Notiz auch zu behalten.
Papier, App oder doch ein hybrides Modell?
Firmen wie Moleskine, Field Notes, Calepino oder Leuchtturm bieten handliche Notizbücher an, die in jede Tasche passen sollten. Allen Studien zum Trotz müssen aber diejenigen, die mit ihrem digitalen Notiz-Workflow zufrieden sind, nicht unbedingt auf Papier umsteigen. Wer aber mit rein digitalen Notizen unzufrieden ist, könnte tatsächlich von einem Umstieg profitieren.
Zumal es eben nicht zwangsweise das eine oder das andere sein muss. Der Software-Entwickler Dave Gauer beispielsweise bedient sich eines hybriden Systems, bei dem alle Notizen zunächst handschriftlich erfasst und dann in einem späteren Schritt auf den Computer übertragen werden. So vereint Gauer die Vorteile beider Systeme.
Wer es ihm nachmachen will, der wird dafür etwas mehr Zeit aufwenden müssen als beim Einsatz einer Notiz-App. Die Zeit könnte sich aber durchaus rentieren, denn immerhin trainiert ihr so auch immer euer Erinnerungsvermögen.