Nasa zeigt: Unter Eis der Antarktis könnte ein riesiges Ökosystem existieren
Kompakte Eisschichten würden sämtliches Licht blocken, hieß es bislang. Dadurch käme kein Licht mehr im Meer unterhalb des Eises an.
Phytoplankton in der Arktis macht Forschende neugierig
Entsprechend wachse dort kein Phytoplankton. Das sind die winzigen Algen, die die Grundlage der aquatischen Nahrungsnetze bilden. Die könnten nämlich keine Photosynthese betreiben, was indes wichtig für ihr Wachstum ist.
Das klingt zunächst logisch, stimmt aber offenbar so nicht. Denn Forschenden war aufgefallen, dass es eine zunehmende Phytoplanktonblüte unter dem Eis in der Arktis gibt, die nicht allein durch den saisonalen Rückgang des Eises begründet werden konnte.
Die Forschenden unter der Leitung von Dr. Christopher Horvat von der Brown-Universität im US-Bundesstaat Rhode Island und der Universität von Auckland in Neuseeland wollten nun wissen, ob es ein ähnliches Phänomen auch in der Antarktis gibt.
Probenschwimmer zeigen hohe Chlorophyll-Werte
In ihrer Studie, die sie am 17. November in der Fachzeitschrift Frontiers in Marine Science veröffentlicht haben, beschreiben die Forschenden eine Testmethode, die auf Stichproben von BGC-Argo-Floats (kleinen Probenentnahmebojen, die überall im antarktischen Meer verteilt sind), Klimamodellen und den Daten eines neuen NASA-Satelliten, dem Laser-Altimeter Icesat-2, basiert.
„Wir fanden heraus, dass fast alle Floats im antarktischen Meereis einen Anstieg des Phytoplanktons vor dem Rückzug des Meereises aufzeigen“, sagt Horvat und ergänzt: „In vielen Fällen haben wir signifikante Blüten beobachtet“.
Dabei sei zu beachten, dass die Floats nur einen sehr kleinen Teil der Millionen Quadratkilometer Meereis beprobten. Insofern sei es naheliegend, zu vermuten, dass es noch viel mehr verborgene Phytoplanktonblüten geben könnte.
Nasa-Satellit liefert aufschlussreiche Strukturdaten
Die Floats, die Proben aus dem Zeitraum 2014 bis 2021 beinhalteten, zeigten deutliche Chlorophyll-Gehalte – ein deutlicher Hinweis auf funktionierende Photosynthese, also Leben. Nun wollten sie mehr über die Struktur des Eises in der Antarktis wissen.
„Wir nutzten ein neues Datenprodukt, das von einem neuen Nasa-Satelliten, dem Laser-Altimeter Icesat-2, stammt, um die Kompaktheit des Eises um die Antarktis zu verstehen, und untersuchten mit einer Reihe globaler Klimamodelle, wie viel Licht den oberen Ozean erreicht“, so Horvat. „Wir fanden heraus, dass 50 Prozent oder mehr der Antarktis unter dem Eis blühen könnten, da das Meereis im Südpolarmeer aus einzelnen Schollen besteht und kleine Bereiche mit offenem Wasser Licht und damit fotosynthetisches Leben zulassen.“
Selbst unter kompaktem Meereis mit vollständiger oder nahezu vollständiger Bedeckung des Wassers darunter konnten die Forschenden immer noch eine 26-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine mögliche Phytoplanktonblüte feststellen.
Gibt es Leben unter dem Eis?
Zwar räumen die Forschenden ein, dass aufgrund ungenauer Probenstandorte Regionen mit geringer Meereisbedeckung eine gewisse Verfälschung der Messergebnisse verursacht haben könnten. Das allerdings halten sie aufgrund der „großen Zahl der von uns gefundenen hochproduktiven Messungen für unwahrscheinlich“.
Am Ende ist also denkbar, dass es unter dem Eis Ökosysteme mit Beute- und Raubtieren geben könnte, die uns bislang verborgen geblieben sind. Das wollen Horvat und sein Team nun als Nächstes untersuchen.