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Interview
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Outfittery-Chefin über Fusion mit Modomoto: „Wir fühlen uns beide als Gewinner“

Der Berliner Curated-Shopping-Anbieter Outfittery schließt sich nach jahrelangem Konkurrenzkampf mit Modomoto zusammen. Im Interview spricht Gründerin Julia Bösch über die Beweggründe – und konkretisiert die Zahl der Stellenkürzungen.

Von Daniel Hüfner
4 Min. Lesezeit
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Outfittery-Gründerin Julia Bösch. (Foto: dpa)

t3nFrau Bösch, nach fast zehn Jahren Konkurrenzkampf fusionieren Sie überraschend mit Modomoto. Fühlen Sie sich eher als Gewinnerin oder Verliererin?

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Julia Bösch: Wir fühlen uns beide als Gewinner. Hinter der Fusion steht die große Überzeugung, uns noch klarer im Markt positionieren zu können und zum größten europäische Anbieter für Curated Shopping zu werden. Ich sehe daher super Wachstumsmöglichkeiten für uns.

t3n: Was heißt das konkret?

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Zusammen sind wir in neun europäischen Märkten präsent. Im deutschsprachigen Raum, in den Benelux-Staaten, Schweden und Dänemark. Mit Frankreich bringt Modomoto einen weiteren Markt ein. Perspektivisch schauen wir uns auch Großbritannien an. In den letzten zwölf Monaten haben wir zusammengerechnet einen Umsatz von 80 Millionen Euro erzielt, den wir künftig weiter steigern wollen. Schauen Sie: Der Modemarkt in Europa hat ein Volumen von rund 400 Milliarden Euro, davon macht Männermode allein 100 Milliarden aus. Da wir in den USA zudem einen starken Trend in Richtung personalisierter Shopping-Angebote beobachten, kommt der Zusammenschluss genau zur richtigen Zeit.

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t3n: Allerdings schrieben Outfittery und Modomoto bis zuletzt Verluste, und auch die Umsätze beider Unternehmen wuchsen nur noch schwach. Da klingt die Fusion erstmal nach Notbremse.

Nein. Wir sind beim Umsatz im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen und haben große Fortschritte bei der Profitabilität gemacht. Im Vergleich zu 2016 konnten wir unsere Verluste in 2017 um knapp die Hälfte auf rund sieben Millionen Euro reduzieren. Modomoto hat seine Verluste im selben Zeitraum ebenfalls halbiert. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

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t3nIhre Investoren haben also nicht die Geduld verloren?

Absolut nicht. Die Investoren sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre und stehen auch hinter der Fusion.

t3nGab es auch Gespräche über einen Verkauf von Outfittery?

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Nein, es gab keine Überlegung, das Unternehmen zu verkaufen. Für uns und die Investoren war ganz klar, dass es ein riesiges Potenzial im europäischen Markt gibt und wir weiter wachsen wollen. Da liegt unser Fokus. 

t3n: Wann reifte die Erkenntnis, dass eine Fusion sinnvoll sein kann?

Wir sind beide vor sieben Jahren gestartet und haben seitdem immer dasselbe Ziel verfolgt. Und zwar immer fair und in regelmäßigem Austausch. Da entstand irgendwann auch die Idee für einen Zusammenschluss – und in den vergangenen Monaten sind wir das konkret angegangen.

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t3n: Welche Vorteile erhoffen Sie sich noch davon?

Zum einen profitieren wir natürlich von mehr Know-how. Künftig besteht das Team von Outfittery aus 450 Mitarbeitern, allein 50 davon werden in den Bereichen Data-Science und Technologie arbeiten. Unser Service wird dadurch noch besser.

t3n: Haben Sie dafür ein Beispiel?

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Wir wollen die Auswahl unserer Outfits noch stärker personalisieren. Ein Beispiel: Normalerweise müssen sich Kunden in einem normalen Onlineshop zwischen 2.000 blauen Hemden entscheiden. Bei uns bekommt er eine personalisierte Auswahl, die genau auf seine Garderobe abgestimmt ist. Bislang helfen dabei die Gespräche mit unseren geschulten Stylisten und Algorithmen, die durch den Zusammenschluss künftig aus noch mehr Datenpunkten bestehen. So können wir etwa erkennen, welche Produkte und Größen sich wo und wann an welchen Typ Kunden am besten verkaufen – aus bis zu 200 Datenpunkten pro Kunden.

t3n: Damit können Sie auf lange Sicht auch viel Personalkosten sparen.

Es geht uns nicht darum, die rund 200 Stylisten in unserem Haus zu ersetzen. Im Gegenteil: Der große Mehrwert besteht für uns ja gerade in der Kombination aus Stylisten, die ein Gespür für kommende Modetrends haben, und eben Algorithmen, die unzählige Kundeninformationen automatisiert auswerten können. Aber klar: Durch die vermehrte Arbeit mit Daten wird unser Geschäftsmodell auch erst richtig skalierbar. Wie viele Stylisten wir in einigen Jahren haben werden, kann ich jetzt allerdings noch nicht sagen.

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t3n: Durch den Zusammenschluss werden viele Ihrer Stellen jetzt doppelt besetzt sein. Was passiert jetzt mit den betroffenen Mitarbeitern?

Im Logistikteam von Modomoto werden circa 70 Stellen wegfallen, da wir künftig nur noch mit dem externen Dienstleister von Outfittery arbeiten werden. Außerdem müssen wir einige wenige Stellen in der Verwaltung streichen. Das sind aber deutlich weniger als 30.

t3n: Wie haben die betroffenen Mitarbeiter darauf reagiert?

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Das war für sie natürlich keine schöne Nachricht, das ist klar. Und auch für uns war das nicht leicht. Unterm Strich aber bringen wir Kompetenzen zusammen und das auch ganz praktisch: Schon im Juli werden wir alle zusammen in gemeinsamen Büroräumen in Kreuzberg sein.

t3n: Und dann macht Outfittery bald auch Gewinn?

Der US-Markt zeigt, welches Potenzial in Curated Shopping in Europa noch steckt. Insofern sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es geht für uns um neue Märkte und weiteres Wachstum. Und dann macht Outfittery bald auch Gewinn. 

t3n: Frau Bösch, vielen Dank für das Gespräch.

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Dein t3n-Team

Daniel

Was für eine beschissene Kostenstruktur muss man denn haben, um nach sieben Jahren noch immer rote Zahlen zu schreiben?

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