Wie die Corona-Pandemie den Aufstieg von Pinduoduo beflügelt
Pinduoduo verfügt über 585 Millionen aktive Käufer und 366 Millionen aktive User, hochgerechnet auf ein Jahr. Davon sind 135 Millionen täglich aktiv. Pro Tag wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 54 Millionen Warensendungen abgewickelt.
Ursprünglich ging es nur um den Verkauf von Obst und Gemüse
Pinduoduo wurde im Jahr 2015 unter dem Namen Pinhaohuo gegründet. Das ursprüngliche Geschäftsmodell bestand darin, Obst und Gemüse von Landwirten aufzukaufen und online direkt an Konsumenten zu vermarkten. Das neu gegründete Unternehmen hatte anfangs weder eine eigene Website noch eine App, sondern nutzte stattdessen Wechat-Gruppen, um Kunden zu gewinnen.
Das sogenannte Team-Shopping ist immer noch der wesentliche Grundpfeiler für den Erfolg: Konsumenten tauschen sich in einer Community über bestimmte Produkte aus, bewerten sie und kaufen dann zusammen im Team ein, um an Rabatte zu kommen. Wer es schafft, eine entsprechend große Community hinter sich zu scharen, hat sogar die Möglichkeit, bestimmte Produkte kostenlos zu bekommen.
Käufer können entweder eine Gruppe selbst eröffnen oder bestehenden Gruppen beitreten. Das schafft einen Anreiz für Kunden, Produkte mit ihrem Netzwerk zu teilen, was wiederum zu einem höheren Verkaufsvolumen für Verkäufer führt und es ihnen ermöglicht, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten
In den vergangenen drei Jahren hat sich Pinduoduo immer mehr zu einem Marktplatz für Drittanbieter entwickelt. Obst und Gemüse spielen dabei mittlerweile nur noch eine Nebenrolle. Das Angebot reicht von Bekleidung über Elektronik bis hin zu Lebensmitteln aller Art.
Mobile-First-Approach und Gruppenkauf machen Eindruck bei Konsumenten
Ein wesentlicher Pfeiler für den Erfolg von Pinduoduo ist dessen konsequenter Mobile-First-Approach: Genau wie beim Facebook-Newsfeed erhalten Nutzer einen konstanten Strom an maßgeschneiderten Kurzmitteilungen. Konsumenten können sich so permanent zu Details neuer Produkte und Rabatten informieren. Der feedbasierte Ansatz ist ein klares Unterscheidungsmerkmal zum suchbasierten Ansatz anderer E-Commerce-Plattformen. Pinduoduo steht damit im klaren Gegensatz zu Giganten wie Amazon oder Alibaba, die vor allem ihr gewaltiges Sortiment hervorheben und so versuchen, Kunden an sich zu binden.
In Kooperation mit dem Internetgiganten Tencent entwickelte Pinduoduo verschiedene Onlinespiele, die User in der App halten und die Interaktion zwischen Kunden und Verkäufern fördern sollen. Ein beliebtes Spiel mit dem Namen Duoduo Orchard fordert Benutzer beispielsweise auf, sich um einen bestimmten Baum zu kümmern. Um ihn mit Wasser und Dünger zu versorgen, müssen die User die Pinduoduo-App häufig öffnen, Waren kaufen, Angebote teilen und Freunde einladen. Sobald der Baum dann virtuell „gereift“ ist, erhält der Benutzer kostenlos eine Schachtel mit echten Früchten von „seinem“ Baum.
Ohne Wechat wäre der Erfolg von Pinduoduo undenkbar
Der Erfolg des interaktiven Konzepts von Pinduoduo ist eng mit den Möglichkeiten verknüpft, die sich durch die Nutzung der Social-Media-Plattform Wechat ergeben. In Wechat-Gruppen teilen User Informationen zu den auf Pinduoduo gelisteten Produkten, geben Empfehlungen ab und suchen Personen mit ähnlichen Kaufabsichten. Wechat sorgt so dafür, dass das Interesse an der App weiter zunimmt.
Die Corona-Pandemie und vor allem der Lockdown haben die Expansion von Pinduoduo noch weiter beschleunigt: Denn soziale Interaktion, wie sie früher im Supermarkt möglich war, hat sich durch die Kontaktbeschränkungen zunehmend ins Digitale verlagert. Auch in Deutschland bieten sich durch die Pandemie für Apps wie Pinduoduo gewaltige Chancen.