Ein Plädoyer für Paydirekt
Das neue Bezahlverfahren der Banken „Paydirekt“ ist ein dauerhaft gescholtenes Projekt. Zu Recht, denn soviel Unsinn auf einem Haufen zu produzieren, ist schon eine besondere Leistung. Von der öffentlichen Demontage durch Sparkassen-Präsident Fahrenschon beim Start 2015, über völlig absurde Vorstellungen, was das Anmeldeverfahren für Händler angeht, bis hin zu Rahmenbedingungen, die nicht wirklich attraktiv für Händler sind.
Begegne ich heute Vertretern von Paydirekt auf Branchenevents, richten sich die sympathischen Herren schon automatisch auf „Klassenprügel“ ein. Kaum jemand lässt ein gutes Haar an dem System und seinen Marktchancen. Und trotzdem kann es sich bei pragmatischer Betrachtung für Händler lohnen, Paydirekt in den Zahlungsmix aufzunehmen.
Paydirekts Stolpersteine
Der steinige Weg zu Paydirekt beginnt schon bei der Integration: Die Module für die gängigen Shopsysteme sind nicht kostenfrei erhältlich. Das Shopware-Modul beispielsweise kostet bei einem externen Partner 172 Euro. Ein Shopware-Händler fasst die allgemeine Auffassung zu kostenpflichtigen Modulen bei Zahlarten treffend zusammen: „Ich erwarte, dass mir der Servicedienstleister die nötigen Werkzeuge stellt.“ Händler sollten diese Module aber nicht einfach erwerben, sondern mit Paydirekt verhandeln – in einschlägigen Foren ist immer wieder zu lesen, dass Paydirekt Gutscheine an Neukunden vergibt. Und Händler, die über einen Payment-Service-Provider (PSP) anbinden, werden selten für die Aufschaltung der neuen Zahlart zur Kasse gebeten – wenn überhaupt, dann eher mit symbolischen Freischaltgebühren.
Den zweiten Schritt, den Abschluss der Händlerverträge mit den Bankenverbänden, die Paydirekt anbieten, mussten Händler früher alleine unternehmen und jeden Vertrag einzeln aushandeln. Dieser Unfug nahm mit dem „Händlerkonzentratoren-Konzept“ ein Ende. Jetzt marschieren Händler zu einem PSP, der handelt aus und bündelt die Verträge für den Händler. Es trudeln zwar immer noch jede Menge Papiere ein, aber immerhin muss kein Händler mehr von Pontius zu Pilatus rennen.
Die Kosten werden von Experten wie Jochen Siegert im Marktvergleich treffend als zu hoch eingeschätzt. Siegert räumte dem Verfahren in einem Blogpost im letzten Jahr nur Marktchancen ein, wenn die Gebührenstruktur für das Bezahlverfahren Paydirekt unterhalb der neuen, regulierten Kreditkartengebühren liegen würde. Zumindest für die größten Onlinehändler sollten also 0,3 bis 0,4 Prozent das Maß der Dinge sein. Aktuell liegt sie eher zwischen einem und 1,5 Prozent.
Also, wieso auf Paydirekt setzen?
Wieso es sich trotzdem lohnen kann, Paydirekt in den Payment-Mix aufzunehmen
Kleine Händler, die den „normalen“ Gebührensatz bei Paydirekt bezahlen, sind also geringfügig teurer dran als bei den Mitbewerbern Giropay mit Sätzen ab 0,89 Prozent und Sofortüberweisung ab 0,9 Prozent. Wieso also Paydirekt in den Payment-Mix aufnehmen?
Die Antwort ist simpel: wegen der Konversionsrate. Der Vergleich mit den Kreditkartengebühren ist für die Konversionsrate unerheblich, denn die Kreditkarte ist in Deutschland nicht Zahlungsmittel Nummer eins, es bleiben genug Kunden übrig, die auf ein alternatives Zahlungsverfahren setzen wollen oder müssen. Und es wird kaum zu befürchten sein, dass alle Kreditkarten-Kunden jetzt auf einmal scharenweise zu Paydirekt überlaufen und die durchschnittliche Kostenstruktur eines Händlers durcheinanderbringen.
Etwas unter einer Million Kunden soll Paydirekt bereits gesammelt haben, und auch wenn die Branche munkelt, dass die Transaktionsmengen weit entfernt von Paypal und anderen großen Systemen liegen, ist diese Kundenanzahl respektabel. Ich unterstelle, dass eine deutliche Zahl dieser Kunden konservativ eingestellt sein könnte und lieber über ein System der „eigenen“ Bank bezahlen will als über das eines Drittanbieters wie beispielsweise Sofortüberweisung. Das kann den Ausschlag geben bei einer einzelnen Transaktion. Auch wenn es keine signifikanten Auswirkungen auf die gesamte Konversionsrate des Shops haben wird – auf den einzelnen Kunden und die einzelne Transaktion sehr wohl.
Paydirekt ist eines von nur drei Direkt-Überweisungsverfahren am deutschen Markt. Vorausgesetzt, es bleiben monatliche Fixkosten erspart und das Shop-Modul wird gratis von Paydirekt zur Verfügung gestellt, sehe ich keinen Grund, wieso Onlinehändler ihren Kunden das Bezahlverfahren vorenthalten sollten. Der Händlerbund hat in seinen Onlinehändler-News kürzlich berichtet, dass neun der Top50-Onlinehändler es in Deutschland jetzt einsetzen. Wenn kleine Händler durch das Bezahlverfahren ein paar Bestellungen mehr einsammeln können, besonders bei eher konservativ veranlagten Zielgruppen, dann sollten sie es diesen neun Top-Händlern nachtun.
Streicht Paydirekt irgendwann doch die Segel, sind bis dahin dem Händler zumindest ein paar zusätzliche Umsätze und Kunden zu Gute gekommen.
Nette Werbung, was anderes ist es nicht: Wo sind die Vorteile gegenüber Paypal?
ich sehe nur Nachteile: An eine Bank gebunden, nur eine Bank hitnerlegbar, keine Kreditkarten möglich, keine Auslandzahlungen möglich, … alles aus Kundensicht.
Paydirekt freut sich sicher darüber als Haufen Unfug und nahezu todgeweiht bezeichnet zu werden. Sehr werbewirksam.
Werbung ist grundsätzlich als Anzeige und ggfs zusätzlich als Sponsored Post gekennzeichnet bei uns. Nicht alles, was etwas befürwortet ist gleich Werbung. In diesem Fall ist es nur Meinung.
Die Vorteile gegenüber Paypal? Gibt es nicht.
Trotzdem finden Sie deutsche Kunden, die kein Paypal nutzen wollen. Sondern andere Zahlungsverfahren nutzen wollen. Und für die ist das Pro/Contra unerheblich.
Viele Grüße
Jochen
PayPal – Kurzfassung:
– Produkt mit PayPal bezahlt
– Shop kann nicht liefern und storniert
– Storno läuft auch über PayPal
– Wartezeit bis das Geld zurück auf meinem Konto ist > 4 Wochen
– und dazu ist noch Handarbeit nötig (login in PayPal-Account _nach_ freigegebener Gutschrift)
Vergleiche Paydirekt, dort läuft das Storno mit demselben Buchungstag !!!!
Beides ausprobiert!
Vor allem weil sich der Autor auch fachlich diskreditiert:
„Paydirekt ist eines von nur drei Direkt-Überweisungsverfahren am deutschen Markt.“
-> paydirekt löst eine Überweisung vom Käuferkonto zugunsten eines zentralen Sammel-Kontos (pro Institut bzw. Institutsgruppe) aus, zulasten dessen die Händlerbank eine Lastschrift zieht …
Also kein Direktüberweisungsverfahren!
Fachlich diskreditierend oder dem Leseverständnis geschuldet vereinfacht dargestellt, je nachdem ob Sie sachlich oder unsachlich diskutieren möchten.
Aus Endkundensicht ist Paydirekt in einem Atemzug mit Sofort und Giropay zu nennen. Auch vom Verständnis der Zahlart her. Somit ist die Kategorisierung ungeachtet der technischen Ablaufs in Hintergrund aus meiner Sicht korrekt.
Die Banken und Sparkassen haben jahrelang weggeschaut und die Kunden allein gelassen. Das diese wiederum nun nicht jedem „Heilsbringer“ hinterher rennt, den die Bank anbietet ist klar.
Solange Paydirekt kein Killerfeature oder kostenlose transaktionen anbietet wird es ein nieschenprodukt bleiben.
Ich sehe durchaus eine Nische für paydirekt.
Es ist ein durch die Banken legitimiertes Zahlverfahren, mit dem ich von meinem Girokonto aus bezahlen kann (anders als sofortüberweisung, wo ich meine Zugangsdaten einem Dritten zur Verfügung stelle).
Lastschrift ist seit der SEPA-Umstellung im Online-Handel faktisch tot. Es war für Händler dank Bonitätsrisiko eh nie besonders attraktiv und dank der Verwirrung um Mandate und Einzugsvorankündigung hat die Branche es kurzerhand in stillschweigender Übereinkunft beerdigt.
Wer bei paydirekt nun die mangelnde Internationalität bemängelt, gehört ohnehin nicht zur Zielgruppe. Diese Kundengruppe hat sich längst mit Kreditkarte oder PayPal arrangiert und braucht in der Tat kein paydirekt.
Was nützt mir EIN „Gutschein“ für ein Paydirekt-Modul / Plugin? Um z.B. mit Shopware „aktuell“ bleiben zu können, benötige ich alle 12 Monate eine Lizenzverlängerung vom Plugin, damit ich beim (Minor)-Update ein lauffähiges Zahlungsmodul behalten kann – bekomme ich jährlich einen neuen Gutschein?
Ich muss also durch Paydirekt soviel mehr Umsatz/Neukunden generieren, dass die Marge mindestens die jährlichen kosten für das Plugin erwirtschaftet. Für „große“ Shops mag das aufgehen, für kleine Nieschenshops geht die Rechnung beim besten Willen nicht auf, da Paydirekt bestenfalls zu Lasten der eh schon vorhandenen Zahlungsarten geht, sie also kanibalisiert.
Wir haben es kürzlich erst wieder mal durchgespielt – Mehrkosten und Zeitaufwand stehen nicht im Verhältnis zum zu erwartenden Mehrumsatz – halt kleiner Nieschenshop.
Kann ich verstehen. Die Frage ist auch berechtigt, was nach dem ersten Jahr passiert.
Für Nutzer eines PSPs eher nicht, aber bei Direktanbindung schon.
Ich glaube nicht, dass Paydirekt das noch lange so fortführen kann. Deshalb würde ich das Jahr als Testphase betrachten und notfalls wieder abschalten, wenn die harten Zahlen nach einem Jahr dagegensprechen.
Ob das wirklich nur Umsätze verlagert? Kann sein, muss nicht. Wenn’s nichts kostet würde ich den Zeitaufwand investieren für die Installation des Moduls. Oder Paydirekt anfragen wegen der Installation. Fragen kostet ja nichts.
Als Kunde befürworte ich ein deutsches Bezahlverfahren, da es mir wiederstrebt sensible Daten auf amerikanischen Servern speichern zu lassen.
Klingt komisch, ist aber so.
Da sehe ich für mich persönlich einen klaren Vorteil z.B. gegenüber PayPal.
Ich denke auch, dass es für manche Händler interessant sein könnte. „Nische“ schreibt man aber ohne „ie“ … weil es mehrfach falsch in den Kommentaren aufgetaucht ist spiele ich hier mal die Grammatik-Polizei :) https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nische
Wenn man sonst keine Probleme hat ;-)