Feature zurückgezogen: Porsche Taycan EV lädt nicht mit 350 Kilowatt

Wo ist denn hier die nächste Ladesäule? (Foto: Porsche.de)
„Revolutionäre“ Ladekapazität kommt erst 2021
Hätte Porsche nicht immer wieder betont, dass das kommende Elektroauto mit dem Namen Taycan EV mit einer Ladekapazität von 350 Kilowatt betankt werden könnte, hätte die Abkündigung dieses Features wohl niemand gemerkt. Wer aber ein „revolutionäres“ Feature ankündigt, muss sich nicht wundern, wenn er daran gemessen wird.
Nach Informationen der Auto, Motor und Sport hat das Unternehmen nun offenbar technische Probleme und will daher zum Auslieferungszeitpunkt nur das Laden mit 250 Kilowatt freischalten. Die höhere Kapazität soll dann irgendwann in 2021 angelegt werden können und wird zu einem „Tankvorgang“ führen, der „nur noch“ 14 Minuten dauern soll.

Der Porsche Taycan beim Laden an der Straße – mit wieviel Kilowatt wohl? (Foto: Porsche.com)
Zu beachten ist, dass diese Werte immer eine Aufladung bis auf 80 Prozent meinen, nicht etwa das Volltanken wie beim Verbrenner. Rechnet man die Werte um, so bedeutet das, dass der Taycan beim Laden etwa alle vier Minuten 100 Kilometer Reichweite hinzugewinnt. So lässt sich die erforderliche Zeit minimieren, wenn ohnehin nur eine 50-Kilometer-Fahrt ansteht.
Ladeinfrastruktur in Deutschland deutlich unter 100 Kilowatt
Interessenten müssen dennoch nicht enttäuscht sein, denn die Ladeinfrastruktur in Deutschland gibt derart hohe Ladekapazitäten ohnehin nicht her. Selbst Teslas Supercharger V3 aus diesem Jahr bringt „nur“ 250 Kilowatt an den Anschluss. In der Breite finden sich in Deutschland allerdings sogar Ladestationen mit 150 kW nur spärlich. Die Realität zeigt Ladekapazitäten von 10 bis 42 Kilowatt an mehr als der Hälfte aller verfügbaren Stationen.
Porsche will zwar mit seinem Joint-Venture-Unternehmen Ionity dafür sorgen, bis Ende 2019 bundesweit 400 Ladestationen mit 350 Kilowatt zu installieren, das dürfte aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.
Porsche Taycan EV: Spitzenmodell ab 130.000 Euro
Der Porsche Taycan EV soll im Herbst auf der Internationalen Autoausstellung offiziell in den Markt eingeführt werden. Der mit den Vorschusslorbeeren eines Tesla-Killers bedachte Taycan soll voraussichtlich Anfang 2020 in den Handel kommen. Porsche will mit dem Top-Modell starten, für das wenigstens 130.000 Euro zu zahlen sind. Erst später kommen die günstigeren Versionen mit Einstiegspreisen von rund 80.000 Euro in die Autohäuser.
Bei solchen Meldungen zeigt sich der Unsinn der Höher-schneller-weiter-Ambitionen der Autobauer immer besonders gut. Über die Hälfte aller Ladestationen in Deutschland lädt mit nicht einmal 50 Kilowatt und da baut Porsche ein Narrativ von einer Ladekapazität von 350 Kilowatt auf und bezeichnet das auch noch als revolutionär. Revolutionär wäre es, wenn der Ausbau neuer und die zeitgemäße Umrüstung bestehender Ladestationen endlich mal deutlich an Fahrt gewinnen würde.
Dieter Petereit
Zum Weiterlesen: VW, Audi, Porsche und Co. – Diese Elektroautos will die Volkswagen-Gruppe liefern
Die einzigen, die richtig schnell laden können, sind Teslas an Tesla eigenen Superchargern. Mir ist nicht bekannt, dass Porsche oder irgend ein anderer deutscher Hersteller sich an dem Ausbau von Ladestationen beteiligen würde. Ganz im Gegenteil. Ich habe noch immer VW im Ohr – und da gehört Porsche ja auch irgendwie dazu- die gefordert haben, dass gefälligst andere in Vorleistung treten sollen.
@Sep:
1. Dem Konsortium Ionity gehört auch Porsche an und baut eine eigene Ladeinfrastruktur auf.
2. In Vorleistung heißt auch die Politik: Technisch bekommen es die Hersteller hin (ein Auto benötigt auch bei Tesla mehrere Jahre(!) Entwicklungszeit, aber man kommt ab 2020 in die Märkte. Das Mietrecht zum Anbau eines Ladepunktes muss die Politik nun Mal machen
@t3: kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema lobe ich sehr! ABER:
1. Was ist falsch daran, wenn ein Konzern wie Porsche seine Autos zu hoher Ladeleistung und damit hohem Laderaten befähigt?
2. Der Ausbau des Ultra(!)-Schnellladenetzes steht kommt erst noch, weshalb später (!) dieses Autos diese Technik nutzen können.
sollten. Da sind andere (u.a. Politik und Energieanbieter) auch gefragt. Oder hat Porsche vorher Tankstellen gebaut?
3. AC Laden wird mit bis zu 11KW zu Hause ausreichen (Bei einem realen Durchschnittsverbrauch von 20kwh/100km kann man selbst die größten Akkus von bis zu 100kwh Kapazität in 9 Stunden über Nacht aufladen Hause). Da befinden sich die Ladegeräte im Fahrzeug.
4. Schnellladen ist nur auf längeren Strecken nötig
Kommt schon so rüber, als würde das Auto nur 30.000€ kosten.
Das schöne Taycan Bild vom Laden, ist leider ein Panamera e-hybrid.