Powerposen im Job: So funktionieren sie und so wendest du sie an
Setz dich mal kurz gerade hin, stehen geht natürlich auch. Strahlend lächeln musst du nicht, aber vielleicht ziehst du die Mundwinkel ein wenig nach oben. Schultern zurück. So. Wie fühlt sich das an?
Den meisten Menschen geht es etwas besser, wenn sie sich aufrichten und lächeln. Wer jetzt noch die Hände in die Hüften stemmt, hat eine so genannte Powerpose eingenommen. Sie soll das Selbstvertrauen stärken und Menschen risikofreudiger machen.
Die Psychologie spricht von Postural Feedback, also einem Feedback auf die Körperhaltung. Facial Feedback bezeichnet die Reaktion der Gefühle auf den Gesichtsausdruck. Beide sind insbesondere in der Karriereliteratur gründlich ausgeschlachtet worden. Und damit wurde vielleicht ein klein wenig übertrieben. Trotzdem lassen sie sich einsetzen – wenn sie denn verstanden wurden.
Powerpose und Lächeln: Hilft das wirklich?
Denn Lächeln und Powerposen sind umstrittene Hilfsmittel für den Alltag und die Karriere. Die ursprüngliche Forschungsarbeit zur Körperarbeit ließ sich nicht wirklich bestätigen. Dagegen gibt es heute eine Reihe von Studien, die den Effekt des Lächelns auf die Stimmung belegen.
Was ist nun wahr? Wir müssen Reiz, Reaktion und Ergebnis ein wenig aufdröseln. Denn wie so oft hängt es von der Situation und der Person ab, welches Ergebnis wir bekommen. Wer in niedergedrückter Stimmung zum Job mit Kundenkontakt geht und den ganzen Tag lächeln muss, der leistet emotionale Arbeit.
Diese Arbeit ist anstrengend. Das gilt insbesondere, wenn häufig negative Rückmeldungen erfolgen. Wer dagegen nach einem fiesen Kunden der Kollegin ein ironisches „den hätten wir geschafft“-Lächeln zuwirft und es freundlich erwidert sieht, der tut sich damit etwas Gutes.
Das Gleiche gilt für die Powerpose: Wer dauerhaft an Selbstzweifeln leidet, kann diese nicht spontan durch eine Körperhaltung bekämpfen. Wer dagegen einen Anflug von Aufregung regulieren will, der könnte mit der Powerpose auf der richtigen Spur sein. Das gilt auch deshalb, weil sie wie eine Mini-Meditation wirken kann. So nämlich: Atmen, konzentrieren und das Gefühl zulassen, dass die Präsentation gleich richtig gut werden könnte. Atmen. Das wird.
Manchmal ist Lächeln besser als nichts
Die Forschungsergebnisse zu Lächeln und Powerposen widersprechen sich, weil der Effekt schlicht nicht besonders stark ist und nicht bei allen Menschen in allen Lebenssituationen auftritt. Dazu kommt, dass sie häufig mit eher kleinen Gruppen durchgeführt werden. Das bedeutet, dass schon wenige Abweichungen zu großen Änderungen führen können.
Wie arbeitet man nun damit? So:
- Mache dir bewusst, was du gerade fühlst.
- Frage dich, ob du dieses Gefühl verstärken willst.
- Verstärken kannst du es, wenn du Körperhaltung und Gesichtsausdruck deinem Gefühl anpasst – und beides noch ein wenig verstärkst.
- Wenn du das Gefühl nicht verstärken willst, brauchst du einen Ansatzpunkt. Mein Lieblingsstartpunkt ist Trotz.
- Trotz kann bedeuten, dass du deiner aktuellen Situation eine kämpferische Grundhaltung entgegenstellst.
- Wenn du die hast, dann kannst du mit deinem Gesicht und deinem Körper weiterarbeiten.
Schon Charles Darwin ging in einer seiner Arbeit davon aus, dass der Ausdruck von Emotionen diese verstärkt, während ein Unterdrücken sie abschwächen kann. Heute würden wir ergänzen: Das Unterdrücken kann sie abschwächen, muss aber nicht.
Wer dauerhaft seine Gefühle unterdrückt, wird krank. Wer dagegen eine kleine Unannehmlichkeit des Alltags vorbeiziehen lässt, ohne den eigenen Ärger im Körper durchzuspielen, tut sich damit wahrscheinlich einen Gefallen. Und wer lächeln möchte, es aber nicht tut, dem droht entweder ein Lachanfall – oder eine verlorene Gelegenheit für positive Gefühle. Und das wäre ja auch irgendwie schade.
Eine Körperhaltung ersetzt niemals die Bewältigung von Problemen. Sie kann uns aber in konkreten Situationen helfen. Das kann sie aber nicht allein, da muss das Denken schon mitziehen.