Print kommt zurück: Warum E-Commerce-Versender immer öfter auf Kataloge setzen
Der Schweizer Onlinehändler Galaxus hat einen 100-seitigen Print-Katalog für seine Kunden in Deutschland produziert. Der zeigt Artikel aller Produktkategorien in Kombination mit redaktionellen Inhalten. Der Schweizer Händler verlängert damit seine Website in Richtung Print-Produkt. „Die Galaxus-Redakteure beschreiben im neuen Katalog zum Beispiel, wie man den optimalen Monitor fürs Homeoffice aussuchen kann oder warum das Küchenregal die neue Kunstgalerie ist“, erklärt Vivien Bedranowsky, Brand Managerin Galaxus Deutschland. Das Unternehmen erklärt, man betrachte den Katalog zunächst als Experiment und plane zunächst mit 25.000 Exemplaren für Stammkunden.
Doch Galaxus ist bei weitem nicht der einzige Anbieter, der aus dem Web heraus in Richtung Print expandiert, also genau den umgekehrten Weg geht, den die meisten etablierten Geschäfte und Ketten beschreiten. Auch Otto bietet, nach Aufgabe des über Jahrzehnte gewohnten Katalogs, immer wieder Kataloge mit aktuellen Angeboten aus den unterschiedlichen Kategorien für Kunden, die in der Vergangenheit dort bestellt haben. Selbst Amazon, quasi der Inbegriff des Onlinehandels, setzt vor Weihnachten immer wieder mit einzelnen Katalogen (beispielsweise im Spielwarenhandel) auf die Aufmerksamkeit neuer Kundenschichten.
Print-Kataloge als Gegengewicht zum Onlinehandel
Das hat gute Gründe. Zum einen sorgen Print-Produkte gerade in Zeiten von schnell flüchtigen E-Mail-Newslettern für Aufmerksamkeit, zum anderen transportieren sie, wenn sie gut gemacht werden, eine gewisse Wertigkeit. Gerade in den Zeiten der Corona-Pandemie, in denen man Kunden mit dem klassischen Präsenzhandel nicht oder nur unzureichend erreicht, kann es zudem sinnvoll sein, dieses durchaus etablierte und schon fast aus der Mode gekommene Instrument zu nutzen.
Im Falle von Galaxus kommt aber noch etwas anderes hinzu: Das Unternehmen mit Schweizer Wurzeln (Digitec Galaxus AG), das zum Weihnachtsgeschäft 2018 in Deutschland startete, hat sich explizit mit eine Kuratierungsstrategie positioniert. Ähnlich wie ein klassisches Warenhaus verspricht man den Kunden kein immens großes Sortiment, dafür aber eine überschaubare, solide vorsortierte Auswahl empfehlenswerter Produkte mit entsprechender Beratung, die jeweils zur Produktgruppe passt. Dadurch dürfte der Händler ohnehin über ein vergleichsweise großes Angebot an redaktionellem Content verfügen – den man mit der Katalog-Idee quasi zweitverwertet.
Darüber hinaus ist die Verbindung von Print und Online auch gut dazu geeignet, gerade ältere Zielgruppen, die bislang wenig im Onlinehandel bestellt, diesen aber in der Pandemie entdeckt haben, abzuholen. So hat eine kürzlich veröffentlichte Studie des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH) gezeigt, dass in der Zielgruppe über 60 Jahren im vergangenen Jahr die höchsten Zuwachsraten zu erzielen waren. Und die Aufmerksamkeit dieser Zielgruppe erreicht man bekanntermaßen gut über Kataloge und gedruckte Prospekte. Auch die 50- bis 59-Jährigen haben im letzten Jahr deutlich häufiger online eingekauft – binnen zwölf Monaten stieg der Marktanteil dieser Altersgruppe von 18,2 auf 24,7 Prozent.
Ich bin Direktmarketer seit weit über 30 Jahren.
Wie oft habe ich irgendwelche Nasen behaupten gehört, dass Print tot-tot-tot! ist.
Zwischendrin war eher genau das Gegenteil der Fall. Und auch jetzt gibt es jede Menge Grund, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen.
Was sich bedeutend geändert hat, ist das Zusammenspiel zwischen eMedien und Printkommunikation. Da kann man sich wunderbar die Bälle zuspielen und ganz andere Kommunikationsschienen aufbauen, als das noch vor unlängst der Fall war.
Es gibt ja immer so die Sorte Einschienenvertreter, die mit ihrer reichlich senilen Weltsicht es ganz einfach haben wollen. So funktioniert das aber nicht.