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Interview

Probando: Das Tinder für klinische Studien und ihre Teilnehmer

Wir haben mit Matthias Ruhri, Co-Founder & Managing Partner bei Probando gesprochen und ihn gefragt, wie er neue Ideen auf den Weg bringt, wie Probando funktioniert – und wo er sich in zehn Jahren sieht.

Von Noëlle Bölling
4 Min.
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Durch Probando haben Studienanbieter und -teilnehmer die Möglichkeit, online zueinander zu finden. (Foto: Probando)

Eine fundierte Datengrundlage ist das A und O – vor allem in Branchen wie der Medizin. Welch entscheidende Rolle dies hier spielt, hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie eindrucksvoll bewiesen. Vor allem im Hinblick auf den Impfstoff Astrazeneca erlebten wir in den vergangenen Monaten immer wieder eine Berg- und Talfahrt, da aufgrund mangelnder Daten zunächst nicht klar war, ob und in welchem Umfang eine Impfung für bestimmte Altersgruppen überhaupt wirksam wäre.

Doch nicht nur im Kontext der aktuellen Krise stellt das Finden der passenden Studienteilnehmer und das Sammeln der entsprechenden Informationen eine große Herausforderung dar. Denn tatsächlich kann die Mehrheit der Studien nicht wie geplant durchgeführt werden, weil keine ausreichende Anzahl von Teilnehmern rekrutiert werden kann. Um für dieses Problem eine digitale Lösung zu finden, hat das Startup Probando eine zentrale Plattform geschaffen. Durch sie haben Studienanbieter und -teilnehmer die Möglichkeit, online zueinander zu finden – wie eine Art Tinder für klinische Studien quasi. Wir haben mit Matthias Ruhri, Co-Founder & Managing Partner bei Probando, über die Chancen und Ziele der neuen Plattform gesprochen.

(Foto: Probando)

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t3n: Matthias, was die Unternehmensgründung betrifft, bist du bereits ein alter Hase. Was fasziniert dich daran, neue Ideen auf den Weg zu bringen?
Matthias Ruhri: Schon als Kind war ich sehr wissbegierig und an neuen Dingen interessiert. Das hat sich auch im Erwachsenenleben nicht geändert. Es macht mir Spaß, mich mit Gründern über deren Ideen auszutauschen. Der Spirit und die Energie gerade am Anfang einer Unternehmensgründung sind magisch.

Und wie kamst du 2020 dazu, dich auch an der Gründung von Probando zu beteiligen?
Meine beruflichen Stationen haben mir – von der Gründung und dem Aufbau unterschiedlicher Unternehmen bis hin zur Leitung von Companies als Angestellter – verschiedene Blickwinkel aufgezeigt. Ich kenne beide Welten. Auch Manuel und Julia, zwei Co-Gründer von Probando, kenne ich bereits seit vielen Jahren und durfte die beiden sogar an der Uni unterrichten. Sie kamen dann irgendwann zu mir und haben mir von Probando erzählt. Ich fand die Idee hoch interessant und habe die Entwicklung ein paar Monate lang beobachtet und das Team von der Seitenlinie aus unterstützt. Dabei erkannten wir Synergien, die ich ins Team einbringen konnte, und nach einiger Zeit haben wir uns gemeinsam dazu entschlossen, Probando zu gründen.

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Was ist Probando? Wie funktioniert die Plattform genau?
Manche vergleichen uns mit Tinder für Studien (lacht). Letztlich ist das vom Grundprinzip her auch richtig. Probando ist eine Onlineplattform, die es Forschern und anderen Auftraggebern ermöglicht, ihre Studien einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, und wir vernetzen diese mit studieninteressierten Personen. Der Anmeldeprozess ist unkompliziert gestaltet. Als Teilnehmer sehe ich in meinem Dashboard, an welchen Studien ich bereits teilgenommen habe. Wir sind erst neun Monate im Echtbetrieb und sehen jetzt schon, dass sich viele immer wieder zu neuen Studien anmelden.

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Inwiefern kann Probando dazu beitragen, die Durchführung klinischer Studien zu revolutionieren?
Neun von zehn klinischen Studien erreichen ihre Rekrutierungsziele nicht und rund 80 Prozent dieser Studien sind dadurch signifikant verzögert. Zudem ist der Markt an klinischen Studien aktuell sehr intransparent und analog.

Welche Vorteile hat das für Forschungseinrichtungen, aber auch für Studienteilnehmer?
Hier schaffen wir einerseits für unsere Auftraggeber einen schnelleren und qualitativ hochwertigeren Zugang zu Studienteilnehmern und andererseits sehen Studieninteressierte sehr transparent, welche Voraussetzungen sie für eine Teilnahme erfüllen müssen, welche Gegenleistung sie erhalten und wieviel Zeit eine Teilnahme in Anspruch nimmt.

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Hat die Corona-Pandemie bei der Gründung eine Rolle gespielt und wenn ja, welche?
Der Gründungsakt an sich war spannend, weil wir inmitten des ersten Lockdowns unseren Gesellschaftsvertrag unterzeichnet haben und uns der Notar hierzu extra besucht hat. Studienzentren waren in 2020 sehr lange geschlossen, weshalb wir in den ersten Monaten keine Aufträge bekommen haben. Das hat sich dann im September 2020 schlagartig geändert und wir konnten die Plattform mit den ersten Studien launchen. Unsere erste klinische Studie auf der Plattform war im Zusammenhang mit Covid, wo wir Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit einer akuten Covid-Erkrankung gesucht haben. Diese Studie läuft noch und man kann sich dazu jederzeit melden. Wir haben auch vor ein paar Wochen eine Pro-bono-Aktion ins Leben gerufen, in deren Rahmen wir ungenutzte Impfdosen an Impfwillige vermitteln. Damit leisten wir einen kleinen Beitrag zur schnelleren Beendigung der Pandemie.

Im März warst du in der österreichischen Version von „Die Höhle der Löwen“ zu sehen. Kam es zu einem Deal?
Ja, wir konnten mit einem Deal nach Hause gehen. Wir haben das Angebot von Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner und Star-Winzer Leo Hillinger angenommen. Der Auftritt bei „2 Minuten, 2 Millionen“ war für uns ein ordentlicher Push. Die Aufzeichnung der Sendung fand schon im Herbst 2020 statt und zu diesem Zeitpunkt standen wir noch ganz am Anfang. Mittlerweile sind wir auch in Deutschland erfolgreich tätig und wachsen rasant.

Werfen wir zusammen einen Blick in die Zukunft. Wie ist deine Vision für Probando in den nächsten fünf bis zehn Jahren? Welche Errungenschaften könnten Branchen wie Pharmazie und Medizin mithilfe von Probando auf den Weg bringen?
Wir konnten in kurzer Zeit große Pharmaunternehmen wie Bayer und Novo Nordisk von uns überzeugen und bekamen auch bereits Folgeaufträge. Für uns zeigt der Kompass deshalb in Richtung Expansion und dabei weit über den DACH-Raum hinaus. Fünf oder zehn Jahre ist aber ein sehr langer Zeitraum für ein Startup. Ich spüre derzeit Momentum bei Probando. Die Digitalisierung ist sowohl in der Medizin als auch in der Pharmabranche angekommen. In Deutschland sehen wir massive Entwicklungen mit gesetzlichen Regelungen wie dem Digitale-Versorgung-Gesetz oder digitalen Gesundheits-Apps auf Rezept. Hier wird sich sehr viel bewegen und ich bin überzeugt davon, dass wir in zehn Jahren ein völlig anderes Bild im Bereich der Gesundheit, Pflege und Vorsorge haben werden. Als Probando leisten wir auch unseren Beitrag dazu und sehen uns als starken Treiber für die Weiterentwicklung von klinischen Studien.

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