Das große Problem bei Kununu: CEO Nina Zimmermann spricht über die Zukunft der Plattform
Unternehmenskultur: 4 Sterne. Karriere & Gehalt: 3 Sterne. Auf der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu bewerten Arbeitnehmer:innen Unternehmen. Für die kann das Fluch und Segen sein. Positive Bewertungen sind gern gesehen, negative Bewertungen führen im schlimmsten Fall vor Gericht.
Kununu schützt Klarnamen
So war es auch Anfang des Jahres. Mitte Februar 2024 urteilte das Oberlandesgericht Hamburg, Kununu müsste die Klarnamen der Bewertenden herausgeben. Schon damals setzte sich CEO Nina Zimmermann dagegen ein – ihre Einstellung von damals hat sie auch Monate später. „Die Anonymität, die Klarnamen, sind definitiv geschützt“, so Zimmermann im Gespräch bei t3n-Interview.
Damals ging das Unternehmen in Berufung, Wochen später gab das Gericht ihm Recht: Namen wurden nicht herausgegeben. Für Kununu ist das wichtig, denn die Firma braucht das Vertrauen der Arbeitnehmer:innen.
Abo-Modell als wichtige Einnahmequelle
Die Plattform lebt auf inhaltlicher Ebene von den Bewertungen, das Unternehmen finanziert sich jedoch durch die Abonnements, die Arbeitgeber:innen abschließen. „Unsere große Einnahmequelle ist tatsächlich unser sogenanntes Employer Branding Profil“, so Zimmermann. Damit ist es möglich, Werbung auf anderen Profilen zu schalten, außerdem bekommt das Unternehmen Zugang zu Daten.
Diese Daten bezeichnet Zimmermann als „Schatz“. Der Begriff trifft es gut: Kununus Relevanz für Unternehmen begründet sich durch die Insights zu Gehältern und Mitarbeiter:innenzufriedenheit. Die Plattform tritt als neutraler Dritter auf. Durch die Anonymität trauen sich Angestellte, Dinge zu teilen, die sie direkt im Unternehmen nicht veröffentlichen würden.
Daten als Wert für Unternehmen
Allerdings wird damit auch klar, wo die Abhängigkeiten liegen. Kununu braucht die Bewertungen, um für Unternehmen interessant zu sein, damit diese wiederum die Abomodelle abschließen. Gegenüber Arbeitnehmer:innen muss dafür der Schutz der Anonymität gewahrt werden, der Unternehmen teilweise stört.
Kununu geht damit etwa so um, dass das Unternehmen Daten anonymisiert und geclustert an die Abonnent:innen herausgibt. Sie bekommen Insights zu Gehältern, anhand der Daten lässt sich laut Zimmermann auch die Entwicklung der Stimmungslage und Tendenzen, ob gerade mehr Mitarbeiter:innen wechselfreudig sind, erkennen.
Branding: Erst die Arbeitnehmer:innen erreichen, dann die Arbeitgeber:innen
In diesem Spannungsfeld – zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen – strebt Kununu Wachstum an. Dazu dient auch die aktuelle laufende Brand-Kampagne mit dem Motto „Erst kununu, dann bewerben“. Sie soll laut Zimmermann ein Problem der Plattform beheben. „Unser großer Wachstumsschmerz ist, dass noch nicht genug Menschen uns kennen“, so die CEO.
Im ersten Schritt geht es nun darum, bei Arbeitnehmer:innen präsenter zu werden. Kein Wunder: Mit mehr Nutzer:innen steigt die Relevanz der Plattform, was mehr Unternehmen für das Abomodell interessieren könnte. Im zweiten Schritt soll laut Zimmermann dann eine Kampagne folgen, die sich an Arbeitgeber:innen richtet, geplant ist sie noch für dieses Jahr. Kununu soll als fester Teil bei der Jobsuche etabliert werden, die Plattform soll besucht werden, bevor Personen sich bei einem Unternehmen bewerben.
Was ist mit der Zukunft in der New Work SE?
Allerdings ist das Unternehmen nicht allein auf dem Markt, sondern muss mit Konkurrenten wie der US-amerikanischen Plattform Glassdoor umgehen. Kununu, das zur New Work SE gehört, kennt dabei auch die Erfahrungen, die das Schwesterunternehmen Xing gemacht hat: Linkedin gilt mittlerweile als stärkere Plattform. Wie Zimmermann mit der Konkurrenz umgeht und ob das Unternehmen in der New Work SE bleibt, darüber spricht sie in dieser t3n-Interview-Folge. Außerdem gibt es weitere Details zu ihren Learnings aus dem Gerichtsprozess und Insights, wie sich Kununu als Produkt weiterentwickeln wird: