Project-A-Gründer: „Wir werden nervös, wenn unsere Anrufe nicht erwidert werden“
Bereits 2007 stieg Uwe Horstmann in die deutsche Startup-Szene ein, die damals im Vergleich zu heute noch in den Kinderschuhen steckte. Mit Anfang 20 wurde er bei der Gründung von Rocket Internet direkt Teil der Führungsriege und leitete den Company Builder für insgesamt drei Jahre als Managing Director, bevor er sich 2012 mit der Gründung von Project A Ventures selbstständig machte.
Fünf Jahre hohes Tempo bei Rocket mit Fokus auf internationale Rollouts, und nun seit mittlerweile fünf Jahren als Partner eines operativen VCs tätig – und das mit gerade einmal 31 Jahren. Kein Wunder also, dass Uwe Horstmann in der Berliner Gründerszene ein gefragter Mann ist.
„Die besten Startups sind die, die man jagen muss“
Horstmann verantwortet bei Project A die Bereiche Dealflow, Product und IT. Derzeit verwaltet der VC Assets im Wert von 260 Millionen Euro und hat in insgesamt mehr als 45 Startups investiert – inklusive erfolgreicher Exits. Zuletzt wurde mit dem Verkauf des Online-Händlers Contorion für 130 Millionen Euro an den Werkzeugspezialisten Hoffmann der bisher größte Verkauf einer Beteiligung realisiert. Zum Portfolio gehören außerdem bekannte Unternehmen wie Catawiki, Zenmate und Tictail.
Dass ein Startup ein aussichtsreiches Investment sein könnte, merke eine Venture-Kapital-Firma vor allem daran, dass die Gründer schwer zu erreichen sind. „Die besten Unternehmen sind die, die man jagen muss. Wir werden etwas nervös, wenn unsere Anrufe nicht erwidert werden. Dann wissen wir, dass dort in der Regel etwas sehr Interessantes geschieht“, sagt Uwe Horstmann im Gespräch mit der Podcast-Reihe Startup Notes. Auf der anderen Seite sollten Gründer, die auf der Suche nach einer VC-Finanzierung sind, es nicht mit Kaltakquise versuchen, um die Aufmerksamkeit von Investoren zu bekommen. „Am besten stellt man den Kontakt zu uns über unser Netzwerk her“, so Horstmann weiter.
Kopieren garantiert keinen Erfolg
Angesprochen auf seine Zeit bei Deutschlands bekanntestem Company Builder merkt Horstmann an, dass der entscheidende Faktor bei den erfolgreichen Beteiligungen nicht zwingend das vorhandene Fachwissen war, sondern dass man im Vergleich zur Konkurrenz aggressiver getestet und dazugelernt hat. „Wir haben uns damals konstant in eine Art Hyper-Learning-Modus versetzt. Morgens und abends gab es eine Telefonkonferenz, bei der die wichtigsten Lehren des Vortages besprochen, Ziele für den Arbeitstag festgelegt und am Ende Testergebnisse ausgewertet wurden. Man muss den Status Quo konstant hinterfragen und optimieren.“
Dass dies jedoch nicht immer Erfolg garantiert, räumt der erfahrene Entrepreneur auch ein. Mit Blick auf das amerikanische Original Airbnb und das Rocket-Startup Wimdu sagt Horstmann, dass der deutsche Klon es nicht geschafft habe, den Sprung von einer reinen Firma zu einer Art Bewegung zu bewältigen. Airbnb hingegen stehe heutzutage fast für eine Art Subkultur mit großer Fangemeinde.
Die Erkenntnis, dass Erfolg sich nicht einfach kopieren lässt, schlägt dabei den Bogen zu einer weiteren Erfahrung, die Horstmann Gründern mit auf den Weg geben kann: „Erwartet nicht, dass euch jemand hilft. Aber seid selbst offen und teilt euer Wissen. Dies zahlt sich langfristig aus.“ In dieser Hinsicht gibt der Startup-Experte selbst zwei Empfehlungen für aussichtsreiche Branchen, in denen sich eine Unternehmensgründung derzeit lohnen würde. So seien Digital Health und die Digitalisierung der Industrie zwei Bereiche mit viel Potenzial.
Ihr könnt den podcast">Podcast von Startup Notes auf iTunes oder SoundCloud abonnieren.