Der deutsche Onlinehandel ist um einen Riesen-Exit reicher

Die Contorion-Gründer Frederick Roehder, Richard Schwenke und Tobias Tschötsch. (Foto: Contorion)
Der deutsche Onlinehandel ist um eine Übernahme in beachtlicher Größenordnung reicher: Contorion, der Onlineshop für Handwerker- und Industriebedarf, wird vom mittelständischen Werkzeughersteller Hoffmann übernommen.
Dies gaben beide Unternehmen am Montag unter Vorbehalt der noch ausstehenden Zustimmung durch die Kartellbehörden bekannt. Offiziell verständigten sich beide Parteien mit Blick auf den Kaufpreis zwar zu Stillschweigen – in Fachkreisen ist allerdings von einer Summe jenseits von 100 Millionen Euro die Rede.
Bereits im Mai berichtete Online Marketing Rockstars über ein angebliches Kaufangebot in Höhe von 120 Millionen Euro. Das Manager-Magazin spricht unter Berufung auf eigene Informationen von rund 130 Millionen Euro.
Contorion weckte Neugier im Mittelstand
Seit seiner Gründung vor drei Jahren konnte sich Contorion, das aus dem Berliner Inkubator Project A hervorging, schnell einen Namen unter Hobbyhandwerkern und Industriebetrieben machen. Die Online-Plattform beschäftigt 130 Mitarbeiter und erwirtschaftete im ersten Halbjahr einen Umsatz von 20 Millionen Euro. Sogar die Profitabilität wurde innerhalb der kommenden zwei Jahre in Aussicht gestellt.

Bei Contorion lassen sich Werkzeuge online bestellen. (Screenshot: t3n.de)
Entsprechend groß war das Interesse von Investoren. Mit dem Stahlunternehmen Klöckner und dem bekannten Hersteller von Reinigungsgeräte, Kärcher, setzten bereits zwei Mittelständler auf Contorion. Für Project A ist die Übernahme der sechste Exit des ersten Fonds. Auch der Investmentfonds Endeit Capital – erst im September eingestiegen – profitiert von der überraschenden Übernahme.
Was sich Hoffmann von der Übernahme verspricht
Der Werkzeughersteller Hoffmann erhofft sich durch den Kauf neue Impulse beim Ausbau der Online-Strategie. „Mit diesem strategischen Schritt bauen wir unsere Digitalisierungskompetenz aus“, lässt sich Robert Blackburn, Vorstandsvorsitzender von Hoffmann, zitieren. „Gemeinsam werden wir unsere weltweiten Kunden zukünftig über alle Kanäle hinweg besser, schneller und umfassender bedienen und beraten können“, heißt es weiter.
In den vergangenen Monaten haben auf B2B-Produkte ausgelegte Shops spürbar an Bedeutung gewonnen. Experten sehen in dem Verkauf von Produkten für Unternehmen noch ein weitgehend ungehobenes Marktpotenzial von mehr als acht Milliarden Euro. Auch Amazon will sich künftig stärker um diesen Bereich kümmern. Gut möglich, dass sich Hoffmann mit der Contorion-Übernahme absichern will.
Was genau macht diesen Onlineshop denn aus? Warum ist er so rasant gewachsen?
Bis das Geld wieder drin ist, könnte bei den aktuellen Margen auf dem Online-Werkzeugmarkt aber noch eine ganze Weile dauern.