Projekt Quayside ist tot: Sidewalk Labs erklärt Smart City Toronto wegen Corona für gescheitert
Mit einem unspektakulären Beitrag auf Medium hat Daniel Doctoroff, Geschäftsführer der Sidewalk Labs, der Smart City Toronto den Stecker gezogen. Das Unternehmen wird das Projekt Quayside, wie es offiziell hieß, nicht länger verfolgen.
Auswirkungen der Coronapandemie gefährden wirtschaftliche Basis des Projekts
Zur Begründung führt Doctoroff, der unter Michael Bloomberg stellvertretender Bürgermeister von New York City war, die unsichere wirtschaftliche Perspektive an, die sich unter dem Eindruck der Coronapandemie entwickelt habe. Diese Unsicherheit erlaube es derzeit nicht, dem Großprojekt eine sichere und wirtschaftlich tragfähige Perspektive zu verleihen.
Zwar wäre eine Fortführung denkbar gewesen, dies allerdings nur unter Verzicht auf Kernelemente des ursprünglichen Plans für eine inklusiven und nachhaltigen Stadtbezirk. Das städtische Unternehmen Waterfront Toronto, das Sidewalk Labs als Ko-Entwickler lobt, sei inzwischen informiert worden.
Ende des Projekts nicht völlig überraschend
Wie es scheint, will Sidewalk Labs das Projekt ersatzlos streichen. Was mit der immerhin 30 Personen umfassenden Belegschaft, die in Toronto an der Umsetzung des Projekts gearbeitet hatte, passieren wird, teilt Doctoroff nicht mit. Umsonst sei die Arbeit indes nicht gewesen. Wichtige Erkenntnisse und Ideen werde das Unternehmen in künftige Projekte mitnehmen.
Ganz überraschend kommt das Ende des Quayside-Projekts für den ständigen Beobachter nicht. Schon seit Beginn hatte es Querelen und unterschiedliche Vorstellungen zwischen den Projektpartnern und der Community gegeben. Zwei Beraterinnen hatten schon 2018 wegen Datenschutzbedenken ihre Jobs hingeschmissen und Sidewalks Labs vorgeworfen, eine Smart City der Überwachung bauen zu wollen.
So sollte das Quayside-Projekt aussehen
2017 sicherte sich Sidewalk Labs im Rahmen eines Bieterverfahrens das Recht, einen Stadtbezirk in Toronto in der Größe von knapp 49.000 Quadratmetern mit einem hohen Maß an Hightech zu erschließen. Beim Bau der geplanten 3.000 Wohneinheiten, von denen sich einige in bis zu 30 Stockwerke hohen Türmen befinden sollten, wollte das Unternehmen vor allem auf Holz setzen. Dabei sollten die Gebäude modular konzipiert und so recht einfach erweitert werden können. Ein rundes Drittel aller Wohneinheiten sollte ausdrücklich „bezahlbar“ bleiben.
Strom und Wärme wollte das Smart-City-Viertel durch Solarenergie und geothermale Hitze gewinnen. Außerdem sollte es ein „smartes“ Entsorgungssystem geben, das den Müll, der am Ende auf der Müllkippe landet, um bis zu 80 Prozent reduziert. Abtransportiert werden sollte der Müll aber nicht von der Müllabfuhr, sondern von unterirdischen Robotern. Die dafür notwendigen Tunnel sollten auch für robotergestützte Lieferungen genutzt werden. Beheizte Fahrradwege sollten dafür sorgen, dass Bewohner auch im kalten kanadischen Winter nicht auf ihre Bikes verzichten müssen.