Japanische Forschung zeigt: So lässt sich Prokrastination überwinden
Was tun, wenn man wieder mal keine Lust auf eine bestimmte Arbeitstätigkeit hat, und sich alles mögliche überlegt, um dieser aus dem Weg zu gehen? Die Rede ist von Prokrastination, der wissenschaftlichen Bezeichnung für pathologisches Aufschiebeverhalten.
Das Aufschieben von Tätigkeiten ist laut der Uni Münster ein Alltagsphänomen und den meisten Menschen bekannt. Demnach gaben in einer Studie nur zwei Prozent der Menschen an, niemals aufzuschieben.
Der Schlüssel: eine optimistische Sicht auf die Zukunft
Japanische Wissenschaftler:innen haben sich detailliert mit diesem Thema auseinandergesetzt und haben womöglich einen Schlüssel gefunden, um Prokrastination zu überwinden.
Laut Forschungen der Universität Tokio neigen Personen, die eine optimistische Sicht auf die Zukunft beibehalten, weniger zu starker Prokrastination. Zukunftssorgen scheinen dagegen ein prägender Faktor für Menschen mit Prokrastination zu sein. Eine Umfrage unter knapp 300 jungen Menschen ergab, dass diejenigen, die in der Zukunft – im Vergleich zur Vergangenheit oder Gegenwart – eine Verringerung ihres Stressniveaus erwarteten, weniger wahrscheinlich mit starkem Aufschiebe-Verhalten zu kämpfen hatten.
Initiatorin der Studie hat seit ihrer Kindheit mit Prokrastination zu kämpfen
Das Online-Wissenschaftsmagazin Scitech kommt zum Schluss, dass der Glaube daran, dass die Zukunft weniger stressiger sein wird als die Gegenwart, Menschen mit Prokrastination dabei helfen kann, mehr zu erreichen.
Die Initiatorin der Studie, die Japanerin Saya Kashiwakura, hat seit ihrer Kindheit mit Prokrastination zu kämpfen. „Ich räumte mein Zimmer auf, wenn ich für eine Prüfung lernen musste, und gab dem Aikido-Training Vorrang vor meiner Postgraduiertenforschung.“ Sie bezeichnet diesen Zustand als „ständige Herausforderung“.
Wissenschaftler:innen wollen im Bildungsbereich ansetzen
„Unsere Forschung hat gezeigt, dass optimistische Menschen weniger wahrscheinlich zaudern“, erklärte Kashiwakura. „Dieses Ergebnis hat mir geholfen, eine heiterere Perspektive auf die Zukunft einzunehmen, was zu einer direkteren Sicht und weniger Zaudern führte.“ Überraschenderweise konnte kein Zusammenhang zwischen Prokrastination und negativen Ansichten über das Wohlbefinden festgestellt werden, wie etwa dem Gefühl, es fehle an Sinn und Zielen im Leben.
Das Forschungsteam möchte nun Möglichkeiten entwickeln, um Menschen dabei zu helfen, eine optimistischere Denkweise zu erlangen und Prokrastination zu überwinden. „Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse insbesondere im Bildungsbereich von Nutzen sein werden. Wir glauben, dass Schüler:innen bessere Ergebnisse erzielen und sich wohler fühlen, wenn sie ihre Prokrastinationstendenzen wissenschaftlich verstehen und aktiv daran arbeiten können, sie zu verbessern, anstatt sich selbst die Schuld dafür zu geben“, sagte Kashiwakura.