Raspbmc: So baust du einen Mediaplayer für 50 Euro mit Raspberry Pi und XBMC
Der Markt für Mediaplayer und SmartTVs ist momentan stark im Umbruch. Viele Hersteller suchen, bisher erfolglos, nach dem optimalen Produkt für dieses relativ neue Einsatzgebiet. Die meisten Produkte, die es in diesem Bereich gibt, liegen im Preisbereich zwischen 70 und 100 Euro. Sie basieren oft auf proprietärer Hard- und Software, was wiederum bedeutet, dass es kaum Chancen auf zukünftige Updates, Weiterentwicklungen oder Homebrew-Komponenten wie Plugins oder Skins für die Benutzeroberfläche gibt.
XBMC als Software-Basis, Raspberry Pi als Hardware
Auf der Software-Seite gibt es mit dem freien Mediacenter XBMC bereits seit vielen Jahren eine potente und kostenlose Alternative für dieses Einsatzgebiet. Und mit dem Erscheinen der B-Revision des Raspberry Pi gegen Ende des letzten Jahres gibt es auch eine kleine, lautlose und vor allem günstige Hardware-Plattform für XBMC. Dank der ehrenamtlichen Arbeit von vielen Entwicklern funktioniert der Raspberry Pi trotz seiner relativ geringen Taktfrequenz von nur 700 MHz als potente XBMC-Basis. Bis auf das Verwenden einiger grafisch besonders aufwendiger Themes kann XBMC in vollem Funktionsumfang und ohne Geschwindigkeitseinbußen auf dem Pi verwendet werden.

Der Raspberry Pi ist ein Einplatinen-Minicomputer unter Open-Source-Lizenz, der mithilfe von Raspbmc zum günstigen Mediaplayer wird.
Der Raspberry Pi ist ein freier Einplatinen-Minicomputer auf Basis eines ARM-Prozessors (und ist damit in Sachen Hardware eher mit einem aktuellen Smartphone oder Tablet, als mit einem herkömmlichen Desktop-Computer vergleichbar), der unter Open-Source-Lizenz steht. Der Pi verfügt über besagte 700 MHz Taktfrequenz und über 512 MByte Arbeitsspeicher. Einen klassischen Festspeicher gibt es nicht. An dessen Stelle tritt ein SD-Kartenleser, auf dem sämtliche Daten für den Betrieb des Pi abgelegt werden. Er verfügt über ausreichend Schnittstellen zur Kommunikation mit der Außenwelt: Bild- und Tonsignale gelangen entweder digital über HDMI an den Fernseher, oder mit einem analogen Composite-Anschluss in Kombination mit einem normalen Klinkenstecker für die Audiosignale. Ein Ethernet-Anschluss sorgt für Verbindung zu Internet und Netzwerk, über zwei USB-Ports kann weitere Peripherie angeschlossen werden (etwa Eingabegeräte, externe Datenträger oder WLAN-Adapter). Strom bekommt die Platine über einen handelsüblichen Micro-USB-Anschluss, wie ihn auch die meisten Smartphones heutzutage verwenden. Deshalb wird der Raspberry Pi oft auch mit Handy-Netzteilen betrieben.
Genug der Theorie – für ein kostengünstiges Mediacenter braucht ihr also einen Raspberry Pi in Revision B, den es aktuell für rund 40 Euro, zum Beispiel bei getgoods.de zu kaufen gibt. Außerdem benötigt ihr eine möglichst schnelle SD-Speicherkarte. Theoretisch brauchen das Betriebssystem und XBMC nur einige hundert Megabyte an Speicherplatz, Linux nutzt die Speicherkarte jedoch auch als erweiterten Arbeitsspeicher, weshalb Karten mit weniger als einem Gigabyte an Kapazität wenig Sinn machen. In Anbetracht der aktuellen Preise erscheint eine 8-GByte-Karte als guter Kompromiss zwischen Preis und Kapazität. Weil die Karte als Hauptspeicher für den Raspberry Pi dient, sollte man auf eine hohe Geschwindigkeit achten. Diese wird als in Form des „Class“-Zusatzes bei SD-Karten angegeben. Eine Karte der „Class 10“-Kategorie wird empfohlen und kostet mit 8 GByte Kapazität momentan rund 10 Euro.
Drei Distributionen mit XBMC zur Auswahl: Raspbmc, OpenELEC und Xbian
Bevor mit der Einrichtung des Raspberry Pi begonnen werden kann, steht noch die Wahl einer passenden Distribution an. Inzwischen gibt es eine ganze handvoll Mini-Distrubutionen, welche speziell für den Raspberry Pi zugeschnitten sind. Auch mit XBMC als Hauptanwendung gibt es bereits drei konkurrierende Betriebssysteme: XBian, Raspbmc und OpenELEC. Alle drei Systeme unterscheiden sich oberflächlich gesehen nur marginal. Für den einfachen Gebrauch als Mediacenter eignen sich alle Systeme hervorragend. Sollte man gleichzeitig noch tiefgreifendere Linux-Funktionen nutzen, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Unterschiede der Distributionen in Bezug auf Repositories und User-Einschränkungen. Unsere Anleitung und das dazugehörige Video wurden mit Raspbmc erstellt.

Für einen Mediaplayer auf Raspberry-Pi-Basis gibt es momentan drei populäre Distributionen: OpenELEC, XBian und Raspbmc.
SD-Karte für die Installation erstellen
Zur Einrichtung von Raspbmc muss zunächst eine SD-Karte mit den Installationsdateien auf einem normalen PC mit Kartenleser erstellt werden. Beim ersten Booten lädt die Installationsroutine dann die neuste Raspbmc- bzw. XBMC-Version aus dem Netz. Die SD-Karte lässt sich natürlich mit Windows, Linux und Mac OS X erstellen. Prinzipiell muss die Karte dazu nur mit einem vorgefertigten Image beschrieben werden. Das ist unter Linux und Mac OS X mit zwei bis drei simplen Terminal-Kommandos geschehen. Unter Windows und Mac OS X gibt es inzwischen auch grafische Installationsroutinen. Aber auch die „manuelle“ Installation ist für wenig versierte PC-Nutzer dank der ausführlichen Beschreibung kein großes Problem. Binnen einiger Minuten könnt ihr dann die fertige SD-Karte entnehmen und für den ersten Start in den Raspberry Pi einlegen.

Die Installation von Raspbmc sieht kompliziert aus, benötigt aber nur zwei bis drei einfache Terminal-Kommandos. Für Windows und Mac OS X gibt es außerdem grafische Installer.
Installation auf dem Raspberry Pi
Nachdem die angefertigte SD-Karte in den Raspberry Pi gesteckt wurde, und dieser mit Strom, Netzwerk und Fernseher verbunden wurde läuft die gesamte Installation automatisch ab. Die neuste Raspbmc-Version wird heruntergeladen, entpackt und installiert, außerdem werden Bootloader und Partitionen entsprechend angepasst, sodass die gesamte Speicherkarte ausgenutzt wird. Ein manuelles Eingreifen ist nicht notwendig. Der gesamte Installationsvorgang auf dem Gerät dauert etwa zehn bis 15 Minuten. Danach wird man schon von der grafischen XBMC-Oberfläche begrüßt und kann sich an die Anpassung und Modifikation von XBMC machen.

Die eigentliche Installation von Raspbmc auf dem Raspberry Pi läuft automatisch ab und dauert etwa zehn bis 15 Minuten.
Keine zweite Fernbedienung nötig dank HDMI-CEC
Bis zu diesem Zeitpunkt war es nicht nötig, irgendwelche Eingaben am Pi vorzunehmen. Spätestens jetzt sollte man sich allerdings Gedanken darüber machen, wie der Mediaplayer im Alltag bedient werden soll. Es ist zwar möglich, einen klassischen Infrarot-Empfänger via USB an den Pi anzuschließen und ihn mit einer Fernbedienung zu steuern, das ist allerdings eine sehr altmodische Methode. Dank der HDMI-CEC-Technologie kann der Mediaplayer auch über die normale Fernseher-Fernbedienung gesteuert werden, einen halbwegs aktuellen Flachbild-Fernseher vorausgesetzt. Dazu verfügen die meisten Fernseher heutzutage über spezielle Zusatztasten auf der Fernbedienung die im normalen TV-Betrieb oft funktionslos sind. Im Idealfall sollte der Pi vom Fernseher automatisch als HDMI-CEC-Gerät erkannt werden (oftmals verwenden die Hersteller eine eigene Bezeichnung für die Technologie, zum Beispiel „Anynet+“ bei Samsung, oder „BRAVIA Sync“ bei Sony).