
Wenn sich die Metro-Gruppe jetzt auf das Großkundengeschäft fokussiert, werden die Real-Supermärkte einen neuen Besitzer finden. (Foto: dpa)
Die Metro-Gruppe will die Real-Supermärkte loswerden. Die haben dem Unternehmen schon lange nicht mehr so wirklich Freude bereitet – trotz oder vielleicht gerade wegen zahlreicher Experimente im On- und Offline-Bereich. 282 Standorte hat die Kette, rund 30.000 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen. Doch die Zeiten der großen Supermärkte auf der grünen Wiese, bei denen man im besten Fall auch auf das umfangreiche Non-Food-Sortiment zurückgriff, wenn man schon mal da war, sind weitgehend vorbei.
Metro, Cash & Carry und eben Real gehören jetzt, nachdem die Unterhaltungselektronik in der Ceconomy ausgegliedert wurde, zusammen – und in Zukunft will sich die Metro-Gruppe eher auf den Großhandel konzentrieren, sodass Real da nicht mehr wirklich dazu passt. Der Grund: Das Großhandelsgeschäft sorgt für höhere Margen und bessere Wachstumszahlen, auch weil viele Menschen inzwischen häufiger auswärts essen als früher. Im Laufe der nächsten Monate will Metro-Chef Olaf Koch den deutschen Teil der Real-Gruppe an einen neuen Käufer übergeben, wie er in einer Telefonkonferenz mitteilte.
300 Millionen Euro Umsatz peilt Koch laut Wirtschaftswoche an, doch so richtig Freude will da weder bei Analysten noch bei Kunden aufkommen. Das Onlinegeschäft will Real schon länger mithilfe der Übernahme der Plattform Hitmeister ausbauen. Doch wenn man sich mit Vertretern aus dem Onlinehandel unterhält, gilt die Plattform auch eineinhalb Jahre nach Übernahme nicht als das nächste große Ding. Gerade die Erhöhung der Provisionen haben im Frühjahr 2018 haben viele Händler übel genommen.
Ein Käufer für Real: Gerüchte führen zu Amazon
Doch wer soll angesichts dieser eher mittelmäßigen Ausgangslage Interesse an Real haben? Auch wenn Koch es geschafft hat, den Tarifvertrag mit Verdi in einen Sanierungstarifvertrag umzuwandeln, der zwar kurzfristig Mehrkosten verursacht, das Unternehmen in Zukunft aber flexibler macht, wenn es um Schließungen von Filialen geht, wird es schwer, einen Käufer zu finden. Möglich wäre, wenn sich etwa ein Finanzinvestor findet, der nur bestimmte Filialen und Standorte weiterführen will, dass die übrigen einzeln ausgegliedert und an Konkurrenten wie Kaufland oder Globus übertragen werden. Übrig blieben einige Filetstücke, die man unter der Bezeichnung Real weiter führen könnte.
Schnell kommt als andere Alternative der Name Amazon ins Spiel: Klar, das Unternehmen aus Seattle könnte die Summe, die hierfür anfallen würde, quasi aus der Portokasse bestreiten und hätte auch ein verständliches Interesse daran, im zweitwichtigsten Markt nach den USA ein entsprechendes Standbein in Form einer Supermarktkette zu haben. Von rund einer Milliarde Euro an Wert sprechen Analysten. Aber wozu sollte Amazon sich hier gerade für Real entscheiden? Weder das Filialgeschäft passt zur Strategie des Online-Riesen noch der Webshop Real.de. Bei dem gäbe es auch beim besten Willen wenig, was Amazon vorwärts bringen könnte – nicht einmal die Reichweite des Filialgeschäfts passt so richtig als Vorteil, den sich Amazon etwas kosten lassen würde. Und mit Whole Foods in den USA ist Real nicht wirklich zu vergleichen.
Real könnte auch anderen Konzernen gut gefallen
Doch auch abgesehen von Amazon wird es für Real schwierig werden, einen Käufer zu finden. Möglich wäre im Prinzip der Karstadt-Konzern, also die dahinter stehende Signa-Holding. Die hat zwar aktuell genug zu tun mit Umstrukturierungen durch das Zusammenwachsen von Kaufhof und Karstadt. Aber gerade das wäre eine Chance, wenn hierbei gleich die großen Märkte, die den Karstadt-Konzern ergänzen würden, mit eingeplant werden könnten. Wäre als weitere Variante noch die Übernahme durch einen der chinesischen Großkonzerne von Alibaba bis JD.com. Die sind bekanntermaßen in Europa auf Brautschau und könnten von einer Kette wie Real gut profitieren. Denkbar wäre dabei auch, dass einzelne Filialen, die eben nicht ins Konzept eines neuen Eigners passen, ausgegliedert werden.