Recherche, Analyse, Schreiben: Mit diesen 15 Tools arbeiten die t3n-Redakteure [Teil 1]
Unsere Redakteure wollen mehr als den kleinsten gemeinsamen Nenner
Bei den Programmen und Tools, die sich in einer Redaktion etabliert und bewährt haben, hat man es manchmal mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu tun – soll ja für alle passen. So muss man zum Beispiel oft auf Programme zurückgreifen, die sowohl für Windows als auch für OS X verfügbar sind, damit alle Kollegen partizipieren können. Dabei gibt es vielleicht ein viel besseres Programm, das nur auf einem der Betriebssyteme läuft. Zudem sind die Prioritäten von Redakteur zu Redakteur verschieden.
Der eine mag ein schlankes Design und wenige Funktion, der andere setzt auf Finessen und eine fancy Oberfläche. Deswegen hat jeder Redakteur noch so seine eigenen Werkzeuge, mit denen er die tägliche Arbeit bestreitet, recherchiert, analysiert und seine Ergebnisse ordnet. Vom „Read-it-Later“-Dienst über Recherche-Plugins bis hin zum Texteditor. Hier ist unsere Auslese, Teil 1:
Lars Budde
Macht er: Online-Marketing & Redaktion
Braucht er: Built With/ Pocket/ PageMonitor
Built With ist ein Plugin (Browser) und eine Website, auf der ich den Einsatz und die Verbreitung verschiedener SaaS-Dienste prüfen kann. Schreibe ich beispielsweise über A/B-Testing-Tools, kann ich folgendes machen: 1. Ich kann auf jeder beliebigen Seite über das Plugin prüfen, welcher A/B-Test-Anbieter vom Seitenbetreiber eingesetzt wird. 2. Ich kann auf http://trends.builtwith.com/analytics/a-b-testing einsehen, wie weit verbreitet die verschiedenen Lösungen sind.
Pocket ist der bekannteste „Read-it-Later“-Dienst. Wenn ich auf der Arbeit interessante Artikel finde, für die ich keine Zeit habe, sichere ich sie mir in Pocket. Später kann ich dann darauf zugreifen, entweder über die Weboberfläche oder über die Android- und iOS-Apps.
Page Monitor ist ebenfalls ein Browser-Plugin. Man kann hier verschiedene Seiten hinterlegen und Benachrichtigungen erhalten, sobald sich dort etwas ändert. Gibt es beispielsweise eine Seite, auf der alle neuen Features eines Dienstes angekündigt werden, erfahre ich zeitnah, wenn sich auf dieser Seite etwas verändert hat.
Sébastien Bonset
Macht er: Redakteur Software / Stellvertretender Redaktionsleiter Online
Braucht er: Notational Velocity/ Scrivener/ NetNewsWire
Notational Velocity gehört zu meinen wichtigsten Tools, die ich täglich bei der Arbeit nutze – einer der meiner Meinung nach praktischsten Notiz-Lösungen mit Synchronisation. Ich synchronisiere erste Artikelideen und Recherche-Ergebnisse mittels Notational Velocity, Dropbox und der mobilen App Simplenote (siehe Tipp von Lea Weitekamp).
Scrivener ist wohl das wichtigste Tool für mich. Hier verwalte ich nicht nur komplexe Recherche-Ergebnisse, sondern der Editor ist für mich auch unerlässlich wenn es um das Schreiben und vor allem Strukturieren von Artikeln geht.
Mit NetNewsWire starte ich in der Regel meinen Tag. In diesem Tool verwalte ich meine RSS-Feeds und die Lektüre am Morgen sorgt für die ein oder andere Artikelidee.
Lea Weitekamp
Macht sie: Redakteurin Startups & Digital Business
Braucht sie: Netvibes/ Simplenote/ Tweetdeck
Ich benutze Netvibes seit 2010 und seither ist meine Quellenbibliothek stetig weiter gewachsen – und nach wie vor funktioniert das Tool wunderbar. Die gröbere Einteilung in Themenbereiche wie Startups, E-Commerce oder Karriere erfolgt über entsprechende Reiter, darunter finden sich dann bunt gemischt alle Nachrichtenquellen, die ich für schnell, gut und relevant halte. Im Prinzip gehe ich alle Reiter morgens ein Mal durch, es gibt aber auchTabs mit eher privaten Themen oder persönlichen Blogs, in die ich nur hin und wieder einmal hinein stöbere.
Ist RSS nun tot oder nicht? Diese Frage ist ja wirklich, wirklich oft debattiert worden. Fest steht: Seit Jahren wehrt sich die Technologie erfolgreich gegen das endgültige Verschwinden von der Bildfläche. Für mich ist sie nach wie vor unverzichtbar – bei der Recherche aktueller Themen für neue t3n-Artikel. Mit wenigen Klicks kann ich mir morgens einen Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage verschaffen und bekomme einen Eindruck davon, welche Themen das Netz gerade bewegen.
Simplenote habe ich mir Ende 2013 auf Empfehlung von Matt Mullenweg zugelegt. Klar hat er mit diesem Tipp eigene Interessen verfolgt – immerhin hatte seine Firma Automattic den Anbieter wenige Monate zuvor übernommen. Aber wenn „Mr. WordPress“ schon eine persönliche Empfehlung ausspricht, dann muss man ja wenigstens mal reinschauen!
Das Tool ist für mich eine Mischung aus Notizbuch und Wissensspeicher für Informationen, die ich immer wieder mal schnell abrufen muss. Bei Simplenote habe ich auch zum ersten Mal konsequent mit einer sinnvollen Verschlagwortung gearbeitet habe – und zwar von Beginn an. Meine Tags orientieren sich an der Funktion, die die jeweilige Notiz für mich erfüllt: Ist es eine Ideensammlung? Ein Entwurf? Ein Life-Hack für den Arbeitsalltag? Ist es relevant für Abläufe in der Print- oder der Online-Redaktion? Nach all diesen Dingen kann ich filtern – und bin so oft im Bruchteil einer Sekunde bei der gewünschten Info.
Tweetdeck ist für mich nach wie vor der beste Desktop-Client, weil ich neben dem ungefilterten Newsfeed, eigenen Mentions und Direktnachrichten weitere, thematische „Columns“ anlegen und alles in nur einem einzigen Fenster überblicken kann. Auf Konferenzen lege ich einfach eine neue Spalte für den einschlägigen Hashtag an und habe den ganzen Buzz rund um die Veranstaltung im Blick. Zumindest so lange, wie ich am Rechner sitze – aber das ist bei mir während der Vorträge und Sessions meistens der Fall. Da Tweetdeck mittlerweile zu Twitter gehört, muss ich mir auch keine Sorgen um die restriktive Drittanbieter-Politik des Unternehmens machen. Mobile Apps gibt es zwar seit ein paar Monaten nicht mehr, aber auf dem Smartphone wäre mir die mehrspaltige Aufteilung ohnehin zu stressig.
Florian Blaschke
Macht er: Redaktionsleiter Online bei t3n
Braucht er: Muck Rack/ Topsy/ Mail Pilot
Muck Rack ist ein Netzwerk für Journalisten und PRler, das neben dem eigentlichen Netzwerken auch die Recherche nach Themen ermöglicht. Zudem bietet es ein Tool , mit dem man sieht, wie häufig ein Link in Sozialen Netzwerken geteilt wurde und vor allem von wem. Während das Ganze für PRler bei 179 Dollar losgeht, ist es für Journalisten kostenlos. Alternativen? Xing und LinkedIn, aber die sind nicht so spezifisch.
Topsy ist ein Analysedienst für Twitter. Da ich immer wieder bei Twitter auf spannende Themen und Entwicklungen stoße, extrem hilfreich – und in seinen Grundfunktionen kostenlos. Geht weit über die Trending Topics von Twitter hinaus.
Mail Pilot ist ein Mail-Client, der die Mails als ToDos behandelt und im Prinzip das kann, was Ein Top-Client, mit dem ich es immer wieder schaffe, Inbox Zero zu erreichen.
Johannes Schuba
Macht er: Redakteur Online und Print
Braucht er: ReadKit/ iAWriter Pro
Ich bin bei ReadKit gelandet, als die App Reeder für den Mac nach der Einstellung des Google Readers ihren Dienst aufgegeben hatte. Ich bin dabei geblieben, obwohl es inzwischen Reeder in Version 2 gibt. ReadKit hilft mir bei der Themenrecherche, sammelt alle Informationen für mich, die ich benötige und tut das sehr zuverlässig. Das schicke, individualisierbare Design ermöglicht angenehmes Lesen und die integrierten Sharing-Funktionen sind auch praktisch. Pluspunkte bekommt die App zusätzlich für die vielen unterstützten RSS-Dienste, aber auch für die Integration von Read-It-Later-Anbietern wie Pocket (siehe Tipp von Lars Budde) oder Instapaper.
Steht das Thema, kommt bei mir der iAWriter Pro zum Einsatz, um nicht den vielen Ablenkungen eines CMS-Backends ausgesetzt zu sein. Keine Ablenkung, ein helles oder ein dunkles Theme und verschieden formatierte Workflow-Layouts erleichtern neben den Angaben der Wort- oder Zeichenzahl ein konzentriertes Schreiben an Texten. Viele der Texte liegen dann in einem synchronisierten Ordner eines Cloud-Dienstes, um auch unterwegs per Smartphone oder Tablet darauf zugreifen zu können.
Mario Janschitz
Macht er: Redakteur Web-Entwicklung und -design
Braucht er: Sublime Text
Ich nutze Sublime Text, um sowohl Code als auch den Artikel selbst schreiben zu können – gleichzeitig. Egal ob Markdown, HTML oder eine Programmiersprache. Autocomplete von Code-Anweisungen in Kombination mit Markdown lassen mich zügiger schreiben. Dafür habe ich mir für Sublime Text ein Markdown-Theme gebaut, das Code-Anweisungen annehmen kann. So kann ich über den „Build“-Befehl und mit Hilfe meiner kleine Python-Engine ein fix und fertiges HTML-Dokument ausliefern lassen, das ich dann per Copy & Paste in unser Backend schubse.
Teil 2, unter anderem mit den Tools von Alex Katona (Social-Media-Manager), Jochen Fuchs (Redakteur E-Commerce), Jan Christe (Redaktionsleiter), Daniel Hüfner (Redakteur Startups) und Kim Rixecker (Online-Redakteur) findet ihr hier.
Manchmal hängt man auch einfach aus Gewohnheit an einem Tool, oder weil einem schlicht das Design so gut gefällt. An welchen Tools hängt ihr? Habt ihr gute Alternativen zu den denen unserer Redakteure? Immer her damit.
Um meine sozialen Accounts mit Inhalt zu befüllen und dabei keinen Account zu vernachlässigen verwende ich Hootsuite. Am Wochenende habe ich darüber auch zufällig einen kleinen Blog-Beitrag geschrieben: http://rico-weigand.de/2014/hootsuite-das-must-fuer-alle-social-media-manager/
Eine Allround-Lösung ist für mich das Tools Diigo : https://www.diigo.com
Mittels der Chrome-Erweiterung kann man Texte von Seiten markieren, Notizen hinzufügen oder den Artikel für später merken. Diigo ist so Pocket und herkömmlicher Textmarker in einem. Das ganze funktioniert auch mit Screenshots oder PDF-Dateien.
Sehr empfehlenswert für die intensive Recherche für einen Artikel.
Ich schwöre auch auf TweetDeck. Ist einfach zu handhaben und effektiv, vor allem, wenn man mehrere Twitter-Accounts zu verwalten hat. Außerdem kann man sich schön thematische News-Streams zu verschiedenen gespeicherten Suchen erstellen lassen.
Und wie arbeiten nun alle Redakteure zusammen ? Nutz ihr auch ein Collaborationstool dafür ?
Das kannst du am 5. November auf t3n.de nachlesen. Da stelle ich dann die Tools vor, mit denen alle Redakteure ihre Arbeit koordinieren und zusammenführen.
Oh das schön… Dann bin ich mal gespannt vielen Dank für die schnelle Reaktion :)
Wie löst ihr das Problem der Textmenge für das Print-Layout („auf Zeile schreiben“)? Reicht es euch, Zeichen zu zählen? Wie gelangen die Texte von Scrivener ins DTP-Programm, welches nutzt ihr, habt ihr ein Redaktionssystem oder gar einen schicken XML-Workflow mit Preview-Funktion…?
Habt ihr eine Empfehlung analog zu NetNewsWire für Windows und Suse (kde)? Am besten auf beidem kompatibel…
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