Temu hat in den vergangenen Monaten einen erstaunlichen Erfolg weltweit verbucht – und insbesondere auch in den westeuropäischen Märkten wie Deutschland. 167 Millionen aktive Kund:innen weltweit zählt das Unternehmen – und die stehen für einen Umsatz in Höhe von rund 6,62 Milliarden US-Dollar (6,18 Milliarden Euro). Jeder Vierte (26 Prozent) der Deutschen zwischen 16 und 65 Jahren hat in den letzten sechs Monaten mindestens einmal bei Temu eingekauft.
Doch nicht alles, was über die chinesische Plattform verschickt wird, erfüllt die Qualitätsanforderungen, die Kund:innen sich erhoffen. Oftmals ist die Ware auch im Hinblick auf Design und Funktionalität nicht das, was sich der Kunde oder die Kundin bei der Bestellung vorgestellt hat.
So bietet Temu, so wie das jedes Unternehmen, das in Deutschland vertreibt, ein 14-tägiges Widerrufsrecht an – verbunden mit einer unkomplizierten und kundenfreundlichen Rücksendemöglichkeit, die in diesem Fall sogar kostenlos genutzt werden kann. Alternativ wird auf die Rücksendung auch ganz verzichtet, ähnlich wie wir das von Amazon und anderen Händler:innen kennen. Das trifft immer dann zu, wenn der Warenwert die Kosten für das Refurbishment und die Rückabwicklung übersteigen würde.
Rücksendung ähnlich wie bei europäischen Shops
Die Vorgehensweise ist in der Rückgabe- und Rückerstattungsrichtlinie beschrieben und unterscheidet sich kaum von der üblichen Praxis, wie wir sie von westlichen Händler:innen kennen. Zunächst erfolgt die Anmeldung im Konto und der Aufruf der Bestellungen. Hier lässt sich nach Auswahl der Bestellung eine Rücksendung initiieren, wobei eine Bestellung aus mehreren Paketen (auf dem Hinweg) bestehen kann, ähnlich wie wir das von europäischen Mitbwerber:innen kennen.
Temu fragt nach dem Grund und den Artikeln, die zurückgeschickt werden sollen. Zu beachten ist, dass eine (und auch genau nur eine) Rücksendemarkte pro Bestellung generiert werden kann, sodass Kund:innen hier mit Bedacht vorgehen und die Rückabwicklung erst einleiten sollten, wenn sie sich sicher sind. Willst du danach weitere Retouren veranlassen, kosten diese drei Euro pro Paketmarke pauschal.
Das entsprechende Etikett wird dann generiert, wobei Temu immer für die erste Rücksendung innerhalb von 90 Tagen nach der Erhalt der Ware die Versandkosten übernimmt. Temu ist dabei also großzügiger als es das deutsche Gesetz vorsieht. Doch nicht alles ist so eindeutig: Demnach soll die Einlieferung binnen 14 Tagen, nachdem die Rücksendung angestoßen wird, abgewickelt (also eingeliefert) werden.
Temu bietet entweder die Erstattung auf das Temu-Konto in Form von Guthaben an, was schneller geht, oder die Rückübertragung auf das gewählte Zahlungsmittel.
Rücksendung von Temu-Artikeln – was passiert damit?
Doch eine andere Frage ist in diesem Zusammenhang deutlich gravierender, nämlich danach, was mit den retournierten Waren passiert. Klar ist, dass Rücksendungen an eine Adresse in Deutschland gehen, von der die Ware offenbar umgepackt wird. Interessanterweise ändert sich nämlich die Paketkennung einer Temu-Rücksendung noch innerhalb Deutschlands.
Allerdings lässt sich nicht konkret nachvollziehen, ob die Ware nach China zurückgeht oder in Form von Sonderpostenverkäufen an Dritte verkauft und dort ausgeschlachtet wird. Auch Temu macht hierzu keine verwertbaren Angaben.
Immerhin handelt es sich bei den Retouren ja um Waren der unterschiedlichsten Art, die in aller Regel Neuware sind – und die daher schon aus ökonomischen Gründen vernünftigerweise nicht gleich in der Schrottpresse landen sollten. Mitbewerber aus dem deutschen E-Commerce jedenfalls berichten, dass eine Verschrottung nur für einen einstelligen Prozentsatz der Waren erfolge, die selbst als Teil eines Großpostens nicht mehr absetzbar sind.
Nachhaltig ist all das nur bedingt bis gar nicht
Die Erstattungen dagegen funktionieren bei Temu unserer Erfahrung nach zuverlässig nach einigen Tagen, wobei die Laufzeiten dafür etwas schwankend über die Monate waren. Entscheidend ist aber vor allem die Erkenntnis, dass chinesische Händler (übrigens egal, über welche Plattform) etwas lockerer mit den Beschreibungen, Farbvarianten oder Features umgehen. Ein Handelsexperte berichtete uns bereits vor mehreren Jahren, dass chinesische Händler:innen oftmals die Genauigkeit deutscher Kund:innen als überraschend empfinden und umgekehrt weniger genau auf einzelne Features als etwa auf Punkte wie „Made in Germany“ oder Zertifikate und ähnliche Nachweise achten.
Kund:innen sollten aber den ökologischen Impact ihres Handelns nicht aus den Augen verlieren. Denn jede Rücksendung verursacht zusätzlichen Transportaufwand – und auch die Wiederaufbereitung oder der Weitervertrieb findet (ökonomisch wie ökologisch) nicht umsonst statt. All das bedeutet einen erhöhten CO2-Ausstoß und zusätzliche Umweltbelastung.
Doch gerade einfache Küchen- und Haushaltswaren, Bürobedarf, leicht verständliches Elektronikzubehör oder einfache Produkte vom Kabelbinder bis zur Steckdosenhalterung, die du ansonsten vielleicht im Ein-Euro-Shop kaufen würdest, lassen sich über Temu recht gut und einfach beziehen. Allerdings sind weder die Beschreibungstexte noch die Bewertungen durch Kund:innen wirklich so aussagekräftig, dass man sicher sein kann, das Gewünschte in der optimalen Qualität zu erhalten.