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Russischer Überfall: So gehen ukrainische Tech-Unternehmen damit um

In der globalisierten Tech-Welt ist nicht immer offensichtlich, wo ein bekanntes Unternehmen seinen Sitz hat. Bei näherem Hinsehen stellen wir fest, dass eine ganze Reihe namhafter Firmen in der Ukraine sitzt. So gehen sie mit der Krise um.

Von Dieter Petereit
4 Min.
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Der russische Überfall auf die Ukraine bringt auch die Tech-Unternehmen des Landes in Bedrängnis. (Foto: Nick Starichenko / Shutterstock.com)

In der Ukraine beheimatet sind die bekannten Tech-Unternehmen Grammarly, Readdle, Macpaw, Preply und der Hardware-Hersteller Ajax Systems. Andere Unternehmen wie der Freelancer-Dienst Fiverr betreiben Entwicklungsbüros in dem Land. Zudem ist die Ukraine die Heimat von über 200.000 hoch qualifizierten IT-Freelancern, die für weltweit operierende Unternehmen entwickeln.

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Wie gehen diese – von der russischen Invasion zwangsläufig hart getroffenen – Unternehmen und Freelancer mit der Situation um? Das wollte Fast Company genauer wissen und nahm zu einigen von ihnen Kontakt auf. Das Fazit: Sie alle hoffen das Beste, bereiten sich aber auf das Schlimmste vor.

Grammarly – bekanntestes Tech-Unternehmen der Ukraine

Beim wohl bekanntesten ukrainischen Technologieunternehmen Grammarly, das 2009 in Kiew gegründet wurde und immer noch eine große Zahl an Softwareentwicklern dort beschäftigt, sind bereits Notfallpläne zum Schutz der Mitarbeitenden umgesetzt worden. Ebenso gebe es Notfallpläne, die auf die Aufrechterhaltung der Grammarly-Dienste zielen. Die können bei einer Verschärfung der Krise eskaliert werden, erläuterte Grammarly-Sprecherin Senka Hadzimuratovic kurz nach Beginn des völkerrechtswidrigen russischen Angriffs:

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„Dazu gehören beispielsweise die Sicherstellung von Backup-Kommunikationsmethoden und die vorübergehende Übertragung von geschäftskritischen Aufgaben an Teammitglieder außerhalb der Ukraine, um sicherzustellen, dass sich unsere in der Ukraine ansässigen Teammitglieder auf die unmittelbare Sicherheit von sich selbst und ihren Familien konzentrieren können.”

Grammarly-Chef Brad Hoover hatte kurz vor dem Angriff noch auf Linkedin in eindringlichen Worten eine Deeskalation erhofft:

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„Grammarly wurde in der Ukraine gegründet, und ich hatte das Privileg, in den letzten zehn Jahren die lebendige Kultur und die freundlichen Menschen dort kennenzulernen – dazu gehören viele unserer unverwüstlichen, unaufhaltsamen Teammitglieder, die nun erneut mit Stress und Unsicherheit konfrontiert sind. Ich bin traurig über die anhaltende Eskalation im Land und hoffe weiterhin auf eine Deeskalation.”

Grammarly ist der Hersteller einer KI-gesteuerten Korrekturhilfe, die nicht nur die Rechtschreibung englischer Texte, sondern auch deren Grammatik verbessern hilft. Grammarly wird von Millionen Menschen weltweit genutzt. Das solide finanzierte Unternehmen weist eine Marktbewertung von 13 Milliarden US-Dollar auf.

Neben dem Standort in Kiew beschäftigt Grammarly Mitarbeitende in den US-Städten San Francisco und New York. Zudem betreibt es eine Niederlassung im kanadischen Vancouver.

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Readdle und Macpaw verlagern Daten ins Ausland

Auch das Unternehmen Readdle, das bekannt ist für Tools wie den PDF-Expert, Scanner Pro oder den E-Mail-Client Spark, der zu den beliebtesten Mail-Apps unter macOS und iOS gehört, hat seinen Sitz in der Ukraine. Readdle beschäftigt dort nach eigenen Angaben mehr als 150 Mitarbeitende. Readdle kann für seine Tools auf knapp 200 Millionen Downloads aus aller Welt blicken.

Fast Company wollte von Vorstandsmitglied Denys Zhadanov wissen, wie sich die Gründer ukrainischer Technologieunternehmen in der Krise positionieren. Zhadanov dazu:

„Der Konsens aller großen CEOs ist, dass die Ukraine ein unabhängiger Staat sein sollte.”

Den russischen Angriff bezeichnet er als aggressiven Akt. Auch Readdle, das seinen Hauptsitz im ukrainischen Odessa hat, setzt derzeit Notfallpläne um und hat seine Infrastruktur und Kundendaten auf Server in den USA und in Europa verlagert.

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„Da wir ein internationales Unternehmen mit Mitarbeitern in 11 Ländern sind, wird das Geschäft nicht darunter leiden“, verspricht Zhadanov. „Wir ergreifen jetzt Maßnahmen, um die persönliche Sicherheit unserer Mitarbeiter, die sich in Odessa aufhalten, zu gewährleisten.“

Auch das hauptsächlich aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew heraus arbeitende Unternehmen Macpaw hat Sorge dafür getragen, dass seine wichtigen Daten auf AWS-Servern außerhalb der Ukraine gespeichert sind. Ebenso greifen Notfallpläne und „verschiedene Hilfsprogramme“, die die Sicherheit der Mitarbeitenden gewährleisten sollen. Macpaw ist ein bekannter Anbieter von Produktivitätstools für den Mac, darunter Cleanmymac und The Unarchiver.

„Als Menschen des 21. Jahrhunderts wünschen wir uns alle, dass die tragischen Tage des Krieges der Vergangenheit angehören”, schrieb Macpaw-Gründer Oleksandr Kosovan in einem Blogbeitrag. „Jetzt, mit der russischen Aggression gegen die Ukraine, müssen wir einmal mehr erleben, wie leicht Freiheit, Unabhängigkeit und das Menschenrecht auf Leben und Entscheidung aufs Spiel gesetzt werden.“

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Hardware-Hersteller können nicht so flexibel reagieren

Weniger flexibel können Anbieter reagieren, die nicht ausschließlich Software entwickeln. So ist etwa Ajax Systems, ein weltweit tätiger Hersteller von Hardware für die Heimsicherheit, in Kiew ansässig, betreibt aber weitere Niederlassung in Winnyzja, Charkiw und Lviv. Ajax Systems will nun in einem ersten Schritte Mitarbeitende in Lviv konzentrieren.

Die 2012 in Kiew gegründete Sprachtutoring-Plattform Preply trifft die Invasion weniger hart. Sie beschäftigt zwar ebenfalls noch einige Mitarbeitende in der Ukraine, hat aber ihren Hauptsitz in Brookline im US-Bundesstaat Massachusetts. Hinzukommen Büros im spanischen Barcelona sowie im kalifornischen San Francisco.

Neben den Tech-Unternehmen beherbergt die Ukraine nach einem Bericht der „IT Ukraine Association” aus dem Jahr 2021 schätzungsweise 200.000 Softwareentwickler, die aufgrund ihrer hohen Qualifikationen von namhaften Unternehmen aus aller Welt für die Projektarbeit gebucht werden. Allein die schiere Zahl lässt ahnen, dass der russische Überfall mit Sicherheit Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit von Software-Projekten rund um den Globus haben wird.

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