Schlafen für die Karriere? Das musst du jetzt wissen
Was haben wir sie bewundert, diese Typen in der Uni, die vor der Klausur zwei Nächte lang durchlernten – und dann bestanden sie auch noch. Später die Typen, die die ganze Nacht durcharbeiteten und morgens ein halbwegs brauchbares Ergebnis vorweisen konnten. Schlafmangel war immer eine verdammt coole Sache – wenn dieser Schlafmangel selbstbestimmt war.
Heute – ein Kind und viele Jahre schlechten Schlafs später – hat Schlaf einen anderen Stellenwert bekommen. Schlaflosigkeit fühlt sich von innen an wie versagen und ist von außen etwas, für das mir Menschen leidtun. Denn Schlaf ist bedeutsam. Und jede schlaflose Nacht fehlt uns bald darauf.
Natürlich muss man niemanden zu gutem Schlaf überreden – wir würden ja, wenn wir nur könnten! Warum also ein Text über die Vorzüge von Schlaf? Weil ich möchte, dass ihr gute Argumente an der Hand habt, Schlaf auch bei der Arbeit zum Thema zu machen.
Gesunder Schlaf ist für jede:n anders
Gesunder Schlaf ist erst einmal für jede Person anders. Ungefähr zwei Drittel der Menschen schlafen natürlicherweise vor Mitternacht ein, die anderen danach. Wie genau das Verhältnis ist, hängt unter anderem vom Wohnort ab, und das wiederum liegt an der Erdrotation: In Berlin wird es früher dunkel als in Köln und zwischen den Grenzen unserer Zeitzone liegen zwei Sonnenstunden.
Der Großteil der Menschen braucht ungefähr sieben bis siebeneinhalb Stunden Schlaf pro Tag. Je stärker die Abweichung, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die geschlafenen Stunden tatsächlich das gesunde Maß darstellen. Ob der Schlaf passt, erkennen wir am Tag danach.
Dazu heißt es im Entwurf der Übersetzung des Krankheitsregisters ICD-11: „Zu den Tagessymptomen [der Insomnie] gehören typischerweise
- Müdigkeit,
- niedergedrückte Stimmung oder Reizbarkeit,
- allgemeines Unwohlsein und
- kognitive Beeinträchtigungen.“
Dass das nicht gut für die Karriere sein kann, dürfte klar sein.
Schlafen dient jedem Lebensbereich
Aber schauen wir positiv auf den Schlaf. Schlafen lohnt sich. Es lohnt sich, die Arbeitszeiten der Eltern mit dem schlecht schlafenden Kind an ihre Bedürfnisse anzupassen, und es lohnt sich, einem Menschen mit Schlafstörungen ein wenig Stresserleichterung zu verschaffen. Es lohnt sich zu fragen: „Können wir als Unternehmen etwas tun, damit ihr abends besser zur Ruhe kommt?“ Guter Schlaf ist gut. Weil …
Wer gut schläft, ist gelassener. Das dient eigentlich allen. Das Team profitiert, weil die Stimmung besser ist. Die Arbeit mit Kund:innen und Partner:innen gelingt besser. Und die Person selbst fühlt sich besser. Das übrigens schon nach einer guten Nacht. Ein ausgeruhtes Gehirn ist besser in der Lage, Lösungen zu finden und Informationen zu verarbeiten und zu speichern.
Wer gut schläft, macht weniger Fehler. Das steht für sich.
Wer gut schläft, hält länger durch. Es ist ja gar kein Mythos, dass wichtige Termine auch nach schlaflosen Nächten hervorragend klappen. Der Körper regelt das hormonell, die Performance passt. Aber danach knickt das Energielevel ein. Wer gut schläft, der hält nach dem Adrenalinschub länger durch.
Wer gut schläft, ist gesünder. Das Immunsystem wird besser trainiert, wenn wir schlafen, das ergab eine brandneue Studie. Das kann bedeuten: Lieber gibt man den Menschen etwas Spielraum für besseres Stress- und Zeitmanagement, damit sie dann besser schlafen, als dass sie später häufig krank werden. Jedes nicht fitte Immunsystem brütet immer auch Erreger für alle anderen aus.
Unternehmen können einiges tun, damit ihre Mitarbeitenden besser schlafen. Der Anfang ist immer die Erkenntnis: Schlafmangel ist weder ein Privatproblem noch sollte er ein Tabu sein. Dafür ist gesunder Schlaf zu wertvoll.
Und auch, wenn der Grund für die schlaflosen Stunden im Privaten liegt: Unterstützung lohnt sich. Sie dient der Arbeit und dem Wohlbefinden der Menschen. Beides sollte uns eine Investition wert sein.