Die Schufa-Bewertung ist vielen Verbraucher:innen immer noch ein Dorn im Auge. Oftmals lässt sich nicht nachvollziehen, durch welche Events das Bonitätsauskunft besser oder schlechter wird. Doch die Schufa hat Besserung gelobt und will im Rahmen einer Transparenzoffensive in Zukunft deutlicher machen, worauf es ankommt.
Dazu hat die Schufa jetzt ein einfaches Online-Tool gelauncht, das die Hintergründe der Bonitätsberechnung erläutern soll und mit dem Nutzer:innen durch Herumspielen herausfinden können sollen, welche Kriterien wie gravierend den eigenen Schufa-Score beeinflussen können. Insgesamt mehr als 1.800 Varianten stehen dabei zur Verfügung, wie das Unternehmen vorrechnet.
7 Fragen, die den Schufa-Wert bestimmen
Der Score-Simulator stellt sieben einfache Fragen und kommt somit auf die entscheidenden Elemente zu sprechen, die das eigene Scoring beeinflussen können. Zunächst wird gefragt, seit wie vielen Jahren das (oder im Falle mehrerer, das älteste) Girokonto betrieben wird. Wer seit mehr als zehn Jahren sein Girokonto hat, oder zumindest auf eine Historie von sechs bis zehn Jahren zurückblicken kann, hat hier bessere Karten.
Auch die Frage nach der Zahl der Kreditkarten soll Klarheit über die Kreditwürdigkeit bringen, wobei die Schufa herausgefunden hat, dass Verbraucher:innen mit mehreren Kreditkarten häufiger Zahlungsausfälle produzieren sollen. Dabei gilt: Je älter die Kreditkarte (ohne auffällige Zahlungsausfälle natürlich), umso besser für den Score.
Im nächsten Punkt geht’s um die Zahl an Ratenkrediten (den möglicherweise vorhandenen Immobilienkredit kann man also ausklammern). Auch hier gilt: Je mehr, desto riskanter der Schuldner.
Umgekehrt kann aber auch die regelmäßige Bedienung von Krediten wiederum die Schufa und die Gläubiger besänftigen. Auch hier muss man feststellen, dass die Abfrage des Score-Simulators nur eine Annäherung darstellt. Umgekehrt beim Immobilienkredit: Wer diesen hat und regelmäßig bedient, wurde ja von einer Bank bereits intensiv durchleuchtet und ist für eine mehr oder weniger große Summe kreditwürdig. Zudem haftet man ja für einen solchen Kredit mit der Immobilie, sodass das Risiko für die Bank geringer ausfällt.
Vorsicht bei Onlinekauf auf Rechnung
Die nächste Frage betrifft Onlinekäufe auf Rechnung. Wer hier mehr als fünfmal im Jahr zum ersten Mal bei einem neuen Händler eingekauft hat, verschlechtert offenbar seinen Score, weil hier eine Abfrage durch den Kreditgeber, respektive den Händler, stattfindet. Klar ist: Wer häufiger auf Rechnung kauf, kann häufigere Ausfälle produzieren – so zumindest die Denke der Schufa. Immerhin: Nach einem Jahr gehe der Wert wieder nach oben, wenn die Rechnungen ordentlich bezahlt werden.
Danach geht’s noch um einen Punkt, der ähnlich fragwürdig ist: Umzüge und der Zeitraum seit dem letzten Umzug. Wer lange an derselben Adresse wohnt, so die Berechnung der Schufa, zahlt zuverlässiger seine Rechnungen – und hat ein Umzug vor kurzer Zeit stattgefunden, erhöht das das Risiko. Immerhin nimmt der Einfluss des Scores im Laufe der Zeit nach dem Umzug ab.
Schlüssiger scheint hingegen die letzte Frage nach den bisherigen Zahlungsausfällen, die ein Kunde oder eine Kundin produziert hat. „Zahlungsstörungen“, damit meint die Schufa unbezahlte Raten oder Rechnungen oder überzogene und danach nicht ausgeglichene Dispokredite beim Girokonto sowie natürlich Insolvenzen und Schuldnerverzeichniseinträge, werden für drei Jahre gespeichert und wirken so lange negativ – mit starken Auswirkungen, wie man mithilfe der unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten erklicken kann.
Wichtig ist auch zu wissen: Die Schufa unterscheidet zwischen Zahlungsunregelmäßigkeiten, die beglichen wurden, und solchen, die weiter bestehen. Der Score verbessert sich dabei erst wieder, wenn die Rechnung beglichen ist.
Kontinuität wirkt sich positiv aus – vieles bleibt aber unklar
Das Ergebnis bringt am Schluss einen Score, der mit einer Ampel-Einteilung unterlegt ist – genaue Zusammenhänge oder ein zu erwartender Zahlenwert sind allerdings nicht dabei. Aufschlussreicher dagegen die Aufschlüsselung der einzelnen Kriterien.
Hier zeigt sich, dass Kontinuität zählt, etwa bei Kreditkarten und Girokonten. Angebots-Hopping kann somit tatsächlich für Misstrauen bei der Schufa sorgen, wobei zwischen Kreditkarten und Debitkarten, wie sie inzwischen bei vielen Konten (von Visa oder Mastercard) statt der früher gängigen Girocard (ehemals und landläufig immer noch EC-Karte genannt) ausgegeben werden, unterschieden wird.
Auch wenn der Sore-Simulator eine Reihe von Grundmechanismen erklärt, bleiben einige Fragen und Details offen. Denn insgesamt sollen es 17 Kriterien sein, die über den Schufa-Score mitentscheiden, während die Schufa hier nur die sieben auflistet, die der Kunde oder die Kundin aktiv beeinflussen kann. Und das ist im Rahmen der Transparenzoffensive wohl auch so gewollt, ähnlich wie Google zwar die Regeln für Suchmaschinenrankings offenlegt, aber eben nicht alle Details verrät, um nicht entsprechenden Tricks und Manipulationen Vorschub zu leisten.
Immerhin erfahren die Verbraucher:innen etwas mehr darüber, wie stark etwas auf den Score wirkt – bis zu 1.800 verschiedene Kombinationen der sieben Faktoren können durchgespielt werden. Klar wird hier schnell, warum man Rechnungen nach Möglichkeit nicht offen lassen sollte, sondern sich eher anderweitig einigen sollte.
Auch wenn man keine konkreten Prozentzahlen bekommt, erklärt die Schufa, dass bei rund 60 Prozent der Personen das Ergebnis des Score-Simulators der Ergebnisklasse des tatsächlichen Basisscores entspreche. Bei 38 Prozent sei der tatsächliche Basisscore sogar mindestens eine Bonitätsklasse besser als das Ergebnis des Simulators.
Schufa will langfristig Einbuchen eigener Daten ermöglichen
Zusätzlich hat die Schufa einen Video-Bot installiert, in dem Mitarbeitende die 60 am häufigsten gestellten Fragen an die Schufa beantworten. Doch all das ist erst der Anfang, denn geplant ist auch, dass Verbraucher:innen ihre eigenen Schufadaten erweitern können, indem sie beispielsweise über bestimmte Vertragsfragen informieren, um das Bild zu vervollständigen.
Ob das „Einmelden“, wie es heißt, allerdings viele tun werden, bleibt abzuwarten. Denn in der Vergangenheit hat die Schufa sich eher weniger das Vertrauen der Bevölkerung erarbeitet, sondern eher datenschutzrechtlich fragwürdige Schlagzeilen gemacht. Zudem ist nicht klar, was die Schufa mit den Daten, die ihr die Kund:innen freiwillig geben, macht – ob sie dem Vertrauen, das man ihr entgegenbringt, gerecht wird.
Kritisiert wurde die Schufa etwa wegen der Datenweitergabe durch Mobilfunkanbieter oder beim Skandal um Dark Patterns in der Funktion „CheckNow“ im Rahmen einer Kooperation mit O2/Telefónica vor zwei Jahren. Auch haben einzelne Banken in nicht-DSGVO-konformer Weise mit der Schufa zusammengearbeitet – und Kundendaten mit einem aktiven Angebot in einer Form angereichert, von der allen Beteiligten klar sein musste, dass dies datenschutzrechtlich bedenklich ist.
Grundsätzlich finde ich es sehr schwierig, das ein Privatunternehmen soviel über jede Person in Deutschland weiß. Es ist ja nicht so das die Datenabgabe freiwillig ist…