Vorbild SpaceX: Studierende bauen selbst landende Rakete
Der Jugend gehört die Zukunft – das hört man immer wieder und im Bereich der Wissenschaft hat nun eine Gruppe Schweizer Studierenden eben das unter Beweis gestellt. Ihnen ist nämlich etwas gelungen, an dem sich sowohl die Europäische Weltraumorganisation Esa als auch die privaten Raketenbauer Europas bislang die Zähne ausgebissen haben: der erste erfolgreiche Hop-Test in Europa.
SpaceX als Vorbild: Der Colibri-Rakete gelingt ein erfolgreicher Hop-Test
In der Raketenwissenschaft beschreibt ein Hop-Test einen kurzen Testflug einer Rakete oder eines Raumfahrzeugs, bei dem die Rakete eine geringe Höhe erreicht, eine kurze Distanz zurücklegt und dann kontrolliert landet. Dadurch sollen sich Triebwerke, Steuerelemente und vor allem auch die kontrollierte Landung erproben lassen. Auch Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX führt solche Hop-Tests durch und konnte zuletzt zum ersten Mal erfolgreich Fangarme zur Landung der Rakete einsetzen und damit wieder einmal seinen Pioniergeist auf diesem Gebiet beweisen.
Kein Wunder also, dass SpaceX auch den Schweizer Studierenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (ETHL) als Vorbild diente, die seit dem Wintersemester 2018/2019 an dem Prototyp eines eigenen Raketenmodells forschen. Seitdem haben sie die Bauteile, die Steuerung und den Antrieb ihrer Rakete, die den Namen Colibri trägt, unter anderem mithilfe eines 3D-Druckers selbst entwickelt. Am 17. Oktober 2024 wurde die Eigenentwicklung nun erfolgreich getestet:
Wie die Mitglieder des sogenannten Gruyère Space Program auf X verkündet haben, erreichte der Raketenprototyp im freien Flug eine Flughöhe von 105 Metern, flog 30 Meter in nördlicher Richtung und landete dann punktgenau auf dem Startfeld – das alles in nur 60 Sekunden. Zudem betonen die Studierenden, dass ihnen das ambitionierte Projekt „mit einem kleinen Team und für weniger als 250.000 Schweizer Franken“ (umgerechnet rund 267.000 Euro) gelungen ist.
Die Colibri-Rakete: Erste Testflüge in der Kiesgrube
„Der Colibri-Prototyp ist zweieinhalb Meter hoch, wiegt 100 Kilogramm und ist mit einem Antrieb ausgestattet, der wie bei einer großen Rakete funktioniert“, schreiben die Kolleg:innen von Golem. Dort heißt es, dass der Name Colibri deshalb gewählt wurde, weil der kleine Vogel dafür bekannt ist, in der Luft stehen bleiben zu können. Eben diese Fähigkeit müsse auch eine Rakete besitzen, um erfolgreich wieder landen zu können. „Dafür braucht es Algorithmen, die den Antrieb so ausrichten, dass die Rakete senkrecht stehen bleibt – und das selbstständig und ohne Steuerung von außen.“
Da der studentische Prototyp über einen echten Raketenantrieb verfügt und die Gefahr einer Explosion im Falle eines Absturzes von Anfang an gegeben war, fanden die ersten Testflüge gesichert in einer Kiesgrube im Freiburger Greyerzerland statt. Zusätzlich kam zunächst ein Kran zum Einsatz, an dem die Rakete mit einem Seils gesichert wurde.
Wie Golem weiter schreibt, wurde bei diesen Tests, die offenbar erst im September stattgefunden haben, eine Flughöhe von acht Metern erreicht. Die Steigerung im Laufe eines Monats ist also bemerkenswert, auch wenn natürlich Jahre der Vorbereitung dahinterstecken.
Ehrgeizige Studierende machen mit Startup weiter
Schon im Vorfeld des erfolgreichen Hop-Tests erklärte Jérémy Marciacq, Vorsitzender des Gruyère Space Program: Das Ziel des Projekts sei, „unter Beweis zu stellen, dass Studenten noch vor privaten Unternehmen oder Raumfahrtbehörden einen wiederverwendbaren Raketendemonstrator fliegen können“, wie europeanspaceflight.com den Studenten zitiert. Das ist der kleinen Gruppe gelungen, die ihre Arbeit laut Golem mittlerweile in das Startup Pave Space übergehen ließ.
Am Ende bleibt eigentlich nur noch die Frage, warum ein Käse mitgeflogen ist, wie auf dem Video des Manövers zu erkennen ist. Auf Nachfrage eines Followers auf X wurde immerhin bestätigt, um welche Käsesorte es sich handelte: Gruyère – passend zum Namen des Projekts also.