Der Bau von Fusionsreaktoren in der eigenen Wohnung scheint sich derzeit zu einem Trend zu mausern. Im vergangenen Jahr etwa hatte die Ingenieurin Olivia Li in ihrer Wohnung in New York einen solchen Reaktor konstruiert.
Expertin lobt Fusor-Projekt
Auf ihren Erfolgen baut die Arbeit des kanadischen Studenten Hudhayfa Nazoordeen von der Universität in Waterloo auf, wie Golem berichtet. Und Li ist voll des Lobes für Nazoordeen. Während viele Personen zwar vom Bau eines Fusionsreaktors begeistert gewesen seien, sei Nazoordeen der einzige, der es tatsächlich getan hat, erklärte die Wissenschaftlerin.
Dabei waren Nazoordeens Voraussetzungen eher schlecht, wenn man seinen per X geteilten Berichten über den Projektfortschritt Glauben schenkt. Denn er habe im Vorfeld keinerlei Erfahrung mit Hardware-Projekten gehabt.
Fusionsreaktor bauen: Anleitungen im Netz
Dafür konnte Nazoordeen auf eine große Anzahl an Anleitungen im Internet und detaillierten Ratschlägen in Foren zugreifen. Zudem trat er in Kontakt mit einer Reihe von Nuklearphysiker:innen.
Anschließend besorgte er sich die notwendigen Bauteile via Internet, etwa auf eBay, oder in regionalen Elektrofachmärkten. Das Ganze kostete ihn rund 2.000 kanadische Dollar.
Dass gerade sein Projekt letztlich aber so viel mediale Aufmerksamkeit erhält, dürfte an einem besonderen Detail liegen: Nazoordeen nutzte den ChatGPT-Rivalen Claude.
Student nutzt KI-Chatbot für Bau
Er habe ihn mit all seinen Datenblättern gefüttert und der KI-Chatbot habe ihm sehr geholfen, so Nazoordeen gegenüber einer Regionalzeitung aus Waterloo. Claude leitete den Studenten beim Bau des Reaktors Schritt für Schritt an.
Der Bau des Mini-Fusionsreaktors dauerte rund vier Wochen. Der Prozess wurde vor allem dadurch aufgehalten, dass einige der via Internet besorgten Teile defekt waren oder schlicht nicht zusammenpassten.
Der nervigste Teil des Projekts sei aber der Bau des Vakuumsystems gewesen. Hier musste Nazoordeen einige winzige Lecks abdichten, was ihn mehrere Tage kostete. Letztlich galt es, ein Endvakuum von 25 Mikron zu erreichen – was der Student auch schaffte.
Fusor leuchtet, aber Kernfusion misslingt
Was nicht gelang: eine Kernfusion und damit Energieerzeugung. Das lag vor allem daran, dass Nazoordeen statt Deuterium Luft als Brennstoff verwendete. Immerhin sorgten die kollidierenden Luftpartikel und -moleküle für einen schönen Leuchteffekt.
Nazoordeen will aber nicht aufgeben. Nach dem Bau dieses Demo-Reaktors ist ein echter Fusor geplant. Hierfür müsse lediglich noch die entsprechende Finanzierung sichergestellt werden. Auch dieses Projekt will der Student wieder in seiner Wohnung über die Bühne bringen.